Die Stiftung FOESSA (Fomento de Estudios Sociales y Sociología Aplicada) wurde 1965 auf Initiative der Spanischen Caritas ins Leben gerufen, um auf objektive Art und Weise die soziale Situation in Spanien kennenzulernen. Seit 1995 beobachtet die Stiftung in jährlichen Abständen die Entwicklung und die Daten der sozialen Ausgrenzung in Spanien und in den autonomen Regionen. Sie veröffentlicht eine Studie, „Informe FOESSA“ genannt, an der soziale Organisationen, Universitäten aber auch private Experten beteiligt sind.
Guillermo Fernández Maillo, Soziologe, spezialisiert auf die Leitung sozialer Einrichtungen und ehemaliger Sozialarbeiter, ist der Koordinator des Teams, das für die „Informes FOESSA“ verantwortlich zeichnet.
In einem Gespräch mit der Zeitung „Canarias7“ nahm Guillermo Fernández zu der aktuellen Studie für 2019, bezogen auf die kanarische Region, Stellung. Das Ende der Krise habe einen Bruch in der kanarischen Gesellschaft verursacht. Das Problem der Kanaren sei die Polarisierung der wirtschaftlichen Situation auf den Inseln. „Die vor der Krise wenig hatten, haben auch heute noch wenig, während diejenigen, welche mehr hatten, heute noch mehr haben“, erklärte Fernández wörtlich. Der Mangel an Stabilität treffe einen großen Teil der Bevölkerung. Das Ergebnis der Studie 2019, nach der 29% der Bevölkerung betroffen sind, bezeichnet Fernández als erschreckend. Für ihn sei das Ergebnis keine Überraschung, erklärte er an anderer Stelle, und das dürfte es auch für die Politiker nicht sein. Wenn jemand die Verbesserung der Wirtschaftslage sehe, dürfe er nicht glauben, dass andere es genauso empfinden. Nicht alle seien vom Aufschwung begünstigt. Viele junge Menschen müssten von einem Arbeitsvertrag zum anderen wechseln. So lasse sich kein Lebensprojekt beginnen. Das sei auch absolut negativ für die demografische Entwicklung, eine äußerst komplexe Angelegenheit also.
Dieses Problem der kanarischen Region existiere bereits seit langer Zeit, erklärte Guillermo Fernández in seinem Gespräch. Bereits im Jahr 2007, als es Spanien theoretisch ausgezeichnet ging, waren 18% der Bevölkerung vom sozialen Abstieg bedroht. Damals wollten die Menschen es nicht glauben, weil sie es nicht sahen. Es existierte auch eine gewisse Gleichgültigkeit der Bevölkerung. „Wir schauen immer mehr auf uns selbst und geben den anderen die Schuld für das, was passiert“, erklärte er wörtlich, und das sei absolut ungerecht.
Im „Informe FOESSA“ wird darauf hingewiesen, dass rund 250.000 Personen unter die Armutsgrenze fallen würden, käme es zu einer neuen Wirtschaftskrise. Darauf sei man nicht ausreichend vorbereitet, denn es existieren für diesen Fall keine Polster zur Abfederung, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Es gebe sehr viele Menschen, deren Situation ständig wechsle, mit mehreren schlechten Verträgen und geringem Einkommen, die vom Land in die Stadt gehen müssen. Es gehe um eine große Gruppe von Personen, die als erste betroffen sein würden. Die soziale Struktur der Inseln bedeute in der Realität, dass die Hälfte der Bevölkerung mehr oder weniger gut lebe und der Meinung sei, das wäre das Wichtigste. Doch müsse der Finger immer wieder in die Wunde gelegt werden, um zu zeigen, wie kritisch die Situation sei.
Neben vielen anderen Fragen, wie der mangelhaften Versorgung von Kindern, behinderten und pflegebedürftigen Menschen, wird im „Informe FOESSA“, auch das Thema der Migration aufgegriffen. Hier wird mit der Behauptung aufgeräumt, dass die Mittel, die für soziale Zwecke und für von Ausgrenzung bedrohte Personen vorgesehen sind, vorwiegend an Migranten gehen. „Der soziale Abstieg ist ein spanisches Problem, und es trifft nicht zu, dass diese Mittel für Migranten eingesetzt werden. Tatsächlich tragen die Einwanderer zu vielen Dingen im Lande bei“, heißt es wörtlich.
„Das Schlimmste des „Informe FOESSA“ sind nicht seine Daten, sondern die Normalisierung der schlechten Arbeitsverträge“, lautet das Fazit.
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