Gema Hassen-Bey schaffte es mit ihrem Rollstuhl bis auf 3.000 Meter
Teneriffa – Gema Hassen-Bey hält nichts von Limits. Die Integration behinderter Menschen in sportlichen und künstlerischen Disziplinen hat sich die spanische Sportlerin, Mitglied der Paralympischen Mannschaft Spaniens und Medaillengewinnerin, auf die Fahne geschrieben. Seit sie nach einem Verkehrsunfall im Alter von vier Jahren an den Rollstuhl gefesselt wurde, ist ihr Leben voller Hindernisse. Diese zu überwinden und anderen Menschen in ähnlicher Situation zu zeigen, dass es möglich ist, wurde für die stets positive Journalistin, Sportlerin, Schauspielerin, Musikerin und Moderatorin zum Lebensinhalt.
Seit mehreren Jahren bereitet sich Gema nun schon auf ihre größte Herausforderung vor. Sie möchte als erste Frau der Welt mit dem Rollstuhl – einer Spezialanfertigung für diesen Zweck – das Dach Afrikas, den Kilimandscharo (5.895 m) erobern. An diesen Plänen konnte auch die Diagnose Brustkrebs vor etwas mehr als einem Jahr nichts ändern. „Das passt mir sehr schlecht, denn ich will den Kilimandscharo besteigen“, erwiderte die heute 50-Jährige, als die Onkologin sie mit der Diagnose konfrontierte. Gema hat ihr Leben lang gekämpft, und so stellte sie sich auch der Krankheit. „Ich dachte mir, es ist ein weiterer Gipfel, den es zu erklimmen gilt, und so habe ich alle negativen Gedanken verdrängt und darauf hingearbeitet, die Krankheit zu überwinden. Später sagten mir die Ärzte, meine mentale Stärke sei dafür ausschlaggebend gewesen“, erzählte Gema der spanischen Sportzeitung „Marca“. Nach einer erfolgreichen Operation nahm sie das Training wieder auf, um ihrem Ziel, dem Kilimandscharo, näher zu kommen.
Im Rahmen des intensiven Trainings und der Vorbereitungen für die Besteigung des Kilimandscharo hat die paralympische Athletin (Medaille im Fechten) Anfang November einen weiteren Meilenstein erreicht. Als erste Frau im Rollstuhl bezwang sie auf Teneriffa den 3.718 m hohen Teide. Dass dies in einem Rollstuhl überhaupt möglich ist, könnte man angesichts des steinigen und steilen Weges mit einer Neigung von bis zu 60% und den rund 200 Steinstufen bezweifeln, doch Zweifeln kommt für die Kämpfernatur Gema Hassen-Bey nicht infrage. Mit einem Team von Helfern startete sie am 31. Oktober am Fuße des Teide. Zehn Tage lang war die besondere Expedition auf dem Vulkan unterwegs. Gema benutzte drei verschiedene Fortbewegungsmittel. Den ersten Streckenabschnitt über Montaña Blanca legte sie mit ihrem Handbike zurück, danach kam ein ähnliches Gefährt zum Einsatz, das sie an Seilen, die von Teammitgliedern gehalten wurden, über die enormen Steigungen und die Treppen hochzog. Die letzte Etappe legte sie auf einer Art Bahre mit kleinen Rädern, die auf Schienen vorwärtsbewegt wird, zurück. Die gesamte Strecke bewältigte Gema nur mit der Kraft ihrer Arme, die sie entweder am Handbike oder am Seil einsetzte.
Obwohl sie nach zwölf Tagen hartem Kampf den Gipfel nicht erreichte und die Aktion 718 Meter unter der Spitze des Teide abbrechen musste, ist ihre Leistung doch ebenso gewaltig wie der Berg selbst.
An der Bergstation des Teide bekam die Heldin Besuch von Bergsteiger Carlos Soria (75), der auf mehreren Achttausendern den Altersrekord hält und daran arbeitet, der älteste Mensch zu sein, der die 14 höchsten Berge der Erde erklimmt. Gemeinsam mit ihm feierte Gema erschöpft aber glücklich ihren Erfolg.
Ihre erfolgreiche Besteigung des Teide widmete Gema allen Menschen, die gegen den Krebs kämpfen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]