Gedanken für mich – Augenblicke für Gott
Kennen Sie das auch? Es gibt Tage, da läuft es einfach nicht so, wie ich mir das vorstelle. Anstatt mit Schwung und Begeisterung ans Werk zu gehen, kann ich eigentlich nur zusehen und darauf bedacht sein, dass ich irgendwie über die Runden komme. An solchen Tagen bin ich dann mehr als froh, dass auch die Bibel solche Durststrecken kennt und sie mir darüber hinaus mitteilt, dass auch in solchen Zeiten eine ganze Menge passieren kann; zumindest so manches, womit man eigentlich gar nicht rechnen würde.
Auch in solchen Zeiten ist Gott nämlich am Werk und deshalb möchte ich Ihnen das mit diesen Zeilen ein klein wenig näherbringen.
Schauen wir auf die Tage nach der Himmelfahrt Jesu. Er hatte sich von seinen Freun-dinnen und Freunden verabschiedet und ihnen noch zuvor einen Auftrag gegeben: „Wenn ich nicht mehr bei euch bin, dann werdet ihr diejenigen sein, die den Menschen von mir erzählen.“ Dabei hatte Jesus ihnen versprochen, dass sie für diese Aufgabe von ihm auch die notwendige Energie bekommen würden. Dann aber war er weg und sie standen erst mal alleine da. Können wir uns vorstellen, wie den Jüngerinnen und Jüngern da wohl zumute war? Wie sollten sie das denn schaffen? So ganz ohne Erfahrung und jetzt ganz allein nur auf sich selbst gestellt? Ich für meinen Teil kann mir sehr gut vorstellen, dass ihnen da ganz mulmig wurde und von Begeisterung bei ihnen wohl nicht allzu viel zu verspüren war.
Aus diesem Grund haben sie sich dann zunächst in ein Haus in Jerusalem zurückgezogen; einfach um abzuwarten. Die Wohnung, dieses Obergemach, war ihnen aus früherer Zeit vertraut und wenn man dann noch dazu die alten Freunde um sich hat, dann gibt das einfach Sicherheit. So saßen sie also dort beieinander und haben gebetet. Ja, sie haben richtig gelesen – nur gebetet. Sonst ist gar nichts passiert. Keine Hektik, keine großartigen Aktionen, keine sichtbaren Erfolge. Ich finde das beachtlich, mit welcher Unaufgeregtheit die Bibel von diesen ersten Tagen des Abschieds Jesu von seinen Freunden berichtet. Und seien wir doch mal ehrlich: Es gibt doch auch bei uns solche Tage, an denen nichts aufregendes passiert und wir das Gefühl nicht loswerden, dass nichts voranzugehen scheint.
Mir kommt das mitunter dann aber auch so vor, als würde Gott sich manchmal einfach mehr Zeit lassen, als wir uns in unserer Ungeduld selber zugestehen. Ich muss nicht alles auf einmal schaffen und ich muss auch nicht alles sofort erledigt haben. Diese Erzählung zeigt mir ganz deutlich: Bevor ich mich in eine neue Aufgabe hineinstürze, sollte ich mir Zeit nehmen für meine Familie, für Freundinnen und Freunde und mit ihnen gemeinsam überlegen, was jetzt wohl zu tun ist. Vor allem aber sollte ich mir die Zeit nehmen, um zu beten, um dann in dieser Ruhe auf meine innere Stimme zu hören und Gott in mir zum Zuge kommen lassen.
Ja, ich bin davon überzeugt, dass Gott auch dann am Werk ist, wenn ich den Eindruck habe, dass es mal wieder überhaupt nicht vorangeht. Er lässt sich halt nicht darauf programmieren, dass immer alles nur Spaß macht und zu sichtbaren oder messbaren Erfolgen führt. Aber hinter den Kulissen von meinem sogenannten Alltagstrott und meiner Routine, da glaube ich fest daran, bereitet Gott alles vor, so dass ich irgendwann selber merke: Mein Gott, das war ja richtig gut, so wie es war.
„Ihr werdet diejenigen sein, die den Menschen sagen sollen, dass es gut ist, wenn sie Gott vertrauen.“ Das war der Auftrag Jesu an seinen Freundeskreis und dazu hat er ihnen den Heiligen Geist geschenkt. 11 Jünger waren in dieser Wohnung, dazu einige Frauen, die man zum Kreis zählen kann, sowie Maria, die Mutter Jesu. Also keine/r – entschuldigen Sie den Ausdruck – besonders charismatische Lichtgestalten, keine geistig-geistlichen Überflieger, noch nicht mal religiöse Profis, wie heute Theologen oft von jungen Menschen genannt werden. Es waren einfach Menschen, die offen und bereit dafür waren, dass Gott in ihnen wirken kann.
Ich für meinen Teil, finde das sehr ermutigend, wie Gott etwas durch uns Menschen in Bewegung setzt. Und dabei glaube ich, kommt es ihm gar nicht so sehr darauf an, schnell zu sichtbaren Erfolgen zu kommen. Nein, er lädt uns ein, auch die vermeintlichen Durststrecken unseres Lebens im Vertrauen auf ihn zu gehen und einfach an seine Gegenwart, an seine Zuwendung und Treue zu uns zu glauben. Dann finden wir nicht nur die notwendige Kraft zum Weitergehen, sondern auch dafür, seinem Auftrag gerecht zu werden.
Bertram Bolz, Diakon
Kath. Touristen- und
Residentenseelsorger
Diesen und frühere Artikel können Sie nachlesen unter: www.katholische-gemeinde-teneriffa.de oder www.wochenblatt.es
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]