Die Zimmermädchen wollen den Gästen in spe die Möglichkeit geben, sich ein Hotel auszusuchen, das fair mit seinem Personal umgeht
Barcelona – Die Arbeit der Zimmermädchen ist anstrengend und schlecht bezahlt. Und der Job ist in den letzten beiden Jahrzehnten immer härter geworden. Waren früher etwa ein Dutzend Hotelzimmer in acht Stunden zu reinigen, so sind es mittlerweile zwanzig bis dreißig. Es ist eine Arbeit die „auf die Knochen geht“, Sehnen und Gelenke verschleißt, sodass die Frauen oft schon ab einem Alter von 50 Jahren nicht mehr in diesem Beruf arbeiten können. Der Stress tut ein Übriges, Magenleiden, Migräne und Erschöpfung sind an der Tagesordnung.
Schon seit Jahren gibt es spanienweit eine Interessengruppe, die Proteste organisiert und bessere Arbeitsbedingungen fordert: Las Kellys. Der Name kommt von der despektierlichen Bezeichnung „Las que limpian“ – Die die saubermachen.
Da ihr Kampf bisher kaum Verbesserungen herbeigeführt hat und die Arbeitgeber die Zimmerreinigung immer öfter an externe Unternehmen abgeben, bei denen die Zimmermädchen noch prekärere Arbeitsbedingungen vorfinden als in den Hotels, die sich zumindest an branchenspezifische Tarifverträge halten müssen, haben sich die Kellys entschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Sie planen eine Website, über die Kunden Hotels buchen können, die fair mit ihrem Personal umgehen. Über Crowdfunding haben sie schon 30.000 Euro zusammengebracht – die Hälfte des Geldes, das benötigt wird, um mit der Umsetzung des Projekts beginnen zu können.
Die Gewerkschaften CC OO und UGT stehen nicht uneingeschränkt hinter den Kellys. Sie entwickeln schon seit zwei Jahren gemeinsam mit der Universität Málaga selbst eine ähnliche Buchungs-Website, die fairhotels.es heißt. Das Projekt lässt jedoch die Auslagerung der Zimmerreinigung zu und wurde zudem in der Pandemie erst einmal auf Eis gelegt. Die CC OO moniert, das Vorhaben sei zu groß – zu teuer – um von der Zimmermädchenorganisation umgesetzt zu werden. Und eine solche Seite müsse schließlich auch derart gestaltet sein, dass die Hotelunternehmen ihre Zimmer dort auch anbieten wollen.
In vielen Regionen Spaniens werden Tarifabkommen, die auch die externen Reinigungsfirmen binden würden, durch die Arbeitgeberverbände blockiert und finden deshalb keine Anwendung.
Nur die Balearen, Andalusien und die Kanarischen Inseln haben neue Tarifverträge, an die sich auch die externen Dienstleister halten müssen. Auch in Katalonien wurde ein Tarifvertrag von 2017 verlängert, der das Outsourcing begrenzt und die Reinigungsfirmen verpflichtet, die Hotelstandards einzuhalten.
Die Kellys haben mit ihrem Aktivismus schon einiges erreicht, unter anderem hat die katalanische Regionalregierung einstimmig beschlossen, ein Qualitätssiegel für faire Arbeitsbedingungen ins Leben zu rufen. Doch in den drei Jahren, die seither vergangen sind, haben weder die Regional- noch die Zentralregierung Schritte unternommen, eine solche Zertifizierung tatsächlich umzusetzen.
Die Kellys sind es leid, darauf zu warten, dass die Ankündigungen der Gewerkschaften und Regierungen wahr werden, während sie Tag für Tag der Erfüllung eines Pensums unterworfen sind, das nicht zu schaffen ist. So müssen sie für ihren geringen Lohn (ca. 1,50 Euro pro Zimmer) auch noch unbezahlte Überstunden machen, wenn sie ihren Job behalten wollen. Deshalb haben sie sich nun entschlossen, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen und mit dem geplanten Buchungsportal selbst ein Qualitätssiegel zu schaffen.
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