Rettungsübung endete als Tragödie


© EFE

Fünf Tote bei einem Unfall mit einem Rettungsboot auf dem Kreuzfahrtschiff „Thomson Majesty“

Am 10. Februar ereignete sich im Hafen von Santa Cruz de La Palma ein folgenschwerer Unfall. Bei einer Routine-Übung an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Thomson Majesty“ der englischen TUI-Tochter Thomson Cruise kamen fünf Besatzungsmitglieder ums Leben und drei weitere Crew-Mitglieder wurden verletzt.

Die Seenot-Rettungsübung (SNRÜ) für Besatzung und Passagiere ist seit dem tragischen Unfall der „Costa Concordia“ im Januar 2012 bei vielen Reedereien vorverlegt worden, sodass sie vor dem Auslaufen des Schiffes durchgeführt wird. Vorschriftsmäßig muss diese Sicherheitsübung binnen der ersten 24 Stunden nach dem Auslaufen erfolgen.

Die „Thomson Majesty“ sollte La Palma planmäßig am 10. Februar um 15.00 Uhr verlassen. Um 11.50 Uhr kam es bei der Routine-Übung zu dem Unglück. Ein Rettungsboot mit Crew-Mitgliedern wurde als Teil der Übung zu Wasser gelassen. Nach Überprüfung der Funktionstüchtigkeit wurde das Boot wieder hinaufgezogen, wobei zunächst ein Halterungskabel im vorderen Bereich und danach ein Flaschenzug rissen. Das Boot stürzte zwanzig Meter tief ins Wasser. Vor dem Aufprall drehte es sich um, wodurch es für fünf Besatzungsmitglieder zu einer tödlichen Falle wurde. Die übrigen drei der ingesamt acht Personen an Bord konnten von den Rettungskräften mit leichten bis mittelschweren Verletzungen geborgen werden.

Bei den Toten handelt es sich nach offiziellen Angaben um drei Indonesier, einen Philippiner und einen Ghanaer. Autopsien sollen die genauen Todesursachen klären – ob die Männer durch den Sturz starben oder ertranken. Die Verletzten stammen aus Griechenland und von den Philippinen.

Die „Thomson Majesty“ sollte ihre Reiseroute am folgenden Tag mit Kurs auf Madeira fortsetzen, was jedoch, bedingt durch die Ermittlungen der Kriminalpolizei, nicht möglich war. Beamte der Guardia Civil untersuchten im Hafen von La Palma das verunglückte Rettungsboot. Die Passagiere sahen sich schließlich gezwungen, die Insel per Flugzeug zu verlassen, denn das Kreuzfahrtschiff musste während der Dauer der Ermittlungen im Inselhafen bleiben.

„Bedauernswerter Zwischenfall“

Das Kreuzfahrtschiff, das zum Zeitpunkt des Unfalls 1.498 Passagiere und 594 Besatzungsmitglieder an Bord hatte, hat seit mehreren Jahren seinen Basishafen in Santa Cruz de Tenerife. Von hier aus werden siebentägige Kreuzfahrten mit Besuch der Städte Las Palmas de Gran Canaria, Santa Cruz de La Palma, Funchal (Madeira), Agadir (Marokko) und Arrecife (Lanzarote) durchgeführt.

Der Leiter der Marketingabteilung der Hafenbehörde von Teneriffa bezeichnete den Unfall in einer Pressekonferenz als „sonderbar“, da etwas Ähnliches zuvor noch in keinem Hafen der Provinz vorgekommen sei. Airám Díaz sprach weiter von einem „bedauernswerten Zwischenfall“ und versicherte, dass von der Hafenbehörde aus unmittelbar nach dem Unfall jede mögliche Hilfe geleistet wurde. Auch Leandro Melgar, Operationsmanager der Hafenbehörde, bedauerte den Unfall und versicherte, dass das Kreuzfahrtschiff mit 20 Jahren keinesfalls zum alten Eisen zähle, sondern sich durchaus im Durchschnittsalter der Schiffe dieser Klasse befinde. Melgar erinnerte daran, dass „Kreuzfahrtschiffe zu den sichersten Transportmitteln auf See zählen und diese Übungen zur Gewährleistung dieser Sicherheit durchgeführt werden“.

Karnevalsveranstaltung abgesagt

Als Zeichen der Betroffenheit und Anteilnahme wurde die für den Sonntag geplante Karnevalsveranstaltung auf Anordnung der Stadtverwaltung von Santa Cruz de La Palma abgesagt. Sowohl der Umzug der Perkussions- und Tanzgruppen durch die Straßen als auch die anschließend geplante Karnevals-Party auf der Straße fielen aus.

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