Ermahnung von hoher Stelle: Thomas Cook Vorstandschef fordert Tourismusbranche auf Teneriffa zu mehr Ausgewogenheit in der Preispolitik auf
Qualität hat ihren Preis, das ist bekannt. Allerdings wachsen bei steigenden Preisen auch die Qualitätsansprüche der Gäste. Deshalb predigen die Tourismusexperten der Inseln schon lange, dass die Branche qualitativ noch mehr wachsen muss, um die Konkurrenz abzuhängen.
Doch auch die Preise sind weiterhin ein brisantes Thema. Das bestätigte kürzlich Manny Fontenla-Novoa, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Thomas Cook AG, bei einer Pressekonferenz in Costa Adeje.
Nach einer Studie von Thomas Cook ist Teneriffa ein teures Urlaubsziel, erklärte Fontenla-Novoa kurz und bündig. Und er hatte auch gleich Beispiele von Urlaubszielen parat, die günstiger sind. Goa (Indien), Ägypten, Tunesien und die Türkei schneiden laut den Untersuchungen von Thomas Cook preislich besser ab als Teneriffa. Gemeint sind allerdings nicht (nur) die Hotelpreise bzw. die Pauschalangebote, sondern die Kosten für Serviceleistungen am Urlaubsort. Ein drei-Gänge-Menü, eine Zeitung, ein Eis oder eine Flasche Wasser kosten auf Teneriffa vergleichsweise mehr, stellte der Thomas Cook-Vorstand fest. Er empfahl umgehende Maßnahmen und die Überarbeitung der allgemeinen Preispolitik auf der Insel, um nicht das Rennen gegen nahe Konkurrenzziele zu verlieren, die in Sachen Preis-Leistung und Produkt viel zu bieten haben. Fontenla-Novoa räumte allerdings ein, dass das angebotene Tourismusprodukt –
im Süden der Insel – „nicht schlecht ist“. Dennoch stellen die Gäste fest, dass die Preise für Artikel und Dienstleistungen am Urlaubsziel teuer sind.
Der Vorstandschef des Tourismuskonzerns riet zur Zusammenarbeit von Hoteliers und Reiseveranstaltern zur Preisstabilisierung. Des Weiteren sei eine Ausdehnung des All inclusive-Angebots auf der Insel notwendig, denn die Nachfrage nach dieser Urlaubsvariante habe allein auf Teneriffa um 29 % zugenommen. Gerade für die britischen Konsumenten werde 2010 voraussichtlich noch teurer werden, etwa um 15 %, bedingt durch den belasteten Pfund-Kurs. Da 40 % der britischen Urlauber All inclusive-Ferien buchen, sei es für Teneriffa wichtig, dieses Segment weiter auszubauen, mahnt Thomas Cook.
Abschließend stellte Manny Fontenla-Novoa fest, dass die Buchungslage in diesem Winter weiterhin stark von den Preisen am Zielort, von der Qualität und dem angebotenen Produkt abhängen wird. „Wenn 2010 die Marktbedingungen unverändert bleiben, werden die Urlauber wieder bis zum letzten Moment mit der Buchung abwarten“, erklärte er und fügte hinzu: „Wir sind besorgt, denn wenn keine Maßnahmen von Regierungsseite erfolgen, könnte die Zahl der Touristen, die die Insel besuchen, um weitere 15 bis 20 % sinken.“
Thomas Cook hat in diesem Sommer 50 % aller Teneriffa-Pauschlareisen von Großbritannien aus verkauft. 22 Millionen Kunden buchen jährlich ihren Urlaub bei Thomas Cook, vier Millionen davon fliegen nach Spanien.
Hoteliers halten Preissenkungen ohne Qualitätsminderung nicht für möglich
Die Vertreter der Tourismusbranche auf Teneriffa waren sich nach der Ermahnung durch Manny Fontenla-Novoa einig darüber, dass die Kanaren und speziell Teneriffa zwar als teure Urlaubsziele gelten können, jedoch ein Wettbewerb mit den von Fontenla-Novoa aufgeführten Konkurrenzzielen auf preispolitischer Ebene nicht möglich ist. Vielmehr müssten sich die Kanaren im Wettbewerb durch noch mehr Qualität von der Konkurrenz abheben, meinen die Hoteliers. Der Präsident des Hotelierverbands der Provinz Teneriffa, José Fernando Cabrera, erklärte dazu: „Wir Tourismusverbände wiederholen seit zwei Jahren, dass wir an Wettbewerbsfähigkeit auf den traditionellen internationalen Märkten wie Deutschland und Großbritannien einbüßen – nicht so sehr, weil wir teuer sind, sondern weil die Gäste in anderen Urlaubsgebieten mehr Leistung für jeden ausgegebenen Euro erhalten.“ Darum sei Qualität die einzige Waffe, um die Führungsposition im Tourismus zurückzugewinnen. José Ignacio Alonso vom Provinzverband der Reisebüros merkte dazu an: „Es stimmt, dass wir ein teures Ziel sind, denn wir gehören zur Europäischen Union und haben entsprechend hohe Sozialkosten.“
Kommentar
Nicht überall ist Teneriffa teuer. Aber richtig ist, dass in den Tourismusmetropolen Urlauber oft auf unerwartet hohe Preise stoßen. Wenn die Kosten für einen Kaffee, eine Cola oder ein Bier die Preise in der Heimat übersteigen, dann haben die meisten Urlauber kein Verständnis dafür. Dass im Supermarkt heute auf den Kanaren viele Artikel teurer sind als in Deutschland, das wissen Residenten, und dagegen kann so schnell nichts unternommen werden. Was allerdings vermeidbar wäre, sind überteuerte Leistungen wie zum Beispiel bei der Miete von Strandliegen und Sonnenschirmen. An bestimmten Inselstränden, vorzugsweise in der Nähe der Luxushotels im Süden, werden teils horrende Preise
verlangt. In unmittelbarer Strandnähe kann es auch sein, dass im Café ein Stück Apfelkuchen sieben Euro kosten soll oder der Gast nach dem Verzehr einer Flasche Bier ausländischer Herstellung in einer Strandbar über eine Rechnung von fünf Euro staunt. Da lehnen auch wohlhabende Gäste dankend ab, denn es sollte nicht vegessen werden, dass auch kaufkräftige Kunden rechnen können. Wer sich abgezockt fühlt, nimmt eine schlechte Erinnerung mit. Deshalb sollten die Tourismusverantwortlichen der Insel vielleicht auch in die preispolitische Schulung der mit dem Tourismus zusammenhängenden Gewerbe investieren.
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