8. Dezember: Maria Shopping – oder was???


Gedanken für mich ­– Augenblicke für Gott

Vielen von uns ist noch bewusst: 8. Dezember, da ist doch was. Na klar, Maria Empfängnis! Früher war das auch im deutschsprachigen Raum einmal generell ein Feiertag, heute ist das nur noch in den südeuropäischen Ländern – wie auch hier in Spanien – der Fall. Warum?

Weil vielleicht viele gar nicht mehr wissen, was wir da eigentlich feiern. Und so hat der Handel ganz schnell entdeckt, dass man doch im Vorlauf auf Weihnachten hin, diesen Tag in einen Einkaufstag umwidmen – oder sollte ich besser sagen: im wahrsten Sinne des Wortes „um-münzen“ kann. Was auch hier auf den Kanaren durchaus der Fall ist. Wie aber konnte es so weit kommen?

Nicht nur Kirchenfernstehende sagen in Bezug auf dieses Fest oft: „Das ist doch eigenartig. Da feiert die Kirche am 8. Dezember das Fest der Empfängnis und am 25. Dezember die Geburt Jesu. Schwangerschaft im Schnelldurchlauf. Statt 9 Monate einfach mal nur 17 Tage. Haben sich da die Verantwortlichen nicht ganz gewaltig verrechnet?“ Da gebe ich allen recht, die der Meinung sind, dass wir an diesem Tag die Verkündigung Mariens feiern. Das ist aber nicht der Fall, denn die feiern wir am 25. März – also exakt 9 Monate vor Weihnachten. Was aber hat es dann mit diesem 8. Dezember auf sich? Was feiern wir da? Dieses Fest, das in seinem vollen Wortlaut: „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria“ oder im Volksmund „Maria Empfängnis“ heißt, will sagen, dass Maria von allem Anfang ihres irdischen Lebens an, mit ganz besonderen Gnadengaben ausgestattet war. Und nachdem wir am 8. September die Geburt Mariens feiern, ist jetzt auch klar, weshalb dieses Fest am 8. Dezember gefeiert werden muss – also 9 Monate vorher….

Was ist nun aber das Besondere an Maria? Und dazu möchte ich ein klein wenig mehr ausholen. Die älteste Erwähnung der Mutter Jesu findet sich im Paulusbrief an die Galater um das Jahr 50. Paulus weiß offenbar weder ihren Namen noch ihre Herkunft. Er weiß nichts von einer wundersamen Engelsbotschaft, sondern will einzig und allein zum Ausdruck bringen, dass Jesus, der Erlöser, von einer Frau geboren wurde wie alle Menschen. Von Markus, der das erste Evangelium schreibt, erfahren wir nur so viel: „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria…“ und eine weitere Stelle spricht davon, dass die eigene Mutter ihren Sohn mit dem Druck der ganzen Sippe nach Hause zurückholen will, weil sie allesamt davon überzeugt sind, dass Jesus völlig aus der Art geschlagen bzw. vielleicht sogar verrückt sei.

Die überschwängliche Verkündigung der Magd, Jungfrau und Mutter zielte in der Kirche immer auf Demut, Glaubensgehorsam und Opferbereitschaft. Das waren die großen und vor allem die nachahmenswerten Tugenden Mariens. Ich erinnere mich an einen Einkehrtag, den ich für Frauen gehalten habe. Da kamen wir auf den „Engel des Herrn“ zu sprechen, und da heißt es ja im ersten Satz: „Der Engel des Herrn brachte Maria die Botschaft, und sie empfing vom Heiligen Geist.“ Falsch, wurde mit Recht von den Frauen gesagt, denn das einfache Mädchen Maria setzte sich zuvor mehr als kritisch mit dieser Botschaft auseinander. Sie sagt eben nicht gleich „Ja und Amen“. Aber sie spürt, dass Gott einen eigenen, einen ganz besonderen Plan mit ihr hat. Dazu bietet er ihr keine Sicherheiten an, sondern verlangt stattdessen ihr ganzes Vertrauen. Und Maria? Sie lässt sich darauf ein. Obwohl ihr bewusst ist, was die Menschen hinter vorgehaltener Hand über sie tuscheln werden; obwohl sie nicht weiß, wie Josef auf die Botschaft reagieren wird; aber sie sagt Ja zur Menschwerdung Gottes durch sie, das junge Mädchen von Nazareth, auch wenn ihr die ganze Tragweite ihrer Zusage zu dem Zeitpunkt sicherlich nicht bewusst ist. Das Vertrauen auf und in Gott ist bei Maria stärker als alle Angst vor der Unsicherheit und vor der Bosheit der Menschen. Dieses uneingeschränkte Ja zu Gott, das ist das Besondere an Maria. Und dafür braucht es auch besondere Gnaden, eine besondere Portion Mut und auch Entschlossenheit. So aber erfahren wir sie als eine freie, selbstbewusste Frau, die der Liebe Gottes in einem Maß vertraut, wie es für uns nur vorbildlich sein kann. 

Im Alten Bund gab es den Ehrentitel „Knecht des Herrn“ für einen ganz besonderen Menschen. Sollte es da bei der „Magd des Herrn“ anders sein? Ich wage es mir gar nicht auszudenken, wenn sich in der Kirche das Selbstbewusstsein von Maria durchgesetzt hätte. Die ganzen autoritären Strukturen bis hin zur Disqualifikation der Frau wären wohl unmöglich gewesen.

Herzlichst Ihr

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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