Umweltschützer geben nicht auf


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Die Polemik um den geplanten Industrie- und Handelshafen von Granadilla und den Artenschutzkatalog geht weiter

Dank des unermüdlichen Einsatzes der Gegner des Hafenprojektes von Granadilla, ist in der Angelegenheit weiterhin nicht das letzte Wort gesprochen worden.

Zwar hat die kanarische Regierung durch die äußerst umstrittene Verabschiedung eines neuen Artenschutzkatalogs eine der wohl letzten Hürden aus dem Weg geräumt, um den Bau des geplanten Industrie- und Handelshafens doch noch starten zu können, ganz so einfach wird es wohl allem Anschein nach doch nicht werden.

Anfang Juni hat der Oberste Gerichtshof der Kanarischen Inseln (TSJC) jedenfalls das kanarische Umweltamt dazu verpflichtet, der Umweltschutzorganisation Asociación Tinerfeña de Amigos de la Naturaleza (ATAN) sämtliches Material zur Verfügung zu stellen, das zur Ausarbeitung, Begründung und letztendlich Verabschiedung des neuen Artenschutzkatalogs geführt hat, der den Schutzgrad zahlreicher Spezies herunterstuft (das Wochenblatt berichtete). Mit dem Beschluss hat der TSJC einer Klage von ATAN stattgegeben, die das Verfahren zur Erstellung des neuen Artenschutzkatalogs in verschiedenen Punkten angreift.

Parallel dazu haben sich Vertreter der Umweltschutzorganisationen Ecologistas en Acción, Greenpeace, SEO und WWF am 8. Juni mit dem spanischen Ombudsmann in Madrid getroffen, um ihm die Unregelmäßigkeiten zu unterbreiten, die ihrer Meinung nach im Hinblick auf den neuen kanarischen Artenschutzkatalog begangen wurden. Auch brachten sie das erst kürzlich verabschiedete Gesetz wegen „Verfassungswidrigkeit“ zur Anzeige. Unter anderem beanstanden die Umweltschützer und Hafengegner dabei, der neue Artenschutzkatalog habe über 300 Tier- und Pflanzenarten ihren Schutzgrad aberkannt und zwar im Rahmen eines völlig regelwidrigen Verfahrens, das von der kanarischen Regierung unterstützt wurde.

Trauriger Rückschritt

Der bekannte Biologe und emeritierte Professor der Universität La Laguna, Wolfredo Wildpret, erklärte in diesem Zusammenhang seinerseits, die Verabschiedung des Artenschutzkatalogs durch das kanarische Parlament sei eine „sehr traurige Angelegenheit“ und bedeute einen klaren „Rückschritt“. Ein Rückschritt, nicht etwa wegen der Verfassung eines Artenschutzkatalogs, der seiner Meinung nach notwendig war, sondern wegen der regelrecht „kryptischen“ Art und Weise, in der er verfasst worden ist, und weil er von Personen erstellt wurde, deren Identität nicht bekannt ist.

In diesem Sinne reagierte auch die Vereinigte Linke (IU) auf Teneriffa, die verschiedene Aktionen gegen den umstrittenen Artenschutzkatalog ankündigt, dessen Verabschiedung den gerichtlichen Baustopp des Hafenbaus in Granadilla aufhebt. Nicht zuletzt weil den bislang geschützten Seegraswiesen, die in großer Zahl direkt bei dem geplanten Hafengebiet wachsen, ihr Schutzstatus im neuen Katalog aberkannt wurde.

Mitte Mai hat sich schließlich auch das spanische Umweltministerium eingeschaltet und angekündigt, die Möglichkeiten überprüfen zu lassen, den neuen Artenschutzkatalog auf „legalem“ Weg zu stoppen, da „berechtigte Zweifel“ vorlägen.

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