Als vor einigen Tagen ein kleines Mädchen bei den Ferienaktivitäten in der Schule ohnmächtig wurde, weil es seit dem Frühstück zu Hause nichts mehr gegessen hatte, wandte sich der Erzieher, der die Gruppe der Kinder betreute, entrüstet an einen Radiosender. An dieser Schule in La Orotava und, wie sich später zeigte, auch an vielen anderen Schulen auf den Kanaren, gibt es in diesem Jahr kein Mittagessen für die Kinder aus bedürftigen Familien, für die Ferienaktivitäten wie Sprachkurse etc. stattfinden.
Im Jahr 2013 hat die kanarische Regierung die Möglichkeit eingeführt, Kindern, deren Familien keine Mittel haben, in den Urlaub zu fahren, und auch die kostenpflichtigen Feriencamps nicht bezahlen können, in den Schulen diverse Aktivitäten anzubieten. Statt auf der Straße zu sein, während ihre Eltern ihrem Beruf nachgehen, können sie so an Sprach- und Sportkursen und vielen anderen Beschäftigungsprogrammen teilnehmen. Begleitet stets von einem warmen Mittagessen.
Die Nachricht, die durch den Sender Cadena Cope verbreitet wurde, löste verständlicherweise Empörung aus, und alle Finger zeigten auf die Leiterin des Erziehungsressorts der kanarischen Regierung, Soledad Monzón, die sich noch im Amt befindet und für die Zuteilung der entsprechenden Mittel zuständig ist. Sie entschuldigte sich jedoch damit, dass nur 28 der 88 kanarischen Gemeinden rechtzeitig die Zuwendung für die Schulspeisung angefordert hätten. Somit erhalten heuer nur 500 Kinder, welche an den Aktivitäten teilnehmen, auch ein Essen, während es im vergangenen Jahr noch 2.132 waren. Daran wird sich nun wohl auch nichts mehr ändern lassen, alle übrigen Teilnehmer werden in den restlichen beiden Monaten ohne Mittagessen bleiben.
Der Erzieher, der den Fall zur Anzeige brachte, hatte noch berichtet, dass die Mutter des kleinen Mädchens morgens vier Kinder in die Schule gebracht habe. Die drei älteren sollten an Englischkursen teilnehmen, hatte sie erklärt, bei der Kleinen ginge es ihr nur darum, dass sie während des Tages etwas zu essen bekäme. Nach dem beschämenden Radiobericht habe die Gemeinde zugesagt, Essenspakete für das Kind bereitzustellen. Übrigens hat der Radiosender vergeblich versucht, von „maßgebender“ Stelle eine Erklärung zu erhalten. Àngel Victor Torres (PSOE), der neue Kanarenpräsident, bezeichnete die Entscheidung des Erziehungsressorts, das Modell der Schulspeisung für die Ferienzeit zu ändern, indem die Subventionen direkt an die Gemeinden gezahlt werden, als bedauerlichen Irrtum. Diese Fehlentscheidung stelle ein schweres soziales Problem für die bedürftigen Familien dar. Er erinnerte daran, dass die Kanaren Pionierarbeit geleistet haben, als sie im Jahr 2013 auf Anregung des damaligen Ressortchefs José Miguel Pérez (PSOE) für die Sommermonate eine gesunde Ernährung für Kinder zwischen 3 und 12 Jahren garantierten, die aus Familien mit finanziellen Problemen kamen. In ihrer ersten Auflage im Sommer 2013 nahmen mehr als 8.000 Kinder und 132 Schulen an der Schulspeisung teil. An den Aktivitäten wie Sprachkursen und Sport etc. beteiligten sich 14.000 Kinder. Das kanarische Modell wurde später von vielen Regionen kopiert.
Für Torres ist die Entscheidung der derzeitigen Regierung übereilt und grundlos getroffen worden, insbesondere, weil die Kanarischen Inseln nach wie vor an der Spitze aller spanischen Regionen stehen, was die Armut und soziale Ausgrenzung von Kindern betrifft. Die allgemeine Empörung nach der Radiomeldung sei absolut verständlich, erklärte er.
Insider haben sich darüber Gedanken gemacht, wie es zu einer solchen Kommunikationspanne kommen konnte. Sicher ist einer der Gründe, dass sowohl die Regionalregierung als auch die Gemeinderäte in den letzten Wochen und Monaten mit aller Kraft im Wahlkampf im Einsatz waren.
Unsere Patin Christina Heidbrook hat uns auch in diesem Monat wieder mit einer Spende bedacht. Vielen herzlichen Dank dafür.
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