Plötzlich fordert die EU doch weitere Berichte über Alternativen zum umstrittenen Hafenprojekt
Langsam aber sicher entwickelt sich das umstrittene Projekt zum Bau eines Industrie- und Handelshafens in Granadilla zur „Unendlichen Geschichte“. Nachdem sich die kanarische Regierung Mitte Dezember noch fest davon überzeugt zeigte, dass die EU dem Projekt in Kürze ihren Segen erteilt, womit den Hafengegnern endgültig der Wind aus den Segeln genommen würde, macht Brüssel den Erwartungen der politischen Führungskräfte erneut einen Strich durch die Rechnung.
Wie kurz vor Jahreswechsel mitgeteilt wurde, wollen die Entscheidungsträger in Brüssel nun doch mögliche Alternativen zu dem als extrem umweltschädlich kritisierten Hafenprojekt genauer unter die Lupe nehmen. Dafür wurde die Zentralregierung in Madrid aufgefordert, möglichst bald weitere Berichte über die verschiedenen Alternativen einzureichen.
Grund für den unerwarteten Sinneswandel der EU-Behörden ist der unermüdliche Einsatz der Hafengegner, deren Repräsentanten Mitte Dezember bis nach Brüssel gereist waren, um nicht nur dem EU-Umweltamt, sondern auch der europäischen Generaldirektion für Transportwesen die Unsinnigkeit des Hafens im Süden Teneriffas vor Augen zu führen.
Eine endgültige Entscheidung Brüssels über die Umweltverträglichkeit des Projektes soll letzten Informationen zufolge nun erst im Februar getroffen werden.
Umweltschützer schließen selbst gerichtliche Schritte gegen die EU nicht aus, um den Hafenbau zu verhindern
„Das größte Umweltattentat aller Zeiten“
Seit Jahren kämpfen die Umweltschutzorganisationen Greenpeace, Adena-WWF, SEO Birdlife und Ben Magec-Ecologistas en Acción unterstützt von einem Großteil der Inselbevölkerung gegen das Projekt zum Bau eines Industrie- und Handelshafens in Granadilla.
Der Hafen soll nach letztem Entwurf eine Oberfläche von 786.000 Quadratmetern haben und stellt nach Ansicht der Umweltschützer sowie zahlreicher Wissenschaftler und Experten eine große Gefahr für verschiedene geschützte Spezies, zwei Strände, durch EU-Recht geschützte Seegraswiesen und das Gebiet Monataña Roja dar. Ganz abgesehen davon befinden Experten schon jetzt, dass der geplante Hafen mindestens 120 Tage im Jahr wegen zu starker Winde nicht im Betrieb sein kann. Je nach Jahreszeit sind in dem Gebiet Windstärken zwischen 30 und 61 Kilometer pro Stunde normal. Nicht umsonst liegt eines der beliebtesten Windsurfparadiese der Kanaren in unmittelbarer Nähe.
„Unglaubliche
Geldverschwendung“
Greenpeace kritisiert in diesem Zusammenhang jedoch nicht nur den Schaden für die Umwelt, den die Verwirklichung des Projektes nach sich ziehen würde, sondern auch die „unglaubliche Geldverschwendung“. Nicht zuletzt, weil die Gewinne, die der Hafen in ferner Zukunft der Inselwirtschaft einbringen soll, nach Ansicht der Umweltschützer „überbewertet“ sind.
Heftig kritisiert wird auch die Tatsache, dass sämtliche im kanarischen Parlament vertretenen Parteien (Coalición Canaria, PSC-PSOE, PP und Partido de Independientes de Lanzarote) es ablehnten, eine bürgerliche Gesetzesinitiative zur Debatte zuzulassen, die von über 56.000 Einwohnern unterschrieben wurde.
Angesichts der Tatsache, dass sich die EU-Behörden, die letztendlich darüber entscheiden werden, ob das Projekt finanziell durch europäische Mittel unterstützt wird, immer noch keine klare Stellung beziehen, kündigten die Hafengegner jetzt an, notfalls auch gerichtlich gegen die EU vorgehen zu wollen.
Sollten die EU-Behörden dem umstrittenen Projekt ihren Segen erteilen, ohne vorher eine eingehende Untersuchung durchgeführt zu haben, bei der sämtliche möglichen Alternativen analysiert und für nicht durchführbar befunden wurden, werde man die verantwortlichen Behörden wegen Verstoßes gegen EU-Richtlinien verklagen.
Mit Unterstützung vier ehemaliger Präsidenten der Hafenbehörde von Santa Cruz de Tenerife habe man schon längst bewiesen, dass die Erweiterung des derzeitigen Hafens der Inselhauptstadt die beste Alternative zu Granadilla ist.
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