Suche nach Bürgerkriegsopfern auf Gran Canaria

Der Schacht, in dem die Reste von zahlreichen Vermisstem während des franquistischen Regimes vermutet werden, ist 80 Meter tief. Foto: EFE/Cabildo de Gran Canaria

Der Schacht, in dem die Reste von zahlreichen Vermisstem während des franquistischen Regimes vermutet werden, ist 80 Meter tief. Foto: EFE/Cabildo de Gran Canaria

In Sima de Jinámar wird nach den Mordopfern der franquistischen Repression gesucht

Gran Canaria – Auf Gran Canaria haben in den vergangenen Wochen Archäologen damit begonnen, nach Hinweisen auf ein Massengrab von Franco-Opfern zu suchen. Cabildo-Präsident Antonio Morales sagte, es sei an der Zeit, „das Schweigen zu brechen und für das zugefügte Leid einzustehen“, und dies müsse durch die demokratischen Institutionen geschehen.

Seit dem Jahr 2020 beschäftigt sich die Inselverwaltung von Gran Canaria mit dem Vorhaben, in einem 80 Meter tiefen Vulkanschlot bei Telde, der zur historischen Stätte erklärt wurde, nach den Überresten von Regimegegnern zu suchen, die nach 1936 auf der Insel verschwanden. Während der franquistischen Repression wurden vor allem Republikaner, Gewerkschafter und Mitglieder linker Parteien verfolgt und hingerichtet.

Sima de Jinámar nennt sich der tiefe Schacht vulkanischen Ursprungs, der eine wichtige Rolle bei der Aufarbeitung der Morde im Auftrag des Franco-Regimes spielt. Es handelt sich nicht nur um einen geologisch bedeutenden Ort; hier geschah auch Gewalt und Verfolgung während des Bürgerkriegs, denn in die Öffnung des Lavatunnels sollen Hinrichtungsopfer geworfen worden sein. So wurde der Vulkanschlot möglicherweise zu einem Massengrab. Nun sollen die Menschen, die an diesem Ort ermordet wurden, endlich gefunden werden.

Der Schacht, in dem die Reste von zahlreichen Vermissten während des franquistischen Regimes vermutet werden, ist 80 Meter tief. Als die ersten Archäologen sich in die Tiefe abseilten, war Cabildo-Präsident Antonio Morales (r.) persönlich anwesend. Fotos: EFE/Cabildo de Gran Canaria
Cabildo-Präsident Antonio Morales (r.) war persönlich anwesend, als die ersten Archäologen sich in die Tiefe abseilten. Fotos: EFE/Cabildo de Gran Canaria

Im Zuge der Aktion zur Aufklärung der Morde wurde das Areal um den Vulkanschlot abgesperrt und von der Feuerwehr gesichert. Feuerwehrleute brachten Haken und Seile an, an denen sich die Archäologen in den tiefen Schacht hinunterlassen können, um Proben zu entnehmen.

Javier Velasco, der das Archäologenteam des Cabildos leitet, erklärte, dass zunächst eine genaue Untersuchung im Inneren des Schlots erfolgen werde, um die Stellen festzulegen, an denen menschliche Überreste gefunden werden könnten. Er vermute, dass sich diese unter einer mindestens zwei Meter dicken Schicht aus Geröll und Erde befinden.

Dass in den vergangenen Jahrzehnten jede Menge Müll und auch tote Tiere in das tiefe Loch geworfen wurden, erschwert nun die Arbeit der Archäologen. Bei einem der ersten Abstiege wurde ein Knochenfragment gefunden, das nun eingehend untersucht wird, um festzustellen, ob es von einem Menschen oder einem Tier stammt.

Beim Auftakt der Arbeiten in Sima de Jinámar waren neben Cabildo-Präsident Antonio Morales und dem Leiter des Inselamtes für historisches Erbe, Teodoro Sosa, die Vorsitzende des Verbands des historischen Andenkens (Asociación de Memoria Histórica) von Arucas, Pino Sosa, anwesend.

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