Erneuter massiver Protest gegen Hafenprojekt von Granadilla


© EFE

Über 20.000 Menschen protestierten in Santa Cruz de Tenerife gegen das umstrittene Bauvorhaben

Die Tatsache, dass die EU-Kommission nach monatelangen Verzögerungen Mitte Oktober dem umstrittenen Projekt zum Bau eines Industrie- und Handelshafens in Granadilla seinen Segen erteilte, hat erneut die Projektgegner auf den Plan gerufen.

Umweltschutzvereinigungen wie Ben Magec-Ecologistas en Acción sowie verschiedene Bügerinitiativen hatten nach Bekanntwerden der für sie niederschmetternden Entscheidung Brüssels erneut zu einer Demonstration aufgerufen, die am 18. November in Santa Cruz de Tenerife stattfinden sollte. Und obwohl nach Brüssels „Ja“ zum Hafenprojekt der Kampf verloren scheint – oder vielleicht gerade deswegen – folgten tausende von Einwohnern dem Aufruf.

Zwischen 15.000 und 20.000 Projektgegner versammelten sich nach Angaben der Lokalpolizei – die Organisatoren sprachen sogar von 50.000 Demonstranten –  gegen 12 Uhr auf der Plaza Weyler, von wo aus der Protestzug Richtung Plaza de la Candelaria startete.

„Nein zum Granadilla-Hafen, Ja zum Hafen von Santa Cruz“, „Rettet die Seegraswiesen“ und „Teneriffa steht nicht zum Verkauf“ waren einige der Sprüche, die auf den Protestschildern der Demonstranten zu lesen waren. Und auch Brüssel kam mit seiner „umstrittenen“ Entscheidung nicht gut weg.

Der Protestzug verlief ohne Zwischenfälle und es dauerte über zwei Stunden, bis die Letzten von der Plaza Weyler die etwa zwei Kilometer entfernte Plaza de la Candelaria erreichten. Die Organisatoren stuften die Demonstration als „vollen Erfolg“ ein und betonten, dass in diesem Jahr sogar noch mehr Projektgegner ihrem Aufruf gefolgt waren, als im vergangenen Jahr.

Tatsächlich handelt es sich bei dieser letzten Demonstration bereits um den dritten massiven Bürgerprotest gegen eines der umstrittensten Bauprojekte der Kanaren (bei der ersten Demonstration hatten sich 80.000 Projektgegner eingefunden). Nicht ohne Grund, denn nach Angaben von Umweltschützern sowie zahlreichen renommierten Wissenschaftlern gefährdet der Hafen unter anderem einen der noch besterhaltensten Küstenstreifen Teneriffas. Mit Sicherheit aber bedeute er das Ende einer nach EU-Recht geschützten Seegraswiese, die in unmittelbarer Nähe angesiedelt ist, so eines der Hauptargumente der Projektgegner, das durch zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen belegt wird.

Referendum gefordert

Bei der abschließenden Kundgebung wurde unter anderem die Abhaltung eines Referendums über den Hafenbau gefordert. Es könne nicht angehen, dass die Einwohner Teneriffas im Hinblick auf das Entwicklungsmodell der Insel „nichts zu melden haben“.

Von politischer Ebene waren übrigens nur wenige Vertreter dem Protestaufruf gefolgt, und das auch ausdrücklich nur auf „privater Ebene“. Dafür war jedoch jemand zugegen, der wirklich wissen muss, wovon hier die Rede ist und vor allem, was hier auf dem Spiel steht. So nahm Pedro Anatael Meneses an der Demonstration teil, der lange Zeit Vorsitzender der Hafenbehörde von Santa Cruz de Tenerife sowie Generaldirektor der Handelsmarine war und jetzt zu den vehementesten Projektgegnern gehört. Für ihn steht fest, dass nur die Erweiterung des bereits bestehenden Hafens in Santa Cruz de Tenerife die Lösung für Teneriffa ist, nicht aber der Bau eines Industrie- und Handelshafens in Granadilla. Nicht zuletzt, weil für den Hafen aus Umweltschutzgründen nur ein Außendock von 850 m Länge genehmigt wurde, was für die Pläne, die die Hafenbefürworter angeblich hegen, absolut nicht ausreiche.

Das scheinen diese auch zu wissen, denn seit Brüssel dem Projekt seinen Segen erteilte, offenbaren sich nun wieder ihre wahren Absichten. So ließen Sprecher der konservativen PP inzwischen verkünden, dass jetzte bereits an den Erweiterungsplänen für den zukünftigen Hafen gearbeitet werden müsse.

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