Zwei Jahre nach dem Blutbad
Über zwei Jahre nach den blutigen Anschlägen auf vier Madrider Nahverkehrszüge hat die spanische Justiz Anklage gegen insgesamt 29 Verdächtige erhoben. Bei den Attentaten am 11. März 2004 waren 191 Menschen getötet und über 1.500 verletzt worden.
Madrid – Wie aus der 1460 Seiten starken Anklageschrift des leitenden Untersuchungsrichters Juan del Olmo ersichtlich ist, sollen sich die mutmaßlichen Täter zwar die Ideologie und Vorgehensweise der islamistischen Terrororganisation Al Quaida zum Vorbild genommen, nicht aber in direktem Kontakt zu ihr gestanden haben.
Die sechs Hauptverdächtigen, vier Marokkaner, ein Ägypter und ein Spanier, sind des Mordes in 191 Fällen sowie des versuchten Mordes in 1.755 Fällen angeklagt. Es wird davon ausgegangen, dass die Staatsanwaltschaft Haftstrafen von Tausenden von Jahren für sie beantragt. Außerdem verlangt der Richter über 450 Millionen Euro Entschädigungen und Schmerzensgeld für die Opfer.
Die mutmaßlichen Anführer der Terrorgruppe sowie weitere Hauptverdächtige sollen sich nach Vermutungen der Vermittler etwa drei Wochen nach den Anschlägen im Madrider Stadtteil Leganés in die Luft gesprengt haben.
Prozessbeginn soll in den ersten Monaten des kommenden Jahres sein.
Kein Spur von ETA
Gänzlich ausgeschlossen wurde in der Anklageschrift erneut nachdrücklich jegliche Verbindung zur baskischen Terrororganisation ETA. Die einzige Verbindung zu einer Terrororganisation, die überhaupt nachgewiesen werden konnte, habe zu der Islamistischen Gruppe Marokkanischer Kämpfer (GICM) bestanden, heißt es unter anderem.
In den chaotischen Tagen nach den Attentaten hatte die damalige konservative Regierung unter José María Aznar verdächtig lange an der These festgehalten, dass die ETA für die Anschläge verantwortlich sei. Während für den Rest der Welt schon längst feststand, dass die baskischen Terroristen nichts mit den Attentaten zu tun haben können, beharrte die Regierung weiter unbeirrt auf ihrer abwegigen Vermutung.
Dies wird mit als einer der Gründe für die überraschende und niederschmetternde Niederlage der Konservativen (PP) bei den vier Tage nach den Anschlägen stattgefundenen Parlamentswahlen angesehen. Dennoch stellten die Konservativen erneut öffentlich die Anklage in Frage, da diese keine Verbindung zur ETA hergestellt habe.
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