Ein Großteil der Mitarbeiter erschien in der ersten Streiknacht zum Dienst und strafte damit die Gewerkschaft UGT ab
Für die Inselbevölkerung kam die Entscheidung völlig überraschend – einen Tag vor Santa Cruz’ erster Karnevalsnacht des Jahres, am 13. Februar, kündigte die Gewerkschaft UGT einen Busfahrer-Streik an den „heißen Tagen“ an. Seit Ende Januar befanden sich die Leitung des Cabildo-eigenen Busunternehmens TITSA und die Gewerkschaften Intersindical Canarias (IC), Unión General de Trabajadores (UGT) und Comisiones Obreras (CC.OO.) in Verhandlungen über das 2012 beschlossene Arbeitsregulierungsverfahren und die damit einhergehenden Einschränkungen für die Belegschaft.
Die Gewerkschaften vertreten die Meinung, dank des gewachsenen Passagieraufkommens und der niedrigen Kraftstoffpreise könnten die das Personal betreffenden Sparmaßnahmen wieder aufgehoben werden.
Als Anfang Februar die Gespräche scheiterten, berief UGT eine Versammlung ein, um über die Durchführung eines Streiks in den Hauptkarnevalsnächten zu entscheiden. Speziell in diesen Nächten sollten zusätzliche Busse zu unüblichen Zeiten eingesetzt werden, um Tausende Karnevalisten nach Hause zu befördern. Lediglich 114 der 1.500 TITSA-Mitarbeiter erschienen am 12. Februar zur Abstimmung. Schließlich entschieden sich 83% der Anwesenden, sprich 94 Mitarbeiter, für eine nächtliche Arbeitsniederlegung am 13., 14., 16., 20. und 21. Februar zwischen 23.59 und 7.00 Uhr morgens.
UGT-Sprecher José Francisco González erklärte, die Angestellten würden nichts Außergewöhnliches verlangen, sondern nur einfordern, was ihnen zustehen. Der Gewerkschaftsvertreter bezeichnete es als „unverantwortlich“, dass die Inselregierung der Bevölkerung ihr Karnevalsvergnügen verderbe. Außerdem verlangte er zusätzlichen Schutz für die Busfahrer, die im Streik den Mindestservice abdecken müssten.
TITSA setzte umgehend einen Mindestservice von 65% für die innerstädtischen Verbindungen und die mit La Laguna, sowie von 35% für die Verbindungen mit dem Inselnorden bzw. -süden fest. Cabildo-Präsident Carlos Alonso erklärte sich offen für Verhandlungen; der zuständige Ressortleiter Manuel Ortega kündigte gegenüber einer Tageszeitung an, ab 7.00 Uhr mehr Busse und während des Streiks mehr Sicherheitspersonal zum Schutz der Busfahrer einzusetzen.
Virgilio Gómez, Sprecher der Gewerkschaft IC, welche ebenfalls und einen größeren Anteil der TITSA-Mitarbeiter vertritt, distanzierte sich von dem Streik und erklärte, dieser sei „unsolidarisch“ und würde einzig und allein dazu dienen, „Schaden zuzufügen“.
Nach der ersten Streiknacht gab TITSA bekannt, dass es kaum Einschränkungen gegeben habe. Von den 246 vorgesehenen Fahrten seien 230 planmäßig durchgeführt worden, von den 76 diensthabenden Fahrern wären bis auf vier alle erschienen. Somit seien 95% aller Fahrten – planmäßige und außerplanmäßige zum Karneval – durchgeführt worden.
Derweil unterstellte IC-Sprecher Virgilio Gómez, der Streik sei weniger aufgrund allgemeiner Belange der Belegschaft sondern vielmehr wegen der Probleme des UGT-Gewerkschaftssprechers José Francisco González ausgerufen worden. Gegen diesen sei nämlich ein Disziplinarverfahren eröffnet worden und González wolle mit den Streiks während der Karnevalsnächte Druck auf die Unternehmensleitung ausüben.
Tatsächlich bestätigte der UGT-Sprecher die Einleitung eines Verfahrens gegen seine Person, wies einen Zusammenhang mit den Streiks jedoch entschieden von sich. Warum er gerade jetzt und nicht schon früher eine solche Protestmaßnahme vorangetrieben habe, wollte er jedoch nicht darlegen.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]