Staatspakt für eine neue Bildungsreform


Die umstrittene LOMCE wird „ersetzt“

Madrid – Eine hohe Quote von Schulabbrechern, ein bescheidenes Abschneiden bei internationalen Bewertungen, vorgenommene Kürzungen und eine sich verbreitende Ungewissheit über die Anforderungen der Zukunft, jedoch nicht zuletzt die Unzufriedenheit über die jüngste vom ehemaligen und höchst umstrittenen Bildungsminister Wert vorangetriebene Reform LOMCE – haben die Notwendigkeit eines nationalen Paktes für Bildung deutlich gemacht.

Unter der Leitung von Bildungsminister Íñigo Méndez de Vigo haben PP, Ciudadanos und PSOE vereinbart, eine parlamentarische Kommission zu bilden, deren Aufgabe es sein wird, das spanische Bildungssystem zu durchleuchten und einen nationalen Pakt für Bildung auszuarbeiten. „Diese Kommission wird einen Bericht über die Lage des spanischen Bildungssystems erstellen, mit einer Diagnose, mit Vorschlägen und Schlussfolgerungen, die als Grundlage dienen sollen, um einen Staatspakt zu erarbeiten. Dieser Pakt soll zur Schaffung einer tiefgreifenden Bildungsreform dienen, welche die derzeitigen Regelungen ablösen und dank politischer und gesellschaftlicher Übereinstimmung langfristiger Natur sein soll.“

Die noch nicht in Kraft getretenen Absätze der LOMCE werden aufgehoben, das viel kritisierte Regelwerk soll durch die neue Bildungsreform „ersetzt“ werden.

Somit sind nun die Tage der umstrittenen LOMCE gezählt, während der Kommission eine sechsmonatige Frist zur Ausarbeitung des genannten Staatspaktes eingeräumt wurde.

Brisant

Noch ist die neue Regierung nicht lange im Amt, da hat sich ihre geschwächte Position als Minderheitsregierung bereits zum ersten Mal gezeigt, und zwar bei der Abstimmung der Initiative der Sozialisten, die LOMCE zu stoppen. Allein die Abgeordneten der PP sprachen sich gegen ein solches Vorhaben aus, wurden dabei jedoch von allen anderen Fraktionen überstimmt.

Zwei Wochen nach der mehrheitlichen Entscheidung des Abgeordnetenhauses, die LOMCE zu „ersetzen“, wechselte die PP ihren Kurs und vereinbarte mit der PSOE und Ciudadanos die Einberufung besagter Kommission. In der Bündnisvereinbarung mit Ciudadanos hatte die PP zugesagt, die noch nicht in Kraft getretenen Absätze der LOMCE auszusetzen.

Der aus der Region Aragon stammende Lehrer und Pädagogik-Experte César Bona. Foto: EFE
Der aus der Region Aragon stammende Lehrer und Pädagogik-Experte César Bona. Foto: EFE

„Keine Fächer, mehr Kompetenzen“

Madrid – Der aus der Region Aragon stammende Lehrer und Pädagogik-Experte César Bona sprach sich jüngst im Interview mit der Nachrichtenagentur Efe für eine Abschaffung der Fächer und einen ständigen Lehrer-Austausch zwischen den Schulen aus, um das spanische Bildungssystem stärker auf den Erwerb von Kompetenzen auszurichten.

Bona, einer der 50 Finalisten des Wettbewerbs um den besten Lehrer der Welt (Global Teacher Prize), berät das Bildungsressort der Regional­regierung von Aragon und hat gerade das Buch „Las escuelas que cambian el mundo“ (Die Schulen, die die Welt verändern) veröffentlicht.

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