Seit 1941 war die Differenz zwischen Geburten und Todesfällen nicht so hoch wie im ersten Halbjahr 2018
Madrid – Die seit Jahren bestehende Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen hat im ersten Halbjahr 2018 einen Rekordstand erreicht, wie das Nationale Statistikinstitut (INE) ermittelte. Seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1941 wurden noch nie so wenig Geburten (179.794) und so viele Todesfälle (226.384) verzeichnet.
Die negative Bilanz von Geburten bzw. der höheren Anzahl an Sterbefällen belief sich auf 46.590.
Diego Ramiro, Leiter der Abteilung „Bevölkerung“ am Institut für Wirtschaft, Geografie und Demografie (IEGD-CSIC), erklärte, es sei nicht überraschend, dass die Zahl der Geburten seit Jahren zurückgehe. Die Frauen in gebärfähigem Alter seien nach 1978 geboren, also in geburtenschwachen Jahrgängen, sodass heute auch die Zahl der Frauen, die schwanger werden könnten, geringer sei. Seit 1981 liegt die Geburtenrate weit unter 2,1 Neugeborenen je Frau, das Minimum, um einen stabilen Generationswechsel zu garantieren. Derzeit liegt die Rate bei 1,3 Kindern pro Frau mit der Folge, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung zunimmt und diese immer älter wird. Damit wächst der Druck auf die Jungen, die Älteren versorgen zu müssen, ständig.
Eine wichtige Rolle spiele außerdem, dass die Paare den Zeitpunkt für das erste Baby hinauszögerten, womit auch die Chance auf weiteren Nachwuchs sinke, wie Daniel Devolder vom Zentrum für Demografische Studien der Autonomen Universität Barcelona hervorhob. Im Jahr 2017 waren die erstgebärenden Mütter durchschnittlich 32,1 Jahre alt. „Der Anstieg des Alters für das erste Baby ist das größte Problem für die Fruchtbarkeit in Spanien,“ versicherte Devolder.
Laut Ramiro haben Studien des Forschungs- und Wissenschaftsrates (Consejo Superior de Investigaciones Científicas, CSIC) nachgewiesen, dass die Wirtschaftskrise die Fruchtbarkeit bei Angestellten mit zeitlich begrenzten Arbeitsverträgen und bei Arbeitslosen drastisch gesenkt hat. Um diese wieder zu erhöhen, sei es notwendig, den Paaren mittelfristig stärkere finanzielle Sicherheit zu verschaffen.
Im Vergleich zum Vorjahr ging die Zahl der Geburten in allen Regionen zurück, am stärksten jedoch in La Rioja
(-13,7%), Extremadura (-10,3%) und in Kantabrien (-7,8%).
Die Zahl der Todesfälle stieg im ersten Halbjahr besonders auf den Kanarischen Inseln (+10,2%), in Andalusien (+5,3%) und in Kantabrien (+5,1%) an. Experten machen für den Anstieg die Grippewelle von Anfang Januar verantwortlich, die am stärksten den älteren Teil der Bevölkerung traf.
Trotz der negativen Geburtenbilanz ist jedoch die Einwohnerzahl Spaniens durch die Zuwanderung gewachsen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]