Geisteskranker Mörder wurde zwei Mal aus der Psychiatrie entlassen


© EFE

Erschütterndes Verbrechen in Los Cristianos – Obdachloser ermordete und enthauptete Britin

Am 13. Mai ging die Nachricht von einem schockierenden Verbrechen auf Teneriffa um die Welt. In einem Geschäft im Urlaubsort Los Cristianos hatte ein offenbar geisteskranker Obdachloser eine Frau mit zahlreichen Messerstichen getötet und anschließend enthauptet.

Der Hergang des Verbrechens lässt schaudern. Lokalen Medienberichten zufolge betrat Deyan Valentinov Deyanov, ein 28-jähriger obdachloser Bulgare, gegen 10 Uhr einen Supermarkt in Los Cristianos, wo er den Besitzer nach einem Messer fragte. Da dieser keine in seinem Angebot führte, verließ er das Geschäft. Wenige Minuten später betrat er den chinesischen Bazar „Shun“ im Einkaufszentrum Valdés Center. Dort fand er, was er suchte, nahm verstohlen ein Messer an sich und schlenderte einen Gang entlang, vorbei an einer Kundin, der 60-jährigen Britin Jennifer Joan Mills Westley. Sein Blick blieb auf der in Los Cristianos ansässigen Rentnerin hängen. Unvermittelt wendete er sich der ihm unbekannten Frau zu und begann, auf sie einzustechen. Insgesamt 14 Messerstiche versetzte er der Hilflosen. Die Überwachungskameras des Geschäfts hielten alles fest; geschockte Augenzeugen verfolgten das Geschehen, griffen jedoch nicht ein. Schließlich trennte der Obdachlose seinem Opfer den Kopf ab. Mit dem blutenden Kopf in der einen und dem Messer in der anderen Hand verließ er das Geschäft. Mehrere Meter spazierte er seelenruhig die Straße entlang. Bis sich ein Wachmann ihm in den Weg stellte, seine Schutzwaffe zückte und ihm auf die Arme schlug. Trotzdem gelang es Deyanov, zumindest kurzzeitig die Flucht zu ergreifen. Verfolgt von dem Wachmann und einem Motorradfahrer war es schließlich ein Fußgänger, der Deyanov durch einen gezielten Tritt zu Fall brachte. Der Wach­­mann überwältigte den Flüchtenden und hielt ihn in Gewahrsam, bis die Polizei eintraf.

In den folgenden Stunden sicherte die Kriminalpolizei Beweise und befragte die Zeugen; der Leichnam der Britin wurde ins Forensische Institut überstellt. Am nächsten Tag ordnete die zuständige Richterin vom Amtsgericht Arona Untersuchungshaft ohne der Möglichkeit einer Kautionsleistung für Deyanov an. Zwei Tage später wurde er in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Nuestra Señora de la Candelaria überführt, wo er unter ständiger polizeilicher Überwachung steht. 

Drogensüchtig

Deyan Valentinov Deyanov soll seit einigen Jahren auf Teneriffa leben, war aber nicht im Einwohnermeldeamt von Arona eingetragen. Die englische Boulevardzeitung „The Sun“ berichtete, er habe zunächst im Timesharegeschäft gearbeitet, sei aber wegen Alkohol- und Drogenproblemen unfähig gewesen einen Job zu behalten. Sämtliches Geld soll er für Crack ausgegeben haben, will „The Sun“ von einem Kumpel von Deyanov erfahren haben.

Dass der Mann nicht all seine Sinne beisammen hatte, war bekannt. Scheinbar wurde er des Öfteren gesehen, wie er durch die Stadt lief und rief, er sei Gott und werde für Gerechtigkeit sorgen. Er war mehrmals wegen Ruhestörung und Gewalttaten aufgefallen. Zuletzt hatte er einen Spanier auf offener Straße völlig unvermittelt und ohne Grund angegriffen und ihm mit einem Fausthieb drei Zähne ausgeschlagen. Bei der Verhaftung soll er einem Beamten gesagt haben: „Ich bin ein Prophet Gottes und habe etwas Großes vor“.

Im Februar hatte eine Streife der Ortspolizei den Obdachlosen erneut aufgegriffen und ihn aufgrund seines Geisteszustands in die psychiatrische Abteilung des Krankenhauses Nuestra Señora de la Candelaria gebracht. Er wurde jedoch kurze Zeit später entlassen. Wie die Nachrichtenagentur EFE knapp eine Wochen nach dem Mord mitteilte, hatten Familienangehörige Deyanovs außerdem bestätigt, dass der 28-Jährige im vergangenen Jahr während eines Urlaubs in England in die Psychiatrie des Glan Clwyd Hospital eingewiesen wurde. Nun soll eine Untersuchung eingeleitet werden, um die Gründe für seine Entlassung zu klären.

Wie „The Mirror“ unter Berufung auf einen engen Freund des mutmaßlichen Täters berichtete, war Deyanov geradezu besessen von dem Science Fiction-Horror-Film „Predator“. Ein Facebook-Profil, das ihm zugeschrieben wird, war bestückt mit biblischem Material und Christus-Bildern.

„Sicheres Urlaubsziel“

José Alberto González Reverón, Bürgermeister von Arona, zeigte sich tief geschockt von dem fürchterlichen Verbrechen und versicherte, Arona sei ein sicheres Urlaubsziel. Auch Pedro Suárez, Präsident des Unternehmerkreises Teneriffa Süd, erklärte, bei der schrecklichen Tat handele es sich um einen einzelnen, unerklärlichen Vorfall.

Das Tourismusamt von Teneriffa gab eine Erklärung an die britischen Medien heraus und brachte darin tiefes Bedauern über die Bluttat zum Ausdruck. Der Familie des Opfers sprach das Tourismus­amt in dem Schreiben sein Beileid aus. Auch wies Turismo de Tenerife darauf hin, dass es sich bei dem Verbrechen um einen Einzelfall handele. Die Insel sei weiterhin ein ruhiges und sicheres Urlaubsziel.

Trauer

Angehörige von Jennifer Joan Mills Westley reisten nach Teneriffa und gingen mit einer Pressemitteilung an die Öffentlichkeit. Sie bedankten sich bei der spanischen Polizei, der Opferhilfe und dem Foreign and Commonwealth Office. Des Weiteren kritisierten sie, wie einige Medien über die Einzelheiten des Verbrechens und die Hintergründe spekulieren würden: „Für uns ist dies kein Moment für Spekulationen, sondern ein Moment, um zu trauern.“

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