Banco Santander verkauft zwei Wohntürme in Añaza und will zuvor die Mieter loswerden. Die Behörden drohen mit Abzug ihrer Guthaben und erreichen einen Kompromiss
Teneriffa – Der Schrecken sitzt tief: 358 Mieter zweier Wohngebäude im Ortsteil Añaza von Santa Cruz erhielten Anfang Oktober Anrufe vom Eigentümer der Wohnungen, der Santanderbank, durch die ihnen mitgeteilt wurde, dass ihre Mietverträge nicht verlängert würden und sie 30 Tage Zeit hätten, auszuziehen. Einige wurden informiert, dass bereits eine Verhandlung zur Zwangsräumung stattgefunden habe und per richterlichem Beschluss ein Räumungstermin für Anfang November angesetzt sei. Nur 66 Mieter, für deren Wohnungen ein Sozialabkommen mit der Stadt Santa Cruz besteht, blieben von der Kündigung verschont. Ihnen wurde lediglich mitgeteilt, dass ihre Wohnungen verkauft würden.
In Anbetracht der Tatsache, dass in Añaza größtenteils Geringverdiener, Sozialleistungsempfänger und Rentner leben, die sich die Kosten von Umzug, Mietsicherheiten und möglicherweise erhöhter Miete nicht leisten können und dass der Mietwohnungsmarkt der Insel nicht auf einen Schlag über dreihundert bezahlbare Wohnungen bereitstellen kann, würden die meisten dieser Familien durch die angestrebte Zwangsräumung in die Obdachlosigkeit geraten.
Die Vorgehensweise der Bank ist nicht nur in sozialer Hinsicht zweifelhaft, sondern auch in juristischer, denn die Gebäude wurden auf öffentlichem Grund- und Boden errichtet und benötigen deshalb für einen Verkauf die Zustimmung der Kanarenregierung.
José Manuel Bermúdez, der Bürgermeister von Santa Cruz, erklärte sofort nach Bekanntwerden der Massenkündigungen, die Stadt werde die betroffenen Familien nicht im Stich lassen. Er forderte die Banco Santander auf, die Räumungen zu stoppen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Die Bank reagierte jedoch zunächst nicht auf diese Aufforderung. Daraufhin kündigte Bermúdez an, die Stadtverwaltung werde zwei Millionen Euro Guthaben von der Bank abziehen. Das Cabildo zeigte sich ebenfalls solidarisch, indem Inselpräsident Carlos Alonso ankündigte, 27 Millionen Euro abzuziehen.
Im weiteren Verlauf der Ereignisse erhoben die Bürgerplattform der von Zwangsräumung Betroffenen, PAH, und eine Gruppe von Mietern Klage gegen das Geldinstitut wegen des Verdachts auf illegale Vorgehensweise bei den Kündigungs- und Räumungsvorgängen und beim Verkauf der Wohnblöcke an den US-Investmentfonds Cerberus. Immerhin hätten die Wohnungen zuerst den Mietern und der Kanarenregierung angeboten werden müssen. Geklagt wurde auch wegen mutmaßlicher Bedrohung der Mieter.
Erst zwei Wochen nach den ersten Aufforderungen zeigte sich die Bank aufgrund des steigenden Drucks zu Gesprächen mit der Stadt- und der Inselregierung bereit.
Schließlich schaltete sich auch Kanarenpräsident Fernando Clavijo ein und traf sich in Madrid mit dem Länderbereichsleiter der Santanderbank, Rami Aboukhair. Bei diesem Treffen kam es zu einer Einigung, und es wurde eine Vorvereinbarung getroffen, die vorsieht, dass die Kanarenregierung die beiden Wohngebäude kaufen wird.
Bürgermeister Bermúdez und die Mieter aus Añaza forderten auf diese gute Nachricht hin die Bank auf, die gerichtlichen Räumungsverfahren zu stoppen, um die betroffenen Familien zu beruhigen. Bei Redaktionsschluss lagen noch keine Erkenntnisse darüber vor, ob die Bank dieser Aufforderung nachkommen wird.
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