Die Fata Morgana der zamoranischen Lachse


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Mit falschen Angaben brachte die Firma Rodsel zwei Dörfer dazu, je 65 Hektar für eine Lachsfarm bereitzustellen

Die Ankündigung der Firma Rodsel, im Kreis Sayago in der Provinz Zamora die weltweit größte Lachsfarm zu Lande zu errichten, hält seit einem Jahr die Dörfer Muga und Fariza in Atem.

Direktor Santiago Rodríguez stellte sich als Vertreter einer einflussreichen internationalen Unternehmensgruppe vor, die Projekte auf drei Kontinenten umsetze und beste Kontakte in den ehemaligen Sowjetstaaten habe. Er kündigte an, man wolle 150 Arbeitsplätze schaffen und insgesamt 60 Millionen Euro in die Errichtung der Fischzuchtanlage stecken. Der Plan sieht vor, eine Reihe großer Fischzuchttanks zu errichten und außerdem eine Anlage zur Verarbeitung und zum Räuchern der Lachse sowie eine Fischfutterfabrik. Die künftige Produktion sei schon nach Russland und Japan verkauft. 

Würden diese Ankündigungen Realität, hätten sie das Potenzial, das Leben in dem strukturschwachen, ländlichen Gebiet von Grund auf zu verändern. Die Gegend hat in den letzten dreißig Jahren die Hälfte ihrer Einwohner eingebüßt, vor allem die Jugend musste abwandern, weil es nicht genug Arbeit gibt. Und so weckt das Projekt in der Bevölkerung die Hoffnung, dass mit den Arbeitsplätzen auch ein Teil der Fortgezogenen in die Region zurückkehren werde. Aus diesem Grunde war der Bürgermeister des Ortes Muga de Sagayo bereit, der Rodsel Financial Services Limited 65 Hektar Land für 1.200 Euro jährlich zur Nutzung zu überlassen. Nach den Kommunalwahlen weigerte sich die neue Bürgermeisterin jedoch, den vorbereiteten Vertrag zu unterschreiben, weil dieser vorsah, dass die 400-Seelengemeinde die Kosten für die Wasserversorgung der ersten drei Jahre von voraussichtlich 100.000 Euro jährlich zu übernehmen habe. 

Daraufhin wechselte das Projekt in die Nachbargemeinde Fariza, wo ebenfalls 65 Hektar zur Verfügung gestellt wurden. Durch das Gelände soll ein unterirdischer Fluss fließen, sodass die Gemeinde Fariza sich für das Wasser nicht verschulden müsste. Der Bürgermeister des Ortes will, trotz mancher Zweifel, an dem Projekt festhalten, weil er sein Dorf, das schon von 1.200 auf 500 Einwohner geschrumpft ist, nicht sterben lassen will. 

Doch die schönen Pläne scheinen auf Sand gebaut zu sein. Wie die überregionale Tageszeitung „El País“ recherchierte, ist ein Großteil der Angaben, welche die Firma Rodsel über ihre Größe, Kompetenz und Geschäftsverbindungen machte, falsch. Die Londoner Firma, in deren Namen Santiago Rodríguez alle Anträge und Papiere unterschrieben hat, wurde von den britischen Behörden wegen Unregelmäßigkeiten bei der Gründung, unter anderem wurde das Gründungskapital nicht eingezahlt, aufgelöst. Rodríguez leistete noch Unterschriften im Namen dieser Firma, als diese schon nicht mehr existierte und gründete eine weitere mit ähnlichem Namen auf Gibraltar. Die „Rodsel Services Limited“ wurde mit schmalen 2.000 Pfund Kapital gegründet. 

Auf der Website Rodsel.

com wurde behauptet, das Unternehmen habe ein Krankenhaus und Tausende Wohnungen im Senegal und in Benin sowie ein Kraftwerk in Zentralafrika gebaut. Es habe eine Partnerfirma in Singapur, und Direktor Santiago Rodríguez sei internationaler Direktor zweier Banken in der Ukraine und in Mauretanien (beide aktuell im Konkurs). Wie „El País“ ermittelte und auch im Interview mit Rodríguez bestätigt fand, entspricht nichts davon der Realität. Nach diesem Interview verschwanden diese Angaben von der Rodsel-Internetseite. 

Auch die Finanzkraft von Rodsel scheint äußerst dürftig. Von den 60 Millionen Euro geplanter Investitionssumme sollen laut Rodríguez vier Millionen Euro flüssig sein, um zu beginnen, das in Aussicht gestellte russische Investitionskapital komme nicht, stattdessen werde man an die Börse gehen, um 40 Millionen Euro zu erzielen und den Rest mit den ersten Einnahmen finanzieren. 

Das Projekt steht auf mehr als wackligen Füßen, und die Einwohner von Fariza und Muga de Sagayo fragen sich, was ein Mann wie Santiago Rodríguez davon hat, einen solchen Aufwand zu betreiben, wenn gar keine Lachszucht aufgebaut werden soll. Einige glauben, Santiago Rodríguez sei ein Naivling, dem das Projekt entglitten sei, andere denken, dass möglicherweise doch ein Investor dahinter steht, der nicht in Erscheinung treten will.

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