Tausende spanischer Ingenieure wollen Angela Merkels Aufruf folgen
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei Spaniens jungen und nicht ganz so jungen Berufseinsteigern und Jobsuchern große Erwartungen hervorgerufen, als sie Anfang des Jahres verlauten ließ, Deutschland benötige innerhalb der nächsten zehn Jahre rund 100.000 Ingenieure und sie würde sich glücklich schätzen, wenn diese aus Spanien kämen.
Madrid / Barcelona – Bei einer Arbeitslosenquote von über 40% in der Bevölkerungsgruppe der unter 30-Jährigen ist es nicht verwunderlich, dass viele bestens ausgebildete Spanier nur noch das Auswandern als Chance auf einen menschenwürdigen Job sehen.
Nach dem vielversprechenden Aufruf Merkels wurde es jedoch wieder still um das verlockende Angebot. Bis Anfang Juni, da organisierte die deutsche Handelskammer in Madrid und Barcelona Informationsveranstaltungen, bei denen interessierte Jobsucher Näheres über die Aussichten, in Deutschland Arbeit zu finden, erfahren konnten. Offiziell handelte es sich bei der Veranstaltung um ein Seminar, das berufliche Mobilität zum Hauptthema hatte, Ziel der Veranstalter war es aber, Spaniens jungen Ingenieuren – denn das Angebot richtet sich vor allem an sie – das Arbeitsleben in Deutschland schmackhaft zu machen.
Schon am frühen Morgen standen interessierte, meist junge spanische Ingenieure vor den Veranstaltungssälen in Madrid und Barcelona, um sich auf jeden Fall einen Platz zu sichern. Die Veranstalter selbst haben wohl nicht mit diesem Andrang gerechnet, denn die Kapazität von etwa 80 Sitzplätzen pro Saal war innerhalb kürzester Zeit ausgelastet.
Im Rahmen der Veranstaltungen wurde den Anwesenden erklärt, dass die Arbeitsplatzvermittlung über das sogenannte Eures-Programm abgewickelt würde. Es handelt sich dabei um ein europäisches Internet-Portal zur beruflichen Mobilität. Wer ernsthaft an einem Job in Deutschland interessiert sei, könne über dieses Portal in Kontakt mit potentiellen Arbeitsgebern treten, allerdings, so hieß es, seien die Anforderungen der deutschen Unternehmen hoch.
Derzeit richtet sich das Angebot vor allem an Ingenieure der Fachrichtungen Elektrotechnik, Metallurgie und Kraftfahrzeuge. Später solle das Angebot auch auf medizinische Fachkräfte sowie Spanischlehrer ausgeweitet werden. Allerdings, und darauf wird ausdrücklich hingewiesen, werde ein hohes Niveau an Deutschkenntnissen verlangt. Konkret müsse mindestens das international anerkannte Sprachniveau B2 nachgewiesen werden. Das erreiche man in etwa fünf Jahren, wenn man wöchentlich mindestens 2,5 Stunden Unterricht genommen hat. Bei vier Stunden Sprachunterricht täglich sei es jedoch auch in einem halben Jahr zu schaffen.
Diese von den meisten Spaniern nicht leicht zu erfüllende Anforderung geriet jedoch schnell wieder in Vergessenheit, als das mögliche Gehalt, das in Deutschland zu verdienen ist, zur Sprache kam. So wurde den Interessierten ein Anfangsgehalt von 41.225 Euro pro Jahr in Aussicht gestellt, das nach bereits drei Jahren bei 54.900 Euro liege. Die Ankündigung wurde bei den Anwesenden mit einem breiten, wenn auch etwas ungläubigen Lächeln aufgenommen. In Spanien liegt das Anfangsgehalt von Ingenieuren bei etwa 25.000 Euro pro Jahr.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]