Der Großteil der in den sechs Haftanstalten der Inseln beschäftigten Beamten schloss sich den landesweiten Protesten an
Kanarische Inseln – Die Justizvollzugsbeamten auf den Kanarischen Inseln haben sich den landesweiten Protesten angeschlossen. Im Oktober und auch im November fanden durch die Gewerkschaften angekündigte Streiks statt. Unter dem Motto „Wenn du mich im Stich lässt, kann das meinen Tod bedeuten“ (Tu abandono me puede matar) fordern die Beamten dieser Berufsgruppe Maßnahmen, um ihre Gehälter anzugleichen, freie Stellen zu besetzen, um die Arbeitsbelastung zu reduzieren, eine umfangreichere Ausbildung und mehr Sicherheit.
Obwohl die meisten von ihnen aus Angst vor Vergeltungsmaßnahmen unerkannt bleiben wollen, geht aus zahlreichen Berichten hervor, dass die Beamten fast täglich Angriffen und Drohungen ausgesetzt sind. Um der psychischen und physischen Belastung standhalten zu können, fordern sie eine bessere Ausbildung. Sowohl in Sachen Selbstverteidigung als auch in Erste-Hilfe.
Außerdem verlangen sie die Erweiterung ihres Beamtenstatus auf „Agente de la Autoridad“, wodurch sie sich eine Verbesserung ihrer persönlichen Sicherheit versprechen. Bislang gelten die Justizvollzugsbeamten, auf Spanisch „funcionarios de prisiones“, nicht als solche, was sie in ihrer Autorität einschränkt und das Eingreifen bei Prügeleien erschwert. Sie verstehen nicht, weshalb neben den Sicherheitskräften auch Richter, Staatsanwälte, Ärzte und Dozenten als „Agente de la Autoridad“ auftreten, während sie sich täglich Bedrohungen und Angriffen gegenübersehen und die Täter meist ungestraft davonkommen. „Wenn es keine feststellbare Verletzung gibt oder Blut fließt, gilt es nicht als Angriff“, erklärt ein Beamter eines kanarischen Gefängnisses. Die Ausrüstung der Beamten besteht aus einem Kugelschreiber, mit dem sie Verstöße notieren, und einem Funkgerät, mit dem sie bei Bedarf Verstärkung anfordern können.
179 unbesetzte Stellen auf den Kanaren
Eine der Hauptforderungen der Gefängnisbeamten ist es, endlich die offenen Stellen zu besetzen. Spanienweit fehlen in den Haftanstalten 3.479 Beamte, in den sechs Gefängnissen auf den Kanaren sind es 179 offene Stellen. Für die 1.304 Justizvollzugsbeamten, die in den kanarischen JVAs ihren Dienst verrichten, bedeute der Personalmangel ständige Überbelastung. Gewerkschaften warnen, dass die akute Personalknappheit und das steigende Durchschnittsalter der Beschäftigten zu einem „Kollaps“ des Systems führen könnte.
Im Gefängnis Tenerife II in La Esperanza auf Teneriffa, das ursprünglich in den 80er-Jahren für etwa 770 Häftlinge gebaut wurde, sind heute zwischen 900 und 1.000 Personen inhaftiert. Gleichzeitig fehlen rund 50 Beamte für den Vollzugsdienst.
Angriff auf JVA-Beamte
Ende November ereignete sich im Gefängnis Tenerife II erneut ein Angriff auf zwei JVA-Beamte. Ein 30-jähriger Insasse marokkanischer Abstammung versuchte bei der Essensausgabe zunächst, einem der Wärter Kopfstöße zu versetzen, denen dieser ausweischen konnte, und traf ihn dann mit mehreren Faustschlägen ins Gesicht. Er wurde überwältigt und in einen Sicherheitsbereich gebracht, wo er den anderen Beamten in die Wade biss, drei Minutenlang festhielt und und ihm dadurch eine Verletzung beibrachte, die im Krankenhaus behandelt werden musste.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]