Streifzüge – ein Museum erzählt: Ähnlich und doch verschieden


Standort: Área 1 – Origen y Naturaleza del Archipielago Canario, 1. Saal (Ende)

Der Lebenslauf vulkanischer Inseln folgt einem bestimmten Muster, sofern sie nicht vorzeitig unter ihrem eigenen Gewicht im Meer versinken, so wie die Hawaii-Inseln. Deren Vulkanismus ähnelt stark dem kanarischen. Allerdings ist die ozeanische Kruste unter ihnen mit etwa 3 km Dicke zu schwach für die aufgetürmte Last und wird nach unten gedrückt. Die noch jungen Inseln dort sinken allmählich unter die Meeresoberfläche. Sie können daher nur etwa 2 Millionen Jahre alt werden, ein Umstand, der amerikanische Vulkanologen etwas neidisch auf die Kanarischen Inseln blicken lässt. Hier ist die ozeanische Kruste gut 2 km dicker und stabil genug. Die Kanaren versinken nicht im Meer und werden daher älter als 20 Millionen Jahre. Genug Zeit, um zu zeigen, wie solche Inseln wachsen, reifen und vergehen. 

Was der Vulkanismus aufgebaut hat, wird durch Erosion geformt und abgetragen. Die drei kleinen westlichen Inseln sind noch im Aufbau, wobei sich La Gomera gerade in einer Ruhephase befindet und scheinbar vulkanisch tot ist. Jedoch haben Geologen längst herausgefunden, dass solch eine Phase des vermeintlichen Stillstands auf allen unseren Inseln stattgefunden hat, außer auf La Palma und El Hierro, die dafür noch zu jung sind. Sie haben diesen Zustand noch vor sich. Nach solch einer Ruhephase lebt die vulkanische Aktivität dann wieder auf. Teneriffa befindet sich am Ende dieses zweiten aktiven Abschnitts und damit auf dem Höhepunkt seiner möglichen vulkanischen Entwicklung. Das drückt sich auch unmittelbar in seiner tatsächlichen Höhe aus. Die drei östlichen Inseln befinden sich schon lange jenseits des Scheitelpunkts der Entwicklungskurve und werden vorwiegend wieder abgetragen. Weil auf Gran Canaria die Erosion schon einige Millionen Jahre länger wirkt als auf Teneriffa, sind dort die Schluchten viel tiefer und breiter. Lanzarote und Fuerteventura sind schon so alt, dass dort kaum noch höhere Bergrücken vorhanden sind, die benachbarte Schluchten oder Täler voneinander trennen könnten.

Man kann sich kaum vorstellen, dass die östlichen Inseln einmal ähnlich hoch gewesen sind wie Teneriffa heute. Irgendwann in weiter Zukunft wird Teneriffa den heutigen östlichen Inseln ähneln, die es dann möglicherweise gar nicht mehr alle gibt, während La Palma und El Hierro Teide-Höhe erreichen werden. Davor wird aber noch La Gomera die Höchste sein.

Entlang ihrer Entwicklung erhalten vulkanische Inseln vielfältige und sehr unterschiedliche Landschaften: Eruptionskegel mit erstarrten Lavaströmen, Aschefelder in verschiedensten Farben, Schluchten und Geröllhalden, Klippen, Höhlen, Abbruchkanten und Vieles mehr.  Die Fotosammlung an den Wänden im letzten Abschnitt des Saales zeigt dies in vielen Beispielen. Sie sind keineswegs erschöpfend. Die Reichhaltigkeit der kanarischen Landschaften lässt sich auf 34 Bildern nur andeuten. Dass fast ein Drittel von ihnen von Teneriffa stammt, könnte dem Lokalpatriotismus der Ausstellungsmacher geschuldet sein. Aber vergessen wir nicht: Die größte und höchste der Kanareninseln befindet sich auf dem Höhepunkt der Entwicklung. Daher ist sie vielgestaltiger als ihre Schwesterinseln.

(Fortsetzung folgt. Nächstes Thema: Von der Schwierigkeit, eine Insel zu erreichen und zu besiedeln)

Michael von Levetzow

Tenerife on Top

Das Museo de la Naturaleza y del Hombre befindet sich in Santa Cruz in der Calle Fuente Morales gegenüber der Kirche Nuestra Señora de la Concepción, unterhalb des TEA.

Öffnungszeiten: Di.-Sa. 9.00 – 20.00 Uhr; So., Mo. und Feiertage 10.00 – 17.00 Uhr.

Eintrittspreise: 5 € (Residenten 3 €); Senioren ab 65 Jahre 3,50 € (Residenten 2,50 €); Kinder unter 8 Jahren frei.

Freier Eintritt jeden Fr. u. Sa. 16.00 – 20.00 Uhr (falls Feiertag 13.00 – 17.00 Uhr)

Audioguides in deutscher Sprache gibt es an der Kasse.

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