Die Erklärung zur „Whale Heritage Site“ durch die World Cetacean Alliance (WCA) ist wie ein goldenes Abzeichen für die Walbeobachtung in diesem Gebiet
Teneriffa/La Gomera – Die Gewässer der Kanarischen Inseln spiegeln auf wunderbare Weise die weltweite Vielfalt an Meeressäugern wider. 27 Wal- und Delfinarten wurden bereits in diesem Teil des Atlantiks gesichtet und machen die Kanaren zu dem europaweit artenreichsten Lebensraum für Meeressäuger. Die Wassertemperatur und die Nahrungsvielfalt scheinen dabei eine entscheidende Rolle zu spielen, und das Zusammenwirken verschiedener Meeresströmungen macht es möglich, dass hier Meeressäuger aus tropischen, kalten, gemäßigten und warmen Meeren aufeinandertreffen. Für manche Spezies bilden die Kanaren die nördliche Grenze ihres Verbreitungsgebietes (so z.B. Rauzahndelfin und Borneo-Delfin), während sie bei anderen Arten die südliche Grenze darstellen (z.B. Atlantischer Nordkaper und Seiwal).
Ein Gebiet haben besonders viele Meeressäuger zu ihrem Lieblingsort erkoren: Den Meeresstreifen zwischen Teneriffa und La Gomera bzw. das Gebiet vor der Westküste Teneriffas. Unzählige Sichtungen dort ständig lebender Walgruppen und vorbeiziehender Wale machen die Bedeutung dieses Gebietes aus, das bereits seit einigen Jahren als besondere Schutzzone (Zona de Especial Conservación) ausgewiesen ist.
Die enorme Artenvielfalt macht die Kanaren auch zu einem wahren Paradies der Walbeobachtung und hat dazu geführt, dass das diesbezügliche Ausflugsangebot stark zugenommen hat. Die Folge war, dass das spanische Umweltministerium auf Antrag des Cabildos von Teneriffa im Jahr 2019 einen Lizenzstopp für neue Whale-Watching-Boote verfügte.
Dass dennoch der Schutz der Meeressäuger zwischen Teneriffa und La Gomera gewährleistet ist, und darüber hinaus auf geradezu vorbildliche Art und Weise sichergestellt wird, ist nun erneut von fachkundiger hoher Stelle aus anerkannt worden. Wie der Leiter des Tourismusressorts im Cabildo, José Gregorio Martín, mitteilte, wurde das Seegebiet von Punta El Fraile (Teno) bis Punta Salema (Rasca, Las Galletas) von der World Cetacean Alliance zur „Whale Heritage Site“ erklärt.
Die World Cetacean Alliance (WCA) ist die weltgrößte Partnerschaft von Firmen, Privatpersonen und Organisationen, die sich für den Schutz von Walen und Delfinen in ihrem natürlichen Habitat engagiert. Weltweit hat die WCA bislang nur vier Gebiete zu sogenannten „Welterbestätten für Meeressäuger“ erklärt, und zwar Hervey Bay in Australien, The Bluff in Australien, Dana Point in Kalifornien, USA, und nun das Seegebiet zwischen Teneriffa und La Gomera.
Stätten, denen dieser Status von der WCA zuerkannt wird, zeichnen sich durch ein respektvolles Zusammenleben von Mensch und Meeressäugern, kulturelle Aktivitäten im Zusammenhang mit diesen Tieren, Nachhaltigkeit sowie Bildungs- und Forschungsprojekte, die das Bewusstsein für den Schutz von Meeressäugern stärken, aus.
José Gregorio Martín meint, dass vermutlich auch die bereits im Jahr 2018 verfasste Nachhaltigkeits-Charta für Walbeobachtungen mit den Ausschlag dafür gab, dass die WCA den Antrag des Verbands „Asociación de Cetáceos Sur de Tenerife“ (ACEST) positiv bewertete und die Auszeichnung „World Heritage Site“ erteilte.
Die Nachhaltigkeits-Charta für Walbeobachtung (Carta por la Sostenibilidad del Avistamiento de Cetáceos) ist eine Selbstverpflichtung der Walbeobachtungsanbieter, die sich für ein sanftes bzw. respektvolles Vorgehen bei diesen Ausflügen einsetzen. Die Annäherung an die Tiere erfolgt behutsam, Motoren werden ausgeschaltet. Außerdem wird sich an Bord der Boote geschultes Personal sowie ein ausgewiesener Meeresexperte befinden. Kunden werden über den Inhalt der Charta aufgeklärt. Weiter verwenden die Unterzeichner der Charta auf ihren Booten kein Einwegplastik, betreiben Mülltrennung und beteiligen sich an Umwelt- und Forschungsprojekten.
Beliebtes Freizeitangebot
Dass Walbeobachtungstouren zu den beliebtesten touristischen Freizeitaktivitäten auf Teneriffa gehören, wird durch Zahlen belegt. Laut dem Tourismusamt von Teneriffa nutzten im Jahr 2019 mehr als 1,4 Millionen Touristen dieses Angebot.
Aus diesem Grund, so Martín, unterstütze das Tourismusressort stets alle Bemühungen, die darauf ausgerichtet sind, die Nachhaltigkeit des Urlaubsziels zu fördern und deutlich zu machen. „Wenn die touristische Aktivität wieder startet, werden wir uns freuen, unseren Besuchern die Meeressäuger zu zeigen, die an unserer Küste leben und die alle Ausflugsboote, die die Nachhaltigkeits-Charta unterzeichnet haben, stets respektieren“, erklärte er.