Das Naturschutzgebiet beherbergt eine erstaunliche Artenvielfalt, deren Schutz ein Anliegen der Inselverwaltung ist
Gran Canaria – Die Inselverwaltung von Gran Canaria hat über eine Versteigerung der spanischen Finanzbehörde AEAT weiteres Gelände innerhalb des Naturreservats Güigüí im Westen der Insel erworben. Etwas mehr als drei Millionen Quadratmeter (3.071.000) gehen somit in das Eigentum des Cabildos über, was neue Möglichkeiten eröffnet, um dieses besondere Naturgebiet zu schützen.
3,1 Millionen Euro hat die Inselverwaltung nach Auskunft von Cabildo-Präsident Antonio Morales schließlich für die Parzellen gezahlt, die jahrelang in Privatbesitz waren.
Die Landschaft von Güigüí – von den Anwohnern von La Aldea auch Guguy genannt – zeichnet sich durch steile Abhänge und Schluchten, aber auch terrassenförmige Strukturen und naturbelassene, einsame Strände aus, zu denen man nur nach einem anstrengenden Fußmarsch oder per Boot gelangt. Die Landschaft im „wilden“ Westen Gran Canarias liegt im Gemeindegebiet von La Aldea de San Nicolás und grenzt im Süden an den Naturpark Roque Nublo. Bereits im Jahr 1994 wurde Güigüí zum Naturschutzgebiet erklärt, unter anderem wegen der zahlreichen endemischen Arten – Flora, Insekten, Reptilien, Vögel und Meerestiere.
Am 2. Juni erläuterte Cabildo-Präsident Morales auf einer Bootsfahrt zur Küste von Güigüí Vertretern der Inselverwaltung, der Finanzbehörde und der Presse die Besonderheiten dieses Naturschutzgebiets, das nach dem Ermessen der Inselbehörde das Zeug zum Nationalpark hat. „Güigüí ist Teil unserer Identität, als Landschaft und Symbol der Insel, als Kultur- und Naturerbe“, erklärte er. Daher stelle der Erwerb der Grundstücke ein historisches Ereignis dar und setze dem langjährigen Ringen um die Gewährleistung des Schutzes dieses artenreichen Gebiets ein Ende.
Mit den neu erworbenen drei Millionen Quadratmetern gehören nun 75% des Naturreservats der öffentlichen Hand – 60% sind im Besitz der Gemeinde La Aldea de San Nicolás und 15% gehören dem Cabildo.
Wird Güigüí der fünfte Nationalpark?
Mit dem Eigentumsübergang kommt die Inselverwaltung von Gran Canaria ihrem Ziel, den Westen der Insel zum Nationalpark zu erklären, näher. Tatsächlich beherbergt Güigüí mehr Endemismen als die vier bisherigen Nationalparks der Kanarischen Inseln. Güigüí vereint zudem drei verschiedene Ökosysteme in einem Gebiet: vom Kiefernwald bis zum Thermophilen Buschwald und einem einzigartigen „tabaibal-cardonal“ (Sukkulentenbüsche). Außerdem wachsen auf dem etwa 1.000 Meter hohen „Montaña de los Cedros“ die einzigen wilden Zedernwacholder (Juniperus cedrus) auf Gran Canaria. Von den knapp 50 Exemplaren, die 2003 gezählt wurden, konnte der Bestand auf aktuell etwa 1.000 erhöht werden. Dies wurde dank dem von der EU finanzierten Programm Life Guguy möglich, das seit 2013 von der Inselverwaltung umgesetzt wird.
Güigüí steht als „Reserva Natural Especial“ unter besonderem Schutz und ist Teil des Schutzgebietenetzes Natura 2000 der Europäischen Union. Außerdem liegt Güigüí innerhalb der Kernzone des Biosphärenreservats von Gran Canaria. An seiner Küste liegt eine der zwei Seegraswiesen der Insel, weshalb die Zone als Meeresschutzgebiet ausgewiesen ist.
Nach Ansicht des Cabildos gibt es viele Argumente, die für die Schaffung eines Nationalparks in diesem Gebiet sprechen, darunter auch die verschiedenen archäologischen Fundstätten, unter anderem in Montaña Hogarzales und Montaña Los Cedros.
Die Tatsache, dass Güigüí nicht mit dem Auto zu erreichen ist, überraschend auf der so dicht besiedelten Insel Gran Canaria, hat es ermöglicht, dass dieser Lebensraum in einem Zustand erhalten geblieben ist, der wohl seit einigen Jahrhunderten unverändert ist.