Makro-Umfrage statt Volksbefragung
In dem erbitterten Streit zwischen Regional- und Zentralregierung um die Probebohrungen des Ölkonzerns Repsol hatte letztere zunächst einen Sieg errungen als das Verfassungsgericht die geplante Volksbefragung vorläufig stoppte. Kanarenpräsident Paulino Rivero, der die öffentliche Meinung hinter sich weiß, ließ sich jedoch nicht entmutigen und zumindest eine groß angelegte Umfrage durchführen. Dabei zeigte sich, dass mit 75,4% eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung gegen eine zukünftige Förderung von Erdöl in den Gewässern der Kanaren eingestellt ist.
Ungeachtet dessen führt das Bohrschiff Rowan Renaissance, dessen Einsatz den Repsol-Konzern täglich eine Million Euro kostet, die Sondierung durch. Offenbar verläuft die Bohrung am Meeresgrund, 60 Kilometer vor Lanzarote, bisher planmäßig. Umweltschützer und Privatleute machen unermüdlich mobil gegen die Bohrung. Eine Flotte von hundert Privatbooten, welche den Protest bis auf eine Meile an das Bohrschiff herantragen sollte, konnte jedoch zunächst wegen der Herbststürme nicht auslaufen.
Die Makro-Umfrage, welche die Kanarenregierung zwischen dem 7. und 19. November durch die beiden kanarischen Universitäten durchführen ließ, hat ein eindeutiges Ergebnis erbracht. Von den 2.775 Befragten über 16 Jahren sprachen sich 75,4% gegen die Suche nach Erdöl und Erdgas auf den Kanaren aus, 15,4% waren dafür und 9% zeigten sich unentschlossen. Die Umfrage ist ein Ersatz für die Volksbefragung, die eigentlich am 23. November durchgeführt verden sollte, jedoch vom Verfassungsgericht mittels einstweiliger Verfügung ausgesetzt wurde. Am 23-N, wie der Tag nun genannt wird, fand stattdessen ein offizieller Akt im Amtssitz des Präsidenten in Santa Cruz statt, bei dem 20 Künstler und Wissenschaftler ein Manifest gegen die Ölsondierungen unterschrieben. Für die Unterzeichner sprach der bekannte „grancanarische“ Maler Pepe Dámaso, der trotz schwerer Krankheit erschienen war.
Der Widerstand aus den Reihen der Bevölkerung und der Umweltorganisationen geht indessen ebenfalls weiter. Greenpeace hat 50.000 Euro Kaution hinterlegt, um das kürzlich beschlagnahmte Kampagnenschiff Arctic Sunrise wieder einsetzen zu können. Für den letzten Sonntag im November war eine Flotte aus 100 privaten Booten organisiert worden, die hinausfahren und außerhalb des Sicherheitsperimeters von einer Seemeile um das Bohrschiff „Rowan Ranaissance“ eine Art Umwelt-Mahnwache abhalten sollte. Die Flotte wurde auf den Namen „Sandia“ getauft, nach der Bezeichnung, die Repsol seinem kanarischen Ölsuche-Projekt gegeben hat. Regenstürme und hoher Seegang verhinderten das Auslaufen der Boote, doch die Aktion soll auf jeden Fall noch stattfinden. Auch für das darauffolgende Wochenende sind Stürme vorausgesagt, sodass noch nicht sicher ist, wann es losgehen kann.
Die junge Aktivistin Matilda Brunetti, die bei den Kollisionen der Boote der Marine mit den Greenpeace-Schlauchbooten einen offenen Beinbruch erlitt, konnte das Krankenhaus nach ein paar Tagen verlassen und erholt sich nun in ihrer Heimat Italien.
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