Um die Luftqualität zu gewährleisten, werden vielerorts Verkehrsbeschränkungen notwendig sein
Teneriffa – Das zukünftige Gesetz für Klimaschutz und Energiewende, das derzeit im Eiltempo in Madrid vorbereitet wird, hat schon jetzt bewirkt, dass vier Gemeinden auf Teneriffa erste Konsequenzen gezogen haben. Ein Punkt des Ley de Cambio Climático y Transición Energética sieht nämlich vor, dass Gemeinden bzw. Städte mit über 50.000 Einwohnern spätestens bis 2023 in Sachen Luftverschmutzung sogenannte Niedrigemissionsgebiete einführen müssen. Um die dann gesetzlich verankerten Werte nicht zu überschreiten, wird man vielerorts nicht umhinkommen, so drastische Maßnahmen wie Verkehrseinschränkungen zu ergreifen, was schon heute in Städten wie Madrid und Barcelona üblich ist.
Nach Angaben des Nationalen Statistikamtes (INE) sind auf Teneriffa vier Gemeinden von den zukünftigen Richtlinien betroffen: Santa Cruz de Tenerife, San Cristóbal de La Laguna, Granadilla de Abona und Arona.
Besonders in Santa Cruz und in La Laguna haben die zuständigen Behörden schon jetzt damit begonnen, sich auf die zukünftige Gesetzgebung vorzu- bereiten. Beide Stadtverwaltungen haben demnach schon die Ausarbeitung von Sensorsystemen in Auftrag gegeben, durch die durchgehend die Luftqualität an wichtigen Verkehrsknotenpunkten kontrolliert werden soll. Darüber hinaus sollen hochauflösende Kameras aufgestellt werden, dank denen unter anderem besonders umweltschädliche Fahrzeuge erkannt werden können.
Durch dieses System soll es möglich werden, im Notfall Alarm schlagen und Maßnahmen ergreifen zu können. Im Fall Santa Cruz, wo allein im vergangenen Jahr 78 Millionen motorisierte Fahrzeuge verkehrten, wird man nicht umhinkommen, Verkehrsbeschränkungen einzuführen. Zumal die Tendenz unaufhaltsam steige, wie der Stadtbeauftragte für Sicherheit, Mobilität und Umwelt, Florentino Guzmán, mitteilte. Santa Cruz plant in diesem Zusammenhang eine schrittweise Einführung von Verkehrsbeschränkungen, vor allem, was die Einfahrt in Altstadtgebiete betrifft. In absehbarer Zeit könnte es dann soweit kommen, dass nur noch öffentliche Verkehrsmittel und elektrische Fahrzeuge im Stadtgebiet verkehren dürfen. Allerdings müssen im Vorfeld noch entsprechende Vorbereitungsmaßnahmen ergriffen werden, um Alternativen zu bieten. Die Rede ist dabei unter anderem von der Einrichtung sogenannter Park & Ride-Parkplätze sowie von Radwegen und einem eng gespannten Netz an Ladestationen für Elektroautos.
Ähnliche Vorbereitungen werden auch in La Laguna getroffen. Auch dort soll ein Sensorsystem in Echtzeit die Luftqualität messen, und auch dort ist sich die Stadtverwaltung bewusst, dass Maßnahmen, wie die Einschränkung des Verkehrs in bestimmten Bereichen, unumgänglich sein werden.
Der Stadtbeauftragte für Klimaschutz, José Luis Hernández, erklärte in diesem Zusammenhang: „Diese Maßnahmen müssen ohne Wenn und Aber durchgeführt werden“, auch wenn ein Teil der Bevölkerung möglicherweise dagegen sei. „Die Gesellschaft muss sich den neuen Gegebenheiten anpassen“ und es sei nun einmal so, dass ein Großteil der Luftverschmutzung auf den Autoverkehr zurückzuführen sei.
Granadilla de Abona verzeichnete im vergangenen Jahr erstmalig mehr als 50.000 Einwohner und wird somit auch von dem künftigen Klimaschutzgesetz betroffen sein. Wie der Stadtbeauftragte für Allgemeine Dienstleistungen und Umwelt, Marcos Antonio Rodríguez, erklärte, wird auch in dieser Gemeinde bereits an einem nachhaltigen städtischen Mobilitätsplan gearbeitet, durch den das lokale Verkehrswesen umweltfreundlicher gestaltet werden soll. Unter anderem soll dies durch die Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel sowie Verkehrsbeschränkungen in besonders viel befahrenen Gebieten wie San Isidro und El Médano erreicht werden.
Obwohl das zukünftige Gesetz diese Niedrigemissionsgebiete für alle Gemeinden mit über 50.000 Einwohnern zur Pflicht machen wird, bleibt nach Angaben der kanarischen Regierung noch abzuwarten, ob im Fall Teneriffa aufgrund der Insellage eventuell doch andere Bedingungen gelten werden. Normalerweise ist die Luftqualität auf den Inseln nämlich nur im gefährlichen Bereich, wenn Calima heißen Saharawind vom afrikanischen Kontinent übers Meer treibt. Aus diesem Grund zeigt sich Arona, die vierte Gemeinde auf Teneriffa mit über 50.000 Einwohnern, bisher noch zögerlich, was das frühzeitige Ergreifen von entsprechenden Maßnahmen betrifft. Der Umweltbeauftragte José Luis Gómez gab immerhin bekannt, die touristische Gemeinde werde sich den Auflagen anpassen, sobald diese einvernehmlich beschlossen und verabschiedet seien.