Endgültiges Aus für den Gourmet-Tempel „Mercado San Pablo“


© Noticia

Bis zum 4. November muss das Gebäude geräumt sein

Ein Gericht hat die Räumung des Mercado San Pablo in La Laguna angeordnet und somit das endgültige Aus des Gourmet-Tempels besiegelt.

Am 4. November soll Pablo Montesinos, Initiator des Projektes und Geschäftführer des Betreiberunternehmens Inversiones Turísticas Bezanilla S.L., das alte Herrenhaus in der Calle Herradores an die Eigentümerfamilie übergeben. Der Feinschmecker-Markt ist gescheitert, diverse Familien sind finanziell am Ende. Auf Montesinos kommt eine ganze Prozesswelle zu. 

Kulinarischer Schmelztiegel

Nach dem Vorbild weltbekannter Gourmet-Märkte wie der Mercado San Miguel in Madrid sollte der Mercado San Pablo die neue Top-Adresse für Freunde kulinarischer Genüsse in La Laguna werden. Der Gourmet-Markt mitten in der Stadt liegt in einem Gebäude in der Einkaufsmeile Calle Herradores. 2.000 Quadratmeter verteilen sich auf die drei Etagen. Der Markt sollte einem kulinarischen Schmelztiegel gleichkommen,  das Angebot an verschiedenen Marktständen bzw. in den kleineren und größeren Restaurants sollte von kanarischen und spanischen Spezialitäten über mexikanische, peruanische und indische bis hin zu japanischen und libanesischen Gerichten und Spezialitäten reichen. Das Produktangebot war entsprechend vielfältig angekündigt worden: Fleisch, Meeresfrüchte, Wein, iberische Wurstspezialitäten, Pizza und Pasta, Tapas, Tortillas, Tee und Kaffee, Bäckerei und Konditorei, Obst und Fruchtsäfte, vegetarische Speisen und Salate, Reisgerichte, Sushi, Hamburger, Cocktails etc.

Das innovative Projekt stieß auf großes Interesse, die 39 Flächen für Verkaufsstände und Restaurants waren schnell vermietet. In vielen Fällen handelte es sich um Familien, die Montesinos Glauben schenkten und all ihre Träume – und ihr Erspartes – in das Projekt steckten, teilweise sogar Kredite aufnahmen. Allein für die Übernahme der Fläche bezahlten sie zwischen 7.500 und 12.500 Euro, die Monatsmieten und Nebenkosten waren dementsprechend hoch. Doch das komplett renovierte und äußerst stilvoll, modern eingerichtete Herrenhaus aus dem 18. Jahrhundert sowie die weltweit renommierten Vorbilder – und ein überzeugend auftretender Jungunternehmer Montesinos – festigten den Glauben an den Erfolg des Projektes.

Schlechter Start

Der Mercado San Pablo stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Zunächst wurde der erste Eröffnungstermin von November auf Dezember 2013 verschoben, dann wurde es still um den komplett eingerichteten, betriebsbereiten Markt. Später wurde bekannt, dass Montesinos der Eigentümerfamilie Borrella nicht eine einzige Mietzahlung überwiesen hatte. Schlussendlich wurde die Zwangsräumung beantragt und für Mitte Juli 2014 angeordnet, die Montesinos in letzter Minute durch Ausgleich der rückständigen Miete von über 250.000 Euro abwenden konnte. Im Oktober vergangenen Jahres wurde der Mercado San Pablo endlich eröffnet. 

Nach dem Wirbel um den neuen Gourmet-Markt waren das Interesse und die Nachfrage zunächst groß, doch nicht ausreichend, um langfristig den vielen Anbietern die nötigen Einkünfte zu sichern. Die Bewertungen waren äußerst gut, doch nach der ersten Euphorie nahm der Besucherstrom langsam ab. 

Doch es war der Initiator des Projektes, Pablo Montesinos, der das vorzeitige Ende nach fünf Monaten herbeiführte. Bei einer Kontrolle im Frühjahr waren die städtischen Techniker auf Probleme gestoßen und und hatten die Nichterfüllung diverser technischer Auflagen bemängelt, welche von der Marktverwaltung nicht behoben wurden, sodass die Gemeinde den Markt am 6. April schließen ließ. Am selben Tag stellte der Stromversorger den Strom ab, denn die Rechnungen waren monatelang nicht bezahlt worden. 

Räumungstermin

Nun strengte die Eigentümerfamilie Borrella ein Gerichtsverfahren an, weil erneut seit Monaten keine Mietzahlungen entrichtet wurden. Im letzten Moment kündigte Montesinos die Insolvenz von „Inversiones“ an, die von der zuständigen Richterin jedoch als ebensolche zwar zur Kenntnis genommen, jedoch aufgrund fehlenden Verfahrensabschlusses nicht als rechtserheblich angesehen wurde. Die Richterin ordnete Ende September die Zwangsräumung des Herrenhauses in der Calle Herradores für den 4. November an. Weiterhin verurteilte sie Montesinos zur Zahlung von 282.000 Euro an die Eigentümerfamilie.

Prozesswelle droht 

Das Projekt ist gescheitert. Pablo Montesinos wird sich vor den Gerichten verantworten müssen. Der von ihm angehäufte Schuldenberg ist enorm, die nicht ausgeglichenen Mietschulden bilden nur die Spitze des Eisbergs. Unternehmen, die vor zwei Jahren das Gebäude nach seinen Vorstellungen her- und eingerichtet haben, Lieferanten, Strom- und Wasserversorger … viele sind es, deren Forderungen Montesinos nicht bedient hat. 

Dazu gehören auch die Standbetreiber, die teilweise all ihr Erspartes in das Zukunftsprojekt investierten oder Kredite aufnahmen, und bisher keinen Cent zurückerhalten haben. Nach der Kaution, der ersten Mietzahlung, der Einrichtung, dem Gerätekauf und dem Erwerb der ersten Rohmaterialien hatte eine Familie schnell über 40.000 Euro ausgegeben. Die Betroffenen sind teilweise pleite, erbost und enttäuscht. Neben ihren Existenzängsten, in die sie versetzt wurden, klagen sie Montesinos an, sie zu keinem Zeitpunkt über die wirtschaftliche Lage des Marktes in Kenntnis gesetzt zu haben.

Selbst der neueste Mitinvestor, den Montesinos noch letztes Jahr ins Boot holte und der mit einer halben Million Euro in letzter Sekunde die Eröffnung des Marktes im Oktober 2014 ermöglichte, wusste nichts davon, dass weder die Miete noch die Stromkosten bezahlt wurden. 

Er, die übrigen Gesellschafter sowie die Gläubiger und die Standbetreiber wollen Montesinos unter anderem wegen Betrugs, Urkundenfälschung und auf Schadensersatz verklagen. 

[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]

About Wochenblatt

Das Wochenblatt erscheint 14-tägig mit aktuellen Meldungen von den Kanaren und dem spanischen Festland. Das Wochenblatt gilt seit nunmehr 36 Jahren als unbestrittener Marktführer der deutschsprachigen Printmedien auf den Kanarischen Inseln.