Journalisten werfen dem eigenen Sender „Manipulation“ vor
Der Regionalsender Telemadrid strahlte in seiner Nachrichtensendung vom 30. März ein skandalöses Video aus. Zu sehen waren Ministerpräsident Jose Luis Rodríguez Zapatero und Vizepräsident Alfredo Pérez Rubalcaba, deren Gesichter von dem Siegel der Terrororganisation ETA verdeckt waren.
Madrid – In der zweiten Nachrichtensendung am Abend war auf einmal – zumindest auf Zapateros Konterfei – das Siegel wieder verschwunden. Rubalcaba, dem von der Opposition vorgeworfen wird, innerhalb des „Caso Faisán“ [Fall Faisan] ETA-Mitglieder aus taktischen Gründen vor einer bevorstehenden Razzia gewarnt zu haben, war weiterhin mit dem Siegel zu sehen.
Diese Aktion hat den Protest der Angestellten von Telemadrid hervorgerufen, die sich nicht zum ersten Mal „empört“ über die „systematische Manipulation“ des eigenen Senders zeigten. Den Versuch, anhand einer Montage Zapatero und Rubalcaba mit ETA gleichzusetzen, bezeichneten sie als „grobe und ungeschliffene Machenschaft“ und „das größte Attentat gegen die Prinzipien von Vielfältigkeit, Wahrhaftigkeit und Objektivität“. Der Betriebsrat forderte Agustín de Grado, Direktor der Nachrichtensendung, zum sofortigen Rücktritt auf.
Die in der autonomen Region Madrid in der Opposition stehenden Parteien PSOE und IU gingen noch weiter und verlangten außerdem die Entlassung von Isabel Linares, Generaldirektorin des Senders. Die regierende Partei PP enthielt sich jeglichen Kommentars.
Im Radiosender Cadena Ser äußerte Rubalcaba: „Es gibt eine gesellschaftliche Gruppe – insbesondere im Kommunikationswesen [vertreten] –, die Hass aussät. Was Telemadrid gemacht hat, ist ungebührlich, und das machen sie [auch noch] mit meinem Steuergeld.“
Trotz aller Proteste und Kritik sah Telemadrid die Sache ganz anders und ließ in einer öffentlichen Mitteilung verlauten: „Wir streiten entschieden ab, dass eine derartige Manipulation zur Diskreditierung des Präsidenten und des Vizepräsidenten existiert.“ Laut dem Sender wurde das ETA-Siegel benutzt, um zu unterscheiden, was die Terrororganisation und was die Regierung gesagt hätten, wobei es sich um „ein vollkommen legitimes Mittel“ handele.
Doch die Angestellten beharren darauf, dass sehr wohl eine „politische Absicht“ hinter der Montage gesteckt hätte. Maite Treviño von der Gewerkschaft UGT betonte: „Das war absichtlich. Man kann es nicht als Fehler bezeichnen, weil es nicht ein Stück ist, das direkt gesendet wird, sondern erst nach der Produktion.“
Nicht das erste Mal
Seit der Ernennung von Manuel Soriano zum Generaldirektor im Jahr 2003 klagen die Angestellten über eine „Hexenjagd“ und „Manipulation“ im Sender. U.a. strahlte Telemadrid 2006 einen ähnlich ausgerichteten wie den gerade in der Diskussion stehenden Beitrag aus. Auf Archivbildern dreier vermummter ETA-Mitglieder war der Schriftzug „Palacio de la Moncloa [Sitz der spanischen Regierung], 10. Februar 2006“ eingefügt worden. Damals erklärte der Sender dies mit einem Synchronisationsfehler. Nur ein Jahr später brachten Journalisten von Telemadrid dem Europäischen Parlament ihre Beschwerden vor und klagten die „Manipulation“ des Senders an. Scheinbar wurde es jedoch auch nach dem Rücktritt Sorianos im Jahr 2007 nicht besser. Betriebsratspräsidentin Teresa García Cao erklärte: „Was uns am meisten Sorgen bereitet, sind die Entwürdigung und die Unglaubwürdigkeit. Wahrhaftigkeit und Pluralismus fehlen vollständig.“
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