Knapp der Katastrophe entgangen


© EFE

Verheerende Waldbrände auf der Insel La Palma

Die Hitzewelle der letzten Juli-Tage hat nicht nur auf dem spanischen Festland sondern auch auf den Kanarischen Inseln schwere Waldbrände verursacht. Während verschiedene Brandherde auf Teneriffa, Gran Canaria und La Gomera glücklicherweise schnell unter Kontrolle gebracht werden konnten, kam es auf der Insel La Palma zu einer der schwersten Brandkatastrophen der letzten Jahre.

Mehr als viertausend Personen mussten evakuiert werden, zahlreiche Wohnhäuser fielen den Flammen zum Opfer und zwischen 2000 und 2500 Hektar Wald, Buschwerk, landwirtschaftliches Anbaugebiet, Scheunen und leider auch mehrere Wohngebiete wurden zerstört.

Man muss schon auf das Jahr 1949 zurückgehen, als der Vulkan San Juan ausbrach, um sich an Evakuierungsmaßnahmen solchen Ausmaßes zu erinnern, wie in der Nacht vom 31. Juli auf den 1. August, als mehrere Tausend Menschen ihre Häuser verlassen mussten, um in Sicherheit gebracht zu werden. Rund dreihundert fanden im Hotel Princess in Fuencaliente Unterschlupf, das zu dieser Zeit etwa 1500 Urlauber beherbergte. Im Leuchtturm von Fuencaliente suchten mehr als 2000 Personen Schutz und viele andere am Strand von La Zamora, wo sie vom Roten Kreuz betreut wurden.

Das Feuer war am 31. Juli gegen 23 Uhr in der Gegend von Tigalate ausgebrochen und der Wind, der zu dieser Zeit mit mehr als 70 km/h über die Berge fegte, trieb es rasch in Richtung Fuencaliente. Auf seinem Weg zerstörte es landwirtschaftliche Kulturen und Buschvegetation und erreichte schnell verschiedene Wohngebiete. Glücklicherweise waren keine Verletzten zu beklagen –  mit Ausnahme eines alten Mannes, der offenbar aufgrund der Aufregung einen Infarkt erlitt und verstarb.

Als sich das Feuer der Gemeinde Mazo näherte, mussten auch dort mehrere Wohngebiete geräumt werden. Zu dieser Zeit drang das Feuer bereits auf drei Fronten vor.

Sechs Löschhubschrauber und mehr als 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Guardia Civil sowie zahlreiche freiwillige Helfer nahmen sofort den Kampf gegen die Flammen auf. Von Teneriffa auswurde die Spezialeinheit zur Katastrophenbekämpfung des spanischen Militärs UME in Marsch gesetzt, die aus 59 Spezialisten besteht und über hochmodernes technisches Gerät verfügt. Das Cabildo von Gran Canaria schickte einen Löschhubschrauber und vom spanischen Festland kamen zwei Löschflugzeuge und zwei weitere Hubschrauber. Die Inselverwaltungen von Teneriffa und Fuerteventura stellten Brandbekämpfungs-Einheiten mit entsprechender Ausrüstung ab. Die Solidarität der Nachbarinseln war erfreulich groß.

Ministerpräsident José Luis Zapatero, der seit Samstag zusammen mit seiner Familie Urlaub auf der Insel Lanzarote macht, flog am Sonntag nach La Palma um sich persönlich von dem Ausmaß der Katas­trophe ein Bild zu machen. Zusammen mit dem kanarischen Regierungspräsidenten Paulino Rivero und verschiedenen Inselautoritäten sprach er den Menschen, die angstvoll die Löscharbeiten verfolgten, Mut zu und brachte seine Hoffnung zum Ausdruck, dass das Feuer bald unter Kontrolle sein würde und viele von ihnen in ihre Häuser zurückkehren könnten. Für diejenigen, die ihr Hab und Gut verloren haben, sagte er schnelle und unbürokratische Hilfe zu. Bei der nächsten Ministerratssitzung am 13. August werde er entsprechende Maßnahmen veranlassen.

Rivero kündigte im Namen der Regionalregierung an, dass diese für die Menschen, die ihr Zuhause verloren haben, die gesamten Kosten der Anmietung einer Wohnung übernehmen werde.

In der Nacht von Sonntag auf Montag konnten die Feuer dann weitgehend unter Kontrolle gebracht, wenn auch nicht endgültig gelöscht werden. Die Änderung der Witterungsbedingungen – sinkende Temperaturen, steigende Luftfeuchtigkeit und abschwächender Wind leisteten den unermüdlich kämpfenden Löschmannschaften dabei Hilfestellung.

Da bis Redaktionsschluss die Brandherde noch nicht endgültig gelöscht waren, standen konkrete Angaben über den entstandenen Schaden nicht zur Verfügung. Zu diesem Zeitpunkt stand jedoch bereits fest, dass mindestens zwanzig Häuser und zahlreiche Autos vollkommen zerstört wurden. Der Zeitpunkt sowie die Gegend, in der das Feuer ausgebrochen ist, lassen die Sicherheitskräfte vermuten, dass ein verirrter Feuerwerkskörper oder Brandstiftung die Ursache waren. An jenem Tag hatten in Tigalate die örtlichen Fiestas stattgefunden, bei denen während der abendlichen Prozession auch Feuerwerkskörper abgeschossen wurden. Außerdem will ein Augenzeuge gesehen haben, wie ein Mann mit einem weißen Lieferwagen zu dieser Uhrzeit in aller Eile das Gebiet verließ. Entsprechende Untersuchungen sind inzwischen aufgenommen worden.

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