Jerzy Buzek macht sich für die Kanareninsel als Standort für neues europäisches Riesenteleskop stark
EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek wird die Präsidenten der Mitgliedsstaaten vermutlich am 3. Februar dazu aufrufen, die Insel La Palma als Standort für das neue Großprojekt der Europäischen Südsternwarte ESO zu unterstützen.
Dies teilte der spanische EU-Abgeordnete Gabriel Mato mit, der bei der Energiekommission den Stein ins Rollen brachte, damit alle Mitgliedsstaaten solidarisch die Kandidatur von La Palma als Standort in Europa vertreten. Größter Konkurrent der internationalen Sternwarte auf der kanarischen Urlaubsinsel ist weiterhin Chile, wo als Standort das Observatorium Cerro de Ventarrones im Rennen ist.
Gabriel Mato wies auf die Bedeutung hin, die eine gemeinsame Unterstützung von La Palma durch alle Mitgliedsstaaten hätte und unterstrich die Vorteile dieses Standorts, wie zum Beispiel das Gesetz zum Schutz des Himmels, durch das die Lichtverschmutzung des Nachthimmels auf ein Minimum beschränkt ist, und die geringe Zeitverschiebung zur Zentrale der ESO (in Garching bei München). Um der Befürwortung La Palmas als Standort weiteren Nachdruck zu verleihen, wird im Februar eine spanische Abordnung des EU-Parlaments La Palma und das Observatorio Roque de los Muchachos besuchen.
Erst neulich hatte die spanische Wetteragentur Agencia Estatal de Meteorología (AEMET) durch einen Bericht die Zweifel über die Beeinträchtigung der Himmelsqualität La Palmas durch das Wetterphänomen Calima ausgeräumt. Die Meteorologen bestätigten, dass die Calima-Episoden in den Monaten Juli bis September die Arbeit der Sternwarte nicht beeinträchtigen. Außerdem belegten Wissenschaflter der Universität La Laguna anhand einer anderen Studie, dass der Standort La Palma für eine Projekt der Größenordnung des E-ELT weitaus sicherer wäre, da die Wahrscheinlichkeit von Erdbeben in Chile viel größer ist. Während Chile in den letzten 30 Jahren zahlreiche Erdbeben verzeichnete, gab es auf La Palma fast keine.
Offensichtlich soll keine Möglichkeit ungenutzt bleiben, La Palma als idealen Ort für die Installation des E-ELT anzupreisen. Im Juni dieses Jahres soll die Entscheidung über den Standort für das Eine-Milliarde-Euro-Projekt fallen. Im Rennen sind neben La Palma und Chile auch noch Standorte in Argentinien und Marokko, denen von Experten aber weniger Chancen eingeräumt werden.
Astronomie-Tourismus
La Palmas Cabildo-Präsidentin Guadalupe González möchte in Zukunft gerne Touristen auf die Insel locken, die sich für Astronomie interessieren. Über das Tourismusamt der Insel soll die Initiative „La Palma y sus 14 cielos“ (La Palma und ihre 14 Himmel) gestartet werden, um den astronomischen Tourismus anzukurbeln, der andernorts in der Welt bereits erfolgreich läuft. So zum Beispiel in der chilenischen Region Coquimbo, wo das La-Silla-Observatorium der Europäischen Südsternwarte steht. Das Tourismusamt hat für die neue Werbeaktion bereits Flyer entworfen, die nun an die Reiseveranstalter verteilt werden sollen. Guadalupe González verspricht sich von der Initiative eine weitere Diversifikation des Tourismus auf der Insel.
Das E-ELT
Das European Extremly Large Telescope, kurz E-ELT, wird über einen Hauptspiegel von 42 m Durchmesser verfügen und damit größer sein als das ebenfalls von der Europäischen Südsternwarte betriebene VLT (Very Lage Telescope, ein aus vier Einzelteleskopen bestehendes astronomisches Großteleskop, dessen Spiegel zusammengeschaltet werden können). Auch das spanische Gran Telescopio de Canarias, kurz GTC, auf dem Roque de los Muchachos mit seinem 10,4 m Hauptspiegel würde neben dem E-ELT wie ein kleiner Bruder wirken. Die Gesamtkosten für den Bau des E-ELT werden auf eine Milliarde Euro geschätzt; die jährlichen Betriebskosten sollen sich auf über 40 Millionen Euro belaufen. Geplant ist die Fertigstellung bis zum Jahr 2017, damit das Teleskop 2018 den Betrieb aufnehmen kann.
Das E-ELT stellt einen technologischen Zwischenschritt zu dem ebenfalls von der ESO geplanten Overwhelmingly Large Telescope (OWL) mit einem 100 m großen Hauptspiegel und dem Euro50 mit einem 50 m großen Hauptspiegel dar. Der Zwischenschritt ergab sich aus der Erkenntnis, dass ein Spiegelteleskop mit einem rund 100 m großen Spiegel heute technologisch nicht realisierbar erscheint. So wird das E-ELT mit seinem 42 m Hauptspiegel das größte Teleskop der Welt sein.
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