Der große Politiker der kleinsten Insel verlässt die politische Bühne


© EFE

Nach 28 Jahren an der Spitze von El Hierro kandidiert Tomás Padrón nicht wieder für das Präsidentenamt

Am 22. Februar verkündete Tomás Padrón, Präsident der Inselregierung von El Hierro, sich aus der aktiven Politik zurückziehen zu wollen.

Der beliebte Politiker leitete als Cabildo-Präsident insgesamt 28 Jahre lang die Geschicke der kleinsten Kanareninsel, setzte ihre Interessen auf den großen Hauptinseln durch und machte das Eiland weltweit bekannt. Nun wird er seinen Posten für die nächste Generation freigeben.

Tomás Padrón Hernández, Mitbegründer der moderat nationalistisch eingestellten Agrupación Herreña Independiente (AHI), wurde 1979 und somit ein Jahr nach Einführung der Demokratie in Spanien zum Präsidenten der Regierung von El Hierro gewählt. 1991 musste der Politiker für vier Jahre seinen Sitz frei machen, gelangte aber 1995 wieder in das Amt, welches er immer noch ausübt.

Immer El Hierro im Sinn, setzte sich Padrón wie kaum ein anderer für das Eiland ein. Besonders lag ihm von jeher die Stärkung der kleinen Inseln gegenüber den größeren und die Dezentralisierung des kanarischen Archipels am Herzen. Er vertrat immer die Meinung, die Inselregierungen könnten sich besser der unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Inseln und ihrer Bewohner annehmen als die Regionalregierung, und sollten daher mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattet werden.

Auch setzte sich Padrón für eine stetige und in die Zukunft gerichtete Entwicklung El Hierros ein. Der technische Bauingenieur trieb den Bau des Handelshafens von La Estaca und des Tunnels von Los Roquillos zwischen Valverde und La Frontera voran. Des Weiteren sorgte er für eine Verbesserung in der medizinischen Versorgung, der Gründung von landwirtschaftlichen Vereinigungen zur besseren Interessenvertretung und nicht zuletzt den Bau des Wind-Wasser-Kraftwerks, das in Kürze die Insel zu 100% mit erneuerbaren Energien versorgen und damit zum weltweiten Pionier erheben wird. Padrón äußerte bescheiden, er habe nur sein Sandkörnchen dazu beigetragen.

Der 65-Jährige gab jedoch auch zu, eines seiner Ziele nicht erreicht zu haben: die Verbesserung der See- und Luftverbindungen. Insbesondere die fehlenden Flüge wären für die Abgeschiedenheit der Insel verantwortlich und würden ihre Weiterentwicklung drosseln.

Alle für Eine

Auf die Frage einer kanarischen Tageszeitung nach einem besonderen Moment seiner 32-jährigen Politikerlaufbahn, erinnerte Tomás Padrón an die Mitte und Ende der 90er Jahre geführte Schlacht gegen die auf El Hierro geplante Satelliten-Abschussbasis und Radarkontrollstation.

Innerhalb der Protestaktionen reisten Politiker und an die 1.000 Bewohner El Hierros per Schiff nach Teneriffa. Dort sollten sich die Studenten und dort lebenden Herreños ihnen anschließen; man ging von einem Protestmarsch von ca. 1.200 oder 1.300 Personen aus. Doch um die 25.000 Einwohner Teneriffas schlossen sich ihnen an und begleiteten sie vom Park La Granja bis zur Plaza de Candelaria in Santa Cruz. Laut dem Inselpräsidenten sei diese Erinnerung unauslöschlich: „Die Umarmungen und die moralische Unterstützung, die uns Teneriffa gegeben hat, beeindruckten uns immens.“

Ein Abschied – aber doch nicht so ganz

Tomás Padrón begründete seinen Abschied zum einen damit, dass nun der passende Moment gekommen sei, der jüngeren Generation den Vortritt in der AHI zu lassen. Des Weiteren scheint der stetige Kampf für mehr Macht der Inselregierungen und gegen die zentralistischen Vorstellungen der auf Regionalebene regierenden Coalición Canaria (CC) für den Inselpräsidenten langsam ein Ende nehmen zu müssen.

Bei Bekanntgabe seines Rückzugs aus der Politik erklärte Padrón: „Bei den Kanarischen Inseln handelt es sich um sieben Gebiete, die von unten nach oben arbeiten, von der Insel zur Region und den Kanaren als Volk.“ Seiner Meinung nach seien während dieser Legislaturperiode jedoch die Cabildos fälschlicherweise abgedrängt und geschwächt worden, während es sich bei diesen Institutionen doch um die Grundlagen der autonomen Region handele. [Bei den Cabildos handelt es sich um spezielle Institutionen der Kanarischen Inseln, die sowohl Aufgaben der Regionalregierung übernehmen als auch ihre eigene Insel verwalten.]

Nach seinem Nachfolger gefragt, antwortete Padrón, dies werde der Parteirat der AHI entscheiden. Trotzdem brachte der auf El Hierro hoch geschätzte Politiker bereits Belén Allende ins Gespräch, Abgeordnete der Insel im kanarischen Parlament, und äußerte, bei ihr handele es sich für ihn um die ideale Kandidatin für das Präsidentenamt. Einen Tag später schlug der Parteirat der AHI tatsächlich Belén Allende als Spitzenkandidatin der Wahlliste vor, doch müssen alle Kandidaturen noch am 13. März vom Parteitag bestätigt werden.

Zwar machte Padrón keine genaueren Angaben, doch ließ er durchblicken, er werde nicht ganz aus der Politik austreten und sich weiterhin für eine Stärkung von Inselregierungen und Rathäusern einsetzen. Denn die Agrupación Herreña de Independientes sei entstanden, um die Organisation der Kanaren an ihre physische Realität anzupassen, sprich Inselregierungen und Rathäusern die Möglichkeit zu geben, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Inseln einzugehen, diese zu vertreten und sich für diese einzusetzen. Ganz wie es Tomás Padrón während seiner 32-jährigen Politikerzeit für El Hierro praktiziert hat.

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