Der Sacyr-Konzern verlangt mehr Geld
Teneriffa – Selten hat ein Bauvorhaben dermaßen viele Verzögerungen erlebt wie das seit 36 Jahren von der Bevölkerung geforderte Krankenhaus Süd. Nun ist es erneut zum Stillstand gekommen. Das Bauunternehmen Sacyr hat die Arbeiten niedergelegt und fordert eine Aufstockung der Mittel, weil man sich bei dem Kostenvoranschlag verrechnet habe.
Anfang des Jahres hatte die Regionalregierung das Vergabeverfahren für den Bau der dritten Phase des Südkrankenhauses in El Mojón bei Los Cristianos, also von vier OPs, drei Kreißsälen und einer Stationsetage, eröffnet. 16 Unternehmen, darunter die Bauriesen Acciona, Dragados, FCC, Ferrovial, Sacyr oder OHL, bewarben sich um den Auftrag. Im Verfahren war das Projekt mit 10,5 Millionen Euro und einer Bauzeit von 30 Monaten veranschlagt. Der Auftrag ging im März an Sacyr. Das Unternehmen hatte mit einem Gebot von 19 Monaten Bauzeit und knapp 8 Millionen Euro das Verfahren für sich entscheiden können.
Im Juni wurden die Bauarbeiten aufgenommen, doch Ende August bereits beantragte Sacyr eine Aufstockung der Mittel um 10%. Nachdem das Gesundheitsressort abgelehnt hatte, stellte das Unternehmen die Arbeiten im Oktober ein. Seitdem laufen die Verhandlungen zwischen dem international tätigen, börsennotierten Konzern mit Hauptsitz in Madrid und dem Gesundheitsressort. Sacyr beharrt auf der Forderung nach mehr Mitteln, offenbar, weil die Kosten falsch berechnet wurden und die Durchführung des Projektes mit den zugesagten Mitteln schlichtweg unmöglich sei. Das Gesundheitsressort weigert sich, schließlich sei Sacyr aus dem Vergabeverfahren gerade dank des günstigen Angebotes als Gewinner hervorgegangen.
Nun hat das Gesundheitsressort ein Verfahren gegen Sacyr eingeleitet. Dem Unternehmen wurde eine Frist zur Wiederaufnahme der Arbeiten gesetzt. Sollte Sacyr dem nicht entsprechen, wird der Vertrag aufgelöst und ein Rechtsverfahren eingeleitet. Dann droht dem Unternehmen wegen des Vertragsbruchs eine Geldstrafe von mindestens 500.000 Euro.
„Schummelei“
Rosa Dávila, Leiterin des Finanzressorts der Regionalregierung, sagte Jesús Morera vom Gesundheitsressort ihre Unterstützung zu und versprach, die Wiederaufnahme der Bauarbeiten im Eilverfahren in Auftrag zu geben.
Cabildo-Präsident Carlos Alonso bot Morera ebenfalls Rückendeckung und erklärte, es könne nicht angehen, dass ein Konzern, der gerade wegen seines günstigen Angebotes, welches von anderen kleineren Unternehmen nicht hätte unterboten werden können, den Zuschlag erhalten habe, nun auf einmal mehr Geld verlange. Das komme einer „Schummelei“ im Vergabeverfahren gleich und könne nicht akzeptiert werden.
Die Bürgermeister der im Inselsüden gelegenen Gemeinden kritisierten, dass bei den Vergabeverfahren die möglichst hohe Unterbietung des Kostenvoranschlages am stärksten bewertet würde. Die Interessenplattform „Pro Südkrankenhaus“ bezeichnete den Baustillstand als „harten Schlag“. Insgesamt befürchtet man nun, trotz der Zusicherung eines Eilvergabeverfahrens seitens der Finanzbeauftragten der Regionalregierung, dass ein jahrelanger Rechtsstreit die Fertigstellung des Krankenhauses um Jahre verzögern könnte.
Seitens des Gesundheitsressorts ist man um baldige Wiederaufnahme der Bauarbeiten bemüht. Jesús Morera erklärte, bei Ausstieg von Sacyr solle umgehend ein Eilverfahren durchgeführt werden, um die Arbeiten bereits im März 2017 erneut in Auftrag zu geben.
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