Wegweisungen für 2015


Gedanken für mich ­– Augenblicke für Gott

Die Silvesterraketen sind verknallt und verraucht, das bunte Feuerwerk vorbei. Die Sektgläser sind geleert, und am Boden liegen nur noch Abfall und Schrott. Mancher Silvesterbrauch entpuppt sich zu Beginn des neuen Jahres nur als abergläubisches Spiel und manch guter Wunsch als pure Floskel.

Das ist auch der Grund weshalb wir immer wieder fragen: Was mag diese kommende Zeit uns bringen? Wobei uns klar ist, dass wir dabei den großen Gang der Dinge nur wenig beeinflussen und bestimmen können. Deshalb ist es aber für uns eben ganz entscheidend, in welcher Einstellung wir in die Zukunft gehen – also auf das zugehen, was auf uns zukommt.

Drei sogenannte kleine Wegweisungen aus der Heiligen Schrift möchte ich Ihnen deshalb mit auf den Weg in dieses Jahr 2015 geben. Eine meint: Sehen, was Gott wirkt. Die Hirten sagten damals: „Kommt wir gehen nach Bethlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ“. Also heißt das für mich: Hinsehen und wahrnehmen, was Gott wirkt, das wäre der erste wichtige Wegweiser ins neue Jahr. Es wird ja heute oft von der Krise des Glaubens gesprochen, ja sogar  von einer „Gotteskrise“ ist die Rede, die zu einem immer größeren und rasch um sich greifenden Glaubensschwund der Menschen führt. Dass es diesbezüglich nun wirklich sehr viel Beklagenswertes gibt, das mag ich gar nicht in Abrede stellen. Aber auch die heutige Zeit, dieses neue Jahr 2015, ist Gottes Zeit. Man muss eben nur hinsehen, wo und was Gott auch heute unter uns wirkt, wie er seine Verheißungen auch in diesen Tagen wahr macht. Müssen wir denn immer nur über den Weihnachtskommerz, über die Verkitschung und auch die Verflachung der Weihnachtsbotschaft klagen? Warum können wir bei all dem nicht auch sehen, dass die Menschen sich über Wochen von diesem Fest bewegen lassen, selbst wenn uns dies noch so äußerlich vorkommen mag? Oder man spricht heutzutage in fast jedem Zusammenhang von der Ellenbogengesellschaft, die da egoistisch nur das eigene Heil sucht. Aber sehen wir auch, wie viele Frauen und Männer sich ehrenamtlich engagieren? Wie viele auf freiwilliger Basis in den Elendsgebieten dieser Welt helfen? Schwestern und Ärzte, technische Helfer und Lehrerinnen – nicht zu vergessen die enorme Spendenbereitschaft, die sich seit Jahren auf einem sehr hohen Niveau bewegt. Hinsehen, wahrnehmen, wo Gott wirkt – das kann ich z.B. auch in der Treue von Menschen, mit denen ich tagtäglich zu tun habe; Menschen, die mir vertrauen und die mir mit viel Wohlwollen und Sympathie begegnen. In all dem darf ich Gott wahrnehmen – und es gibt darüber hinaus vieles, in dem er sich mir zeigt, wenn ich nur sensibel genug dafür bin, ihn in dieser Situation auch tatsächlich wahrzunehmen.

Und der zweite Hinweis: Gottes Wort bewahren! „Maria bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.“ Wörtlich übersetzt heißt es eigentlich: „Maria hielt alle diese Worte verwahrt und fügte sie in ihrem Herzen zusammen.“ Das also ist die zweite Wegweisung: Gottes Wort aufnehmen und ins eigene Leben einwirken lassen. Wenn wir ehrlich sind, dann ist es ja schon so, dass täglich eine ganze Flut von Worten und Informationen an unser Ohr schwappt und uns abstumpft. Nur muss man dazu ehrlicherweise sagen, dass wir oft selbst diese Dauerberieselung suchen, um uns vom Alltagsgeschehen abzulenken. Dabei wäre es wichtig, das Wort und die entscheidenden Worte zu bewahren und in unser Leben einwirken zu lassen: Z.B. in die Art, wie wir mit Menschen umgehen und über sie reden, wie wir auf Ungewohntes reagieren oder Chancen ergreifen. Lasse ich mich von allen möglichen Erwartungen herumhetzen – oder handle ich aus einer Mitte heraus, in der Gottes Wort zu mir sprechen und in mir „wohnen“ kann? Selbst die vollste Woche an Terminen oder Veranstaltungen bietet letztlich genug „Zwischenräume“, die man nützen kann, damit ein Wort, eine gute Erfahrung in mir nachklingen, nachwirken und so dann Wurzeln schlagen kann.

Und schließlich der dritte Hinweis: Gott preisen. In der Bibel heißt es: „Die Hirten kehrten zurück und priesen Gott für das, was sie gehört und gesehen hatten.“ Also – mein Leben ins Lob Gottes bringen! Deshalb die Versammlung zum Gottesdienst am Sonntag. Nicht bloß, weil es sich für einen Christen so gehört, dass er seine Gemeinde nicht im Stich lässt oder weil er es schon immer so getan hat; nein, vielmehr weil Dank und Gotteslob mein Leben vor Banalität und Verflachung bewahren. Viele fragen heutzutage: Was bleibt denn, wenn Weihnachten vorbei ist? Wirklich nur ein schales Gefühl, weil man sich mal wieder den Himmel auf Erden erträumt hat und sich nun so „mir-nichts-dir-nichts“ wieder im grauen Alltag zurechtfinden muss?

Auch die Hirten – so heißt es hier ausdrücklich – kehren in ihren harten Alltag, in ihr tägliches Einerlei zurück. Aber sie tragen eine große Freude in sich. Eine Freude, die sie miteinander teilen und die auch im Kleinen das Große sehen kann. Wie singen wir so feierlich: „Dich, wahren Gott, ich finde in meinem Fleisch und Blut“. Das sollten wir dann schon glauben, was wir da im Lied so fröhlich von uns geben. Denn jeder Tag, den wir leben dürfen, jedes Jahr, das wir beginnen können, ist nichts anderes als ein Weg mit und zu Gott. Und im Dank und im Lob Gottes, da gewinnt auch das unscheinbarste Leben Tiefgang, da fällt auch auf die dunkelsten Wegstrecken SEIN Licht – auch in diesem neuen Jahr 2015.

Herzlichst, Ihr

Bertram Bolz, Diakon

Kath. Touristen- und

Residentenseelsorger

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