Die Kanarenregierung und auch Greenpeace wollen die Organisatoren der Probebohrungen zur Verantwortung ziehen
Das Bohrschiff Rowan Renaissance hat die Kanarischen Inseln verlassen. Trotz der Ankündigung des Erdölkonzerns Repsol, weder weitere Sondierungen noch eine Förderung zu planen, untersucht der juristische Dienst der Kanarenregierung die Möglichkeit, die Verantwortlichen im Genehmigungsverfahren für die Probebohrungen wegen Rechtsbeugung zu belangen.
Zu diesem Zweck studieren die Juristen ein umfangreiches Gutachten, welches die Kanarenregierung bei dem emeritierten Richter des Obersten Gerichtshofes, José Antonio Martín Pallín, im Hinblick auf die unterschiedliche Behandlung der Sondierungen vor Malaga, den Balearen und Valencia in Auftrag gegeben hatte. Sollten Pflichtverletzungen durch die Verantwortlichen vorliegen, wird es nach dem Willen der Kanarenregierung strafrechtliche Konsequenzen geben. Auch darüber hinaus will Kanarenpräsident Paulino Rivero alles tun, um dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft kein Ölkonzern in den Gewässern der Kanaren Öl oder Gas fördern darf.
Richter vermutet Verschleierungstaktik
Helmut Moya, Richter am Kanarischen Obersten Gerichtshof, hat in einem Sondervotum innerhalb eines Urteilsspruches (Ratifizierung der Ablehnung, die Sondierungen im Dezember vorläufig zu stoppen) dargelegt, dass er die Erklärungen Repsols zum Ergebnis der Probebohrung aufgrund der widersprüchlichen und undurchsichtigen Informationspraxis des Unternehmens nicht für glaubwürdig hält. Er glaubt, es könnten ebenso gut immense Ölvorkommen gefunden worden sein, deren Existenz nun aus taktischen Gründen verschwiegen werde.
Greenpeace bleibt dran
Die Umweltorganisation Greenpeace, welche die Sondierungen zeitweise mit Protestaktionen begleitet hat, ließ verlauten, Repsol werde zwar nun kein Öl fördern, hinterlasse aber dennoch einen erheblichen Schaden in einem Seegebiet, das von unschätzbarem ökologischem Wert sei. Ölsondierungen würden immer negative Auswirkungen auf die Orte haben, wo sie durchgeführt werden, wie sogar die Ölkonzerne selbst zugeben. Greenpeace will deshalb sowohl von Repsol als auch von der spanischen Regierung eine Einschätzung der Schäden, die während der neumonatigen Sondierungsphase entstanden sind, fordern. Zum einen habe die Lärmverschmutzung äußerst negative Auswirkungen auf die Wale und Delfine in der Region. Zum anderen ergäben sich aus der chemischen Kontaminierung durch Tonnen von giftigem Bohrschlamm und aus der Tiefe heraufbeförderten Materialien erhebliche Schädigungen der Fauna und Flora im Umkreis von mehreren Kilometern.
Sechs tote Wale und Delfine
Wie der Umwelt-Staatssekretär Frederico Ramos erklärte, gibt es keine Gewissheit darüber, dass der Tod zweier Pottwale, die auf Fuerteventura angeschwemmt wurden, mit den Sondierungen in Zusammenhang steht. Es würden ja schließlich immer wieder einmal tote Meeressäuger an den kanarischen Küsten gefunden.
Während der Sondierungen waren im Verlauf von zwei Monaten insgesamt sechs tote Meeressäuger auf Fuerteventura angeschwemmt worden. Im November, 48 Stunden nach Beginn der Probebohrung, war es ein junger Pottwal an der Costa Calma, im Dezember ein weiterer an der Küste von Antigua. Es folgten die Funde eines jungen Grindwals in Pájara und eines Delfins in La Oliva. Zuletzt wurden Ende Januar ein Atlantischer Fleckendelfin in Jandía und ein Tümmler in Puerto del Rosario angeschwemmt.
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