Pilger auf dem Jakobsweg müssen kein Glaubensbekenntnis mehr ablegen
Pilger auf dem Jakobsweg bekommen bekanntermaßen, wenn sie das Ziel, die Kathedrale in Santiago de Compostela, erreichen und mindestens die letzten 100 Kilometer zu Fuß oder 200 Kilometer zu Pferde oder Fahrrad zurückgelegt haben, im Pilgerbüro eine Urkunde ausgestellt, die sogenannte Compostela.
Santiago de Compostela – Bisher wurden die Pilger befragt, ob sie den Weg aus Glaubensgründen oder anderen Motiven gemacht haben und je nach Antwort gab es eine in lateinischer Sprache abgefasste Urkunde mit dem „lateinisierten“ Namen des Pilgers oder einen hübsch gestalteten Willkommensgruß in Spanisch ohne Namensnennung.
Doch auch die Mehrheit der Pilger, die nicht im katholischen Glauben verwurzelt sind, ließen sich bisher im Pilgerbüro des Erzbistums eine katholische Urkunde ausstellen, weil sie sich nach all den Mühen des Weges nicht mit einem papiernen Gruß abfinden wollten. Dem hat der Dekan von Santiago de Compostela nun Rechnung getragen und eine neue Urkunde entwerfen lassen, die auch jenen Pilgern verliehen wird, die sich nicht zum katholischen Glauben bekennen. Ein Modell für alle, innerhalb dessen ein Passus besagt, dass die Pilgerschaft aus religiösen oder anderen, beispielsweise kulturellen oder persönlichen Gründen, durchgeführt wurde. Die neue Urkunde ist farbenfroher als die bisherige, die seit den 80er Jahren ausgegeben wurde. Sie ist verziert mit einem Mäanderband aus dem „Stundenbuch von Miranda“, welches aus dem 15. Jahrhundert stammt, und einem Bildnis des Heiligen Jakobus aus dem Codex Calixtinus, einer Handschriftensammlung aus dem 12. Jahrhundert.
Segundo Pérez, der Dekan der Kathedrale von Santiago de Compostela erklärte bei der Präsentation der neuen Urkunde, dass damit eine neue Etappe in der geistlichen Betreuung der Pilger eingeläutet werde. Der Katholizismus solle bewahrt werden, jedoch gleichzeitig niemandem die Türen verschlossen sein. Segundo Pérez kritisierte bei dieser Veranstaltung auch Bemühungen bestimmter christlicher Gruppen, Privilegien wie Plätze in der ersten Reihe der Jakobus-Kathedrale zu erhalten. Beispielsweise Bevorzugung zu fordern gegenüber den Pilgern, die Hunderte von Kilometern gewandert seien und „mit Blasen an den Füßen“ ankämen. Wörtlich sagte er: „In der Kathedrale werde für niemanden Sitzplätze reserviert“.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]