Meeresbiologen entdecken auf den Kanaren weltgrößte Kolonie seltener Korallenart
Meeresbiologen, Taucher und Unterwasserfotografen haben in kanarischen Gewässern die angeblich weltgrößte Korallenkolonie der Art Gerardia Savaglia, auch als falsche Schwarze Koralle bekannt, entdeckt. Natürlich wurde die Entdeckung nicht irgendwo im Bereich der durch Schiffsverkehr vielbelasteten Küste der größeren Inseln gemacht, sondern in den besonders reinen Gewässern des Chinijo-Archipels nördlich von Lanzarote.
An einer Felsformation in etwa 70 Metern Tiefe westlich von Montaña Clara entdeckten die Taucher eine erstaunlich große Korallenkolonie – „ein wahrer Wald“ –, die sie auch als „meeresbiologischen Schatz“ beschrieben.
Das Forschungsprojekt wurde durch die Stiftung „Fundación Canaria Mapfre Guanarteme“ finanziert und begann bereits Ende der neunziger Jahre, als die Forscher bei Filmaufnahmen im Meeresreservat von La Graciosa und den unbewohnten Felseninseln nördlich von Lanzarote zufällig auf diese Felsformation stießen. „Wir waren sprachlos und staunten darüber wie diese Wand buchstäblich mit enormen Gerardia Savaglias überzogen war, was den Eindruck eines Korallenriffs vermittelte“, berichtete Rafael Herrero, Leiter der Unterwasserfilm-Produktionsfirma „Aquawork“, die daran beteiligt war. Allerdings stellte damals das Abtauchen in große Tiefen ein Problem dar. Allein mit Druckluft ausgestattet waren Tauchgänge in derartige Tiefen unmöglich. Die Weiterentwicklung der Tauchausrüstung eröffnete dann neue Möglichkeiten, und die Taucher können heute mithilfe eines speziellen Atemgasgemischs auch in Tiefen von mehr als 40 Meter vordringen.
Mit solchen speziellen Geräten ausgerüstet tauchte das Forscher- und Filmteam zehn Tage lang bei Chinijo zu dem Korallenparadies ab, entnahm Proben, speicherte Daten über die Struktur, Landschaft und Artenvielfalt, um den biologischen Kreislauf der Korallenkolonie zu entziffern. Bei über 80 Tauchgängen entstanden erstaunliche Aufnahmen, die den „meeresbiologischen Schatz“ dokumentieren.
Bei den Korallenkolonien sind häufig Seeigel (Diadema Antillorum) und Schwammarten zu finden. Ab einer Tiefe von 50 Metern kommen zahlreiche wirbellose Lebewesen hinzu, wie beispielsweise die Gorgonias. Auch andere Korallen wie die Schwarze Koralle bilden hier ab einer Tiefe von 100 Metern großflächige Kolonien und bestätigen die These der Wissenschaftler, dass es sich hier um einen ganz besonderen Ort handelt. Einige wirbellose Arten wie zum Beispiel der Seestern Chaetaster longipes sind nur hier in so geringer Tiefe zu finden. Außerdem fanden die Forscher ein Seeigel-Exemplar, das vermutlich zur Gattung Echinus gehört.
Die erstaunliche Entdeckung und der darüber gedrehte Unterwasserfilm wurden auf Gran Canaria in der „Fundación Canaria Mapfre Guanarteme“ in Las Palmas und auf Teneriffa in der Universität La Laguna vorgestellt.
Chinijo – das versteckte Juwel
Die kleine Inselgruppe „Archipiélago de Chinijo“ am nördlichsten Zipfel der Kanaren setzt sich aus den Inseln La Graciosa, Alegranza, Montaña Clara, Roque del Este und Roque del Oeste zusammen. Außerdem wird die Steilküste von Famara im Norden Lanzarotes dazugezählt. 1987 wurde die komplette Inselgruppe zum Naturschutzgebiet erklärt und zählt heute zu den wichtigsten Vogelschutzgebieten der Kanarischen Inseln.
Weitestgehend von menschlichen Einflüssen verschont, blieb die Natur in diesem kleinen Paradies bis heute praktisch unberührt. Die einzige bewohnte Insel ist La Graciosa, wo es ein Fischerdorf gibt, zu dem von Lanzarote aus Tagesausflüge angeboten werden.
Auf den felsigen Eilanden des Chinijo-Archipels nisten zahlreiche unter Schutz stehende Vogelarten, wie der Fischadler, der Berberfalke, der Eleonorenfalke oder der Schmutzgeier. Auch das Meer der Kanaren ist in diesem Gebiet Heimat vieler Arten und zeichnet sich durch besondere Reinheit aus.
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