Mehr als 5.000 Bewohner von El Paso, Tazacorte und Los Llanos de Aridane wurden evakuiert, über 100 Gebäude betroffen
Kaum 24 Stunden ist es her, seitdem die Vulkankette der Cumbre Vieja ausgebrochen ist und die Auswirkungen sind bereits beachtlich. Für viele ein Naturspektakel, doch Ortsansässige der Gemeinden von El Paso und Los Llanos der Aridane schauen nervös auf die mindestens sieben sprühenden Lavaschlote. Inzwischen hat einer der Lavaströme, der 6 Meter hoch ist und sich mit einer Geschwindigkeit von 700 Metern pro Stunde fortbewegt, an die 100 Grundstücke und Gebäude erfasst. In der Nacht wurden bis zu 5.000 Menschen aufgefordert, bestimmte Gegenden zu evakuieren, darunter auch an die 500 Touristen, die sich beim Urlaubsort Tazacorte aufhielten.
Nach acht Tagen erhöhter seismischer Aktivität mit mehr als 7.000 kleineren Erdbeben brach der Vulkan am Sonntag, dem 19.9.2021 um 15:12 Ortszeit in der Gegend um Cabeza de Vaca, nahe El Paso, aus. Seit vergangener Woche war die vulkanologische Alarmbereitschaft auf gelb erklärt worden, damit sich die Bevölkerung auf einen Ausbruch vorbereiten konnte. Doch wann und vor allem wo sich der Ausbruch ereignen würde, konnte nur wenige Stunden zuvor eingegrenzt werden, als das Nationale Geografische Institut eine rasch ansteigende Tiefe der Erdbeben auf ca. nur 100 Meter unter der Erdoberfläche feststellte.
Das Vulkanologische Institut der Kanaren, Involcan, gab Montagmorgen ein Schätzwert von 6.000 bis 9.000 Tonnen austretendes Schwefeldioxid bekannt. Diese Daten werden täglich erfasst, denn sie liefern wichtige Hinweise auf den Verlauf einer Eruption – vergehen 48 Stunden ohne einen Schwefeldioxidausstoß, so gilt diese als offiziell beendet. Doch wie lange der „neue“ Vulkan sprühen wird, hängt im Wesentlichen von der vorhanden Magmamenge im „Vulkanreservoir“ im Erdinneren ab, so Nemesio Perez, Leiter des Involcan. Wenn mehrere Magmakammern verbunden sind und sich gegenseitig über zahlreiche Kilometer beeinflussen, dann könne die Eruption über mehrere Wochen und sogar einige wenige Monate andauern. Im Vergleich dazu dauerte die im Jahr 1971 erfolgte Eruption des Vulkans Teneguía 24 Tage mit wenigen Sachschäden. Wissenschaftler betonten wiederholt, dass die Theorie eines Mega-Tsunami durch einen Abbruch Teile La Palmas gegenstandslos sei, denn obgleich La Palma geologisch eine sehr junge Insel ist, die durch Vulkanausbrüche noch wachsen kann, gelten die Insel und die Vulkanketten der Kanaren als stabil.
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez verzögerte seine Reise zur UNO-Vollversammlung in New York und befindet sich heute zusammen mit dem Innenminister Fernando Grande-Marlaska und dem Präsidenten der Kanarischen Regierung, Angel Víctor Torres, vor Ort, um der betroffenen Bevölkerung schnelle Hilfe zuzusagen. Die Spezialeinheiten des Militärs (UME), die Guardia Civil und die Feuerwehr sind im dauernden Einsatze, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten.
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