Oberstes Gericht verurteilt den Kapitän der „Prestige“


© EFE

Damit wird der Fall endgültig zu den Akten gelegt

Über 13 Jahre nach der größten Umweltkatastrophe Europas, der Ende 2002 durch den Tanker „Prestige“ in Nordspanien und Westfrankreich verursachten Ölpest, ist der endgültige Schuldspruch ergangen.

2013 hatte das Landgericht A Coruña den heute 81-jährigen Kapitän Apostolos Mangouras wegen Befehlsverweigerung – der Kapitän hatte sich drei Stunden lang geweigert, den bereits Schlagseite annehmenden Tanker von der Küste weg schleppen zu lassen – zu einer neunmonatigen Haftstrafe verurteilt. Ansonsten wurde keine Verantwortlichkeit für die Schäden in Höhe von 4,3 Milliarden Euro festgestellt. Daraufhin legte der Staatsanwalt Revision vor dem Obersten Gerichtshof ein.

Hier legte der Staatsanwalt ein nicht vom Gericht in A Coruña miteinbezogenes Dokument vor, aus dem hervorgeht, dass der Kapitän sechs Monate vor dem Untergang des maroden, 26 Jahre alten, einwandigen Tankers Risse und Korrosionserscheinungen in den Tanks zwei und drei entdeckt hatte – gerade dort, wo das Schiff während des Sturms dann entzweibrach.

Der Oberste Gerichtshof nahm dieses Argument nun auf und verurteilte den Kapitän neben der Befehlsverweigerung auch noch wegen eines Umweltdelikts. Zwar wird der nicht vorbestrafte Apostolos Mangouras die zweijährige Haftstrafe nicht antreten müssen, doch ermöglicht das Urteil Schadenersatzforderungen, auch gegenüber dem britischen Versicherer der „Prestige“, The London P&I Club, dessen Police immerhin eine Milliarde Euro abdeckt. Auch der Reeder, die Mare Shipping Inc, könnte zweitrangig zur Verantwortung gezogen werden.

Trotzdem bleibt das Urteil hinter den Erwartungen zurück, denn eine Verantwortlichkeit der Hafenbehörde, die anordnete, den Tanker nicht in den Hafen, sondern auf das offene Meer zu schleppen, wurde nicht festgestellt. Dabei hätte vermutlich die Katastrophe im Hafen in Grenzen gehalten werden können, doch bei Untergang der „Prestige“ 138 Seemeilen vor der galicischen Küste wurden die 63.000 Tonnen giftigen Erdöls minderer Qualität durch die Strömungen an 1.500 Kilometer Küstenstreifen geschwemmt. So kam es zu einer der größten Umweltkatastrophen in Europa.

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