Madrid – Die unabhängige Behörde Airef hat die öffentlichen Ausgaben für in Apotheken ausgegebene Medikamente eingehend untersucht. In ihrem Bericht sind die Experten zu dem Schluss gekommen, die Arzneimittelzuzahlungen sollten je nach Einkommenshöhe stärker gestaffelt und insgesamt gesenkt werden.
„Das aktuelle Zuzahlungssystem bestraft die Bevölkerung, die noch nicht pensioniert ist, jedoch nur über ein geringes Einkommen verfügt, aber intensiv von dem Angebot des öffentlichen Gesundheitswesens Gebrauch macht,“ so die Airef.
Derzeit sind Rentner – zumindest in einigen Regionen wie seit Kurzem auch auf den Kanarischen Inseln – bei einem Jahreseinkommen von unter 18.000 Euro von der Zuzahlung befreit. Auch besteht für diese Bevölkerungsgruppe eine Jahresobergrenze bei den Arzneimittelzuzahlungen: Personen mit einer Jahresrente bis 22.000 Euro zahlen maximal 8 Euro im Monat, bis 100.000 Euro maximal 18 Euro monatlich und darüber hinaus 60 Euro im Monat.
Nun schlägt die Airef ein ähnliches Modell für den Rest der Bevölkerung vor und will für mehr Gerechtigkeit und Effizienz sorgen, auch wenn dies zulasten der Staatskasse geht.
Derzeit beläuft sich die Arzneimittelzuzahlung für Berufstätige mit einem Einkommen bis 22.000 Euro auf 40%, bis 100.000 Euro auf 50%, darüber hinaus auf 60%.
Geht es nach der Airef, sollten Einkommen unter 30.000 Euro nur 10% (statt 40%) Kostenanteil leisten, bis 60.000 Euro 29% (statt 50%), bis 100.000 Euro 36% (statt 50%), über 100.000 Euro die gleichen 60%. Darüber hinaus will die Behörde, wie bei den Rentnern, Obergrenzen einführen. Einkommen unter 12.000 Euro sollten maximal 114 Euro im Jahr zahlen, Einkommen zwischen 12.000 und 18.000 Euro maximal 121 Euro, von 18.000 bis 30.000 Euro maximal 255 Euro, von 30.000 bis 60.000 Euro maximal 304 Euro, von 60.000 bis 100.000 Euro 383 Euro, über 100.000 Euro maximal 843 Euro.
Laut der Airef würde diese Maßnahme die öffentlichen Kassen zwischen 500 und 650 Millionen Euro im Jahr kosten.
Die Kosten des öffentlichen Gesundheitswesens werden von den Regionen getragen und belaufen sich auf insgesamt etwa 70 Milliarden Euro, davon machen die in Apotheken ausgegebenen Arzneimittel 10 Milliarden Euro aus.
Die Behörde führt in ihrem Bericht an, dass Spanien um ein bis zwei Milliarden Euro über dem Durchschnitt der OECD-Mitgliedsstaaten liegt. Die Arzneimittelpreise seien zwar ähnlich, doch der Konsum in Spanien weitaus höher, erklären die Experten, die dafür plädieren, mehr Generika, weniger Antibiotika und überhaupt anders zu verschreiben. Den Ärzten sollte es weniger um die Wahl zwischen Medikamenten mit dem gleichen Wirkstoff, sondern mehr um ein Medikament gehen, das nicht den gleichen Wirkstoff hat, aber genauso gut heilt.
Potenzial für Einsparungen sieht Airef ebenfalls gegeben. Die Regionen sollten mehr Gewicht bei der Auswahl der Medikamente erhalten, die Preisentwicklung im Auge behalten und über die Preise verhandeln. Generika sollten einen höheren Stellenwert erhalten.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]