La Ampuyenta – ein Dorf wird zum Museum


© Cabildo Fuerteventura

Führungen bringen Besuchern die Geschichte von Land und Leuten näher

Ende Oktober wurde in Puerto del Rosario das Museums-Dorf La Ampuyenta nach umfangreichen Renovierungsarbeiten der Öffentlichkeit vorgestellt. Rund 800.000 Euro wurden dank einer Zusammenarbeit der kanarischen Regierung und der Diözese in die Restaurierung mehrerer Gebäude investiert, die nun für Besucher geöffnet werden.

Mehrere Dutzend Theaterschauspieler sorgten gemeinsam mit einer Folkloregruppe und Musikern am Abend des 24. Oktober dafür, dass sich das Publikum bei der Präsentation des Museums-Dorfes ins 18. Jahrhundert zurückversetzt fühlte. Es gab einen Rundgang mit Besuch der verschiedenen Gebäude, an dem Inselpolitiker und Besucher teilnahmen. Unter den Anwesenden waren auch viele Einheimische, die mit Freude die Restaurierung und die dadurch erfolgte Verschönerung ihres Ortes verfolgt hatten. „Ich wohne in diesem Dorf und bin stolz auf diese nun restaurierten Häuser, die Teil der Geschichte der Insel sind“, sagte eine 64jährige Anwohnerin den Reportern bei der Einweihung. „Endlich wird man ihrer Bedeutung gerecht und sie können durch die Museums-Route von Anwohnern und Touristen besucht werden.“  

Cabildo-Präsident Mario Cabrera sprach in seiner Rede von den Anstrengungen, auch das Inselinnere Urlaubern nahezubringen, um den Tourismus nicht mehr nur an den Küsten zu fördern. Die Besucher sollen auch die Geschichte der Insel fernab der Touristenzentren kennenlernen.

La Ampuyenta ist so ein Ort. Hier können Urlauber nun im Rahmen von Führungen historische Gebäude besichtigen und mehr über die Menschen erfahren, die sie berühmt gemacht haben. Zum Beispiel das Geburtshaus von Tomás Mena y Mesa, der 1802 in La Ampuyenta zur Welt kam und als weitgereister Humanist und Wissenschaftler in die Geschichte Fuerteventuras einging. In Havanna (Kuba) studierte er Medizin, Fachbereich Chirurgie, und kehrte nach weiteren Studienjahren an der Pariser Sorbonne Universität, Fachgebiet Tropenmedizin, nach Fuerteventura zurück, wo er sich vorwiegend der Forschung widmete. Ihm ist die Gründung des Spitals La Ampuyenta zu verdanken, das auf der Museums-Route ebenfalls besichtigt werden kann.

Tomás Mena y Mesa verfügte in seinem Testament, dass 25.000 Peseten seines Erbes für den Bau des „Hospital de San Conrado y San Gaspar“ verwendet werden, in dem vorwiegend Bedürftige behandelt werden sollten. Diesem Wunsch wurde allerdings nur teilweise und spät entsprochen, denn das Krankenhaus wurde erst 1918 (50 Jahre nach seinem Tod) gebaut und leider nie als solches genutzt. Heute ist es im Besitz der Kirche und wird als Museum betrieben. Eine Ausstellung restaurierter Prozessionstragen der verschiedenen Kapellen der Insel ist darin zu besichtigen.

Auf der Museums-Route liegt auch die „Casa de Fray Andresito“, das Geburtshaus des Franziskanermönchs Andrés García, der 1833 nach Südamerika emigrierte und zunächst in Uruguay und später in Chile missionierte und auch sozial und karitativ tätig war. Als Bettelmönch kam er in Kontakt mit Bedürftigen und ließ ihnen Hilfe zukommen. Auf Fuerteventura und auch in Chile wird Fray Andresito, für den in Rom ein Seligsprechungsprozess eröffnet wurde, große Verehrung entgegengebracht.

Die Kapelle von La Ampuyenta, deren Umgebung im Zuge der Restaurierung ebenfalls saniert wurde, stammt aus dem Jahr 1681 und wurde von der kanarischen Regierung bereits im Jahr 1991 zum Kulturgut ernannt. Im Inneren der Kapelle sind über ein Dutzend Gemälde von Petrus von Alcantara, mehrere Heiligenfiguren und das Altarretabel sehenswert.

Des Weiteren werden auf dem Rundgang die Plaza und ihre Umgebung sowie die alte Zisterne besichtigt.

Kostenlose Führungen

Vorerst werden die geführten Besichtigungen von La Ampuyenta von Dienstag bis Samstag in der Zeit von 10.00 bis 18.00 Uhr angeboten. Die Teilnahme an einer der kostenlosen Gruppenführungen gibt den Besuchern die Gelegenheit, sämtliche Gebäude von innen zu besichtigen, denn die Häuser werden zunächst nur für die Besuchergruppen auf- und anschließend wieder abgesperrt.

Die Gruppenführungen beginnen um 10.30, 12.30, 14.30 und 16.30 und dauern etwa 45 Minuten. Treffpunkt ist an der Plaza del Aljibe.

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