Abschied vom Architekten der Demokratie


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Adolfo Suárez, Spaniens erster Ministerpräsident nach dem Ende der Franco-Diktatur, verstarb im Alter von 81 Jahren

Am 23. März verstarb in Madrid Adolfo Suárez González. Der Vater der spanischen Demokratie, der das Land in der Zeit nach der Franco-Diktatur regierte, war vor zehn Jahren an Alzheimer erkrankt. Zwei Tage nach seinem Tod wurde der ehemalige Ministerpräsident in der Kathedrale von Ávila beigesetzt. Zuvor hatten Tausende Spanier in Madrid Abschied von dem beliebten Staatsmann genommen, der im Kongress aufgebahrt war.

Madrid – Die Anerkennung des spanischen Volkes für die außerordentlichen Verdienste dieses charismatischen Politikers, der Spanien in die Demokratie führte, wird in der Umbenennung von Plätzen und Straßen im Lande und sogar des wichtigsten spanischen Flughafens in der Hauptstadt ihren Niederschlag finden.

Die Staatstrauerfeier am 31. März in der Kathedrale von Madrid vereinte die Präsidenten aller autonomen Regionen Spaniens, die Königsfamilie, die Ex-Regierungschefs Felipe González, José María Aznar, José Luis Rodríguez Zapatero und den amtierenden Ministerpräsidenten Rajoy.

„1670 Tage, die Spanien veränderten“, titelte eine große spanische Zeitung ihren Bericht über den Tod von Adolfo Suárez, des ersten demokratisch gewählten Präsidenten Spaniens nach dem Ende des Franco-Regimes (1939 bis 1975). In einer Madrider Klinik verstarb er am 23. März im Alter von 81 Jahren.

Viele Bürger werden sich noch an das Bild dieses charismatischen Menschen erinnern. Ein elegant gekleideter Mann mit korrekt gescheiteltem Haar an der Seite des noch jungen Königs Juan Carlos. Sieben Monate nach dem Tod von General Franco, am 1. Juli 1976, hatte der Monarch Adolfo Suárez zum Regierungschef ernannt. Der 43-Jährige, bis dahin unbekannte liberale Politiker übernahm die schwere Aufgabe, den Übergang Spaniens zur Demokratie zu gestalten. Er war darauf bedacht, auch die sich neu formierenden linken Parteien und sogar die Kommunisten mit ins Boot zu holen. In einem Referendum, das im Dezember 1976 stattfand, wurde sein politischer Kurs vom spanischen Volk mit überwältigender Mehrheit angenommen.

Nach dem Sieg bei den Parlamentswahlen des Jahres 1977 wurde Adolfo Suárez der erste frei gewählte Präsident Spaniens nach dem Ende der Franco-Ära. Er stimmte seine Reformpolitik mit dem jungen Monarchen ab und setzte sie im Parlament durch. Dadurch hatte er großen Anteil an dem friedlichen Übergang seines Landes von der Diktatur zur Demokratie und wurde so zum Architekten des Übergangs. Von 1976 bis 1981 war Suárez spanischer Ministerpräsident. Während dieser Amtszeit legalisierte er die politischen Parteien – sogar die Kommunisten. Er setzte eine Amnestie für politische Gefangene durch sowie die Ausarbeitung einer neuen Verfassung, an der eine Reihe von Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft beteiligt waren, die später als die „Väter des Spanischen Grundgesetzes“ bekannt wurden. 1978 wurde die neue Verfassung durch einen Volksentscheid bestätigt. Für seine Verdienste um die Demokratisierung Spaniens verlieh ihm König Juan Carlos den Titel eines Herzogs.

Ende der Siebzigerjahre riefen Autonomie-Verhandlungen mit den Regionen wie Katalonien und dem Baskenland eine Welle der Gewalt hervor, und die schlechte Wirtschaftslage führte zu erheblicher Kritik an der Regierung Suárez. 1980 überstand er einen Misstrauensantrag, doch aufgrund der ständigen Querelen und Kritik aus der eigenen Partei trat er am 21. Januar 1981 zurück. Spätere Versuche, in die Politik zurückzukehren, brachten wenig Erfolg. Vor zehn Jahren stellten die Ärzte ein Demenzleiden fest, und seither lebte Suárez zurückgezogen im Schoße seiner Familie.

Der König verabschiedet einen Freund

In einer Fernsehansprache versicherte König Juan Carlos, der Tod von Adolfo Suárez habe ihn mit Erschütterung und Trauer erfüllt. In ihm habe er einen treuen Freund und außergewöhnlichen Mitarbeiter gesehen, der jederzeit seine Treue gegenüber der Krone unter Beweis gestellt habe. Auch wenn der Schmerz über den Verlust groß sei, dürfe er kein Hindernis sein, anzuerkennen, dass Adolfo Suárez eines der brillantesten Kapitel der spanischen Geschichte geschrieben habe, erklärte der König unter anderem.

Dreitägige Staatstrauer

Präsident Mariano Rajoy ordnete eine dreitägige Staatstrauer an, und nicht nur die Königsfamilie und ungezählte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens nahmen von dem verstorbenen Ex-Präsidenten Abschied, der im Kongress aufgebahrt war, sondern auch Tausende Bürger Madrids warteten in endlosen Schlangen vor dem Parlamentsgebäude, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Durch die Straßen der Haupt­stadt wurde der Sarg auf einer von Pferden gezogenen Lafette durch die schweigende Menschenmenge zur Almudena-Kathedrale gefahren, wo der Trauergottesdienst stattfand. Von dort aus erfolgte die Überführung nach Àvila zur Beisetzung in der Kathedrale der Stadt.

Straßen, Plätze und der Flughafen tragen seinen Namen

Die Anerkennung des spanischen Volkes für die außerordentlichen Verdienste des verstorbenen Staatsmannes wird in der Benennung von Plätzen und Straßen und sogar des wichtigsten spanischen Flughafens in der Hauptstadt ihren Niederschlag finden. Kurz nachdem die Halle des Kongresses geöffnet worden war, wo der verstorbene Präsident aufgebahrt war, verkündete das Ministerium für Innenentwicklung, Präsident Rajoy habe der Namensänderung des Madrider Flughafens zugestimmt, der sich zukünftig „Aeropuerto Adolfo Suárez Madrid-Bajaras“ nennen wird.

In den kommenden Wochen und Monaten werden in ganz Spanien Hunderte Straßen und Plätze im Gedenken an den verdienten Präsidenten in Adolfo Suárez umbenannt.

Spaniens erster Ministerpräsident hinterließ tiefe Spuren in dem Ort an Teneriffas Nordküste

Adolfo Suárez und Garachico – eine besondere Freundschaft

uch auf Teneriffa wurden die Flaggen auf Halbmast gesetzt. Ganz besonders wurde dieser Tage jedoch in Garachico des verstorbenen Ex-Präsidenten gedacht, denn gerade in diesem kleinen Ort an der Nordküste der Insel hinterließ Adolfo Suárez tiefe Spuren. Über die enge Verbundenheit von Adolfo Suárez mit Garachico und seinen Bürgern äußerten sich Tage nach seinem Tod mehrere Ex-Bürgermeister der Stadt, die den charismatischen Politiker persönlich kannten.

Der amtierende Bürgermeister Heriberto González nannte Adolfo Suárez eine „wichtige Stütze für die Entwicklung und Verbesserungen der Gemeinde-Infrastrukturen“. Tatsächlich ist es seinem Einsatz zu verdanken, dass mehrere Großprojekte der Stadt, die heute umgesetzt sind, seinerzeit  den Weg nach Madrid fanden und dort auch bewilligt beziehungsweise vorangetrieben wurden. Garachico zählt zu den Verdiensten von Adolfo Suárez allen voran die Verwirklichung des neuen Sport- und Fischerhafens, dessen Planung noch zu seiner Amtszeit begann. Danach sollten mehrere Jahrzehnte vergehen, bis der Hafen schließlich vollendet und im Jahr 2012 eingeweiht werden konnte. Auch den Bau der Meeresstraße von Garachico, die auf einem ihrer Abschnitte nach dem verstorbenen Regierungspräsidenten benannt ist, sowie den Tunnel, der die Ortszufahrt bildet und den Verkehr unterhalb des Steilhangs vor Steinschlag schützt, verdankt Garachico ihm.

Die Bürger Garachicos erinnern sich gerne an die zahlreichen Besuche von Adolfo Suárez in ihrer Stadt. Volksnah, locker, aufgeschlossen und sympathisch war Suárez stets ein umjubelter und gern gesehener Besucher.

Lorenzo Dorta, Ex-Bürgermeister von Garachico, kannte den ehemaligen Ministerpräsidenten persönlich und war lange Jahre mit ihm befreundet. Als Adolfo Suárez 1978 erstmals nach Garachico kam, war Lorenzo Dorta Bürgermeister. Damals trat er mit verschiedenen Bitten an den Ministerpräsidenten heran, der sich gerne für die Infrastrukturverbesserungen wie den Bau der Meeresstraße einsetzte. 1981 war er nicht mehr Ministerpräsident, kam aber trotzdem zur Einweihung erneut nach Garachico. „Uns verband eine große Freundschaft, und wir trafen uns an verschiedenen Orten der Welt wieder, wie in Venezuela oder in Oviedo“, berichtete Dorta, der Freundlichkeit und einen gesunden Menschenverstand zu den großen Tugenden des angesehenen Politikers zählt. „Dies waren zwei seiner großen Eigenschaften. Ich glaube, dass er dank seiner Dialogfähigkeit und seines gesunden Menschenverstandes ein so herausragender Politiker wurde“, erklärte er weiter.

Pascual González Regalado, ebenfalls ehemaliger Bürgermeister von Garachico und seinerzeit Mitglied der Partei UCD von Adolfo Suárez (Union des Demokratischen Zentrums) lernte Suárez 1981 kennen, als dieser zum Ehrenbürger der Stadt ernannt wurde. „Er war ein bescheidener und trotzdem herausragender Mann, mit für die damalige Zeit fortschrittlichen politischen Ideen, und er liebte Garachico“, sagt er über Suárez. Für die Beliebtheit des damaligen Ministerpräsidenten spricht auch eine Anekdote, an die sich Pascual González erinnert: „Mitten in der Wahlkampagne wurde Garachico als Veranstaltungsort für eine UCD-Wahlkampfveranstaltung mit Suárez auserkoren, was Parteimitglieder in Santa Cruz beunruhigte, weil sie dachten, es würden nur wenige dem Aufruf folgen und bis nach Garachico fahren. Doch die Teilnahme war überwältigend, und es wurde ein voller Erfolg.“

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