Das „Museo Atlántico“ bei Playa Blanca wurde offiziell eröffnet
Lanzarote – Am 10. Januar wurde an der Küste von Playa Blanca das erste und einzige Unterwassermuseum Europas offiziell eröffnet. Cabildo-Präsident Pedro San Ginés tauchte gemeinsam mit Künstler Jason deCaires Taylor ab, um das symbolische Band zu durchtrennen, womit das „Museo Atlántico“ offiziell eingeweiht und eröffnet wurde.
Die von Jason deCaires Taylor in zweijähriger Arbeit geschaffene Skulpturenausstellung an der Küste von Lanzarote ist in vielerlei Hinsicht besonders. Außergewöhnlich ist schon der Standort. Das Museum befindet sich in 14 Metern Tiefe auf sandigem Meeresgrund, was es nur Tauchern und Schnorchlern zugänglich macht. Es besteht aus 300 Figuren aus pH-neutralem Beton, die der Künstler zu bedeutungsvollen Installationen gruppiert hat. Mit der Zeit werden sich Pflanzen und Meeresbewohner an den porösen Figuren ansiedeln und auf diese Weise das künstliche Riff vollenden. Damit wird das Kunstwerk einem ständigen Wandel unterworfen.
„Ich hoffe, dass das Museo Atlántico von Lanzarote ein Portal zu einer neuen Welt öffnet und zum besseren Verständnis der wunderbaren Unterwasserwelt und unserer Abhängigkeit von ihr beiträgt“, erklärte Jason deCaires Taylor nach seinem Tauchgang zur Eröffnung des Museums. Die Leiterin des regionalen Tourismusressorts, María Teresa Lorenzo, bezeichnete das Unterwassermuseum als bislang größten touristischer Eingriff auf den Kanaren mit einem enormen internationalen Echo und lobte das Projekt als ein Beispiel für das erfolgreiche Zusammenwirken von Tourismus, Kultur und Sport.
Auch Cabildo-Präsident San Ginés wies auf die Bedeutung dieser neuen Touristenattraktion für das weltweite Bekanntwerden der Insel und ihres touristischen Images hin.
Die Umsetzung dieses monumentalen Projektes hat über zwei Jahre gedauert. Die ersten 70 Figuren wurden im Februar 2016 auf dem Meeresgrund installiert und konnten bis Ende des Jahres bereits von Tauchern besichtigt werden. Im Dezember wurden dann in der zweiten Phase die restlichen 230 Skulpturen im Meer versenkt. Das Museum besteht aus zwölf Installationen, die Jason deCaires Taylor ganz unterschiedlichen Problemen der Gegenwart gewidmet hat. „Cruzando el Rubicón“ zum Beispiel (Foto oben) ist eine dreißig Meter lange Betonmauer, der sich eine Gruppe von 35 menschlichen Figuren nähert, und die durch eine einfache rechteckige Öffnung durchquert werden kann. Sie steht als Monument an das Absurde und soll den Betrachter daran erinnern, dass Grenzen, Eigentum und Territorialansprüche in der natürlichen Umgebung irrelevant sind und wir unsere Ozeane, unser Klima und unsere Natur nicht wie unsere Gebiete und unser Eigentum eingrenzen und trennen können. Mit dieser Installation will der Künstler daran erinnern, dass die Ozeane und das Klima sich verändern und dringend Maßnahmen ergriffen werden müssen, bevor es zu spät ist.
Zum Nachdenken regt auch die Installation „Descontrol“ an. Zwei Geschäftsmänner sitzen auf einer Wippe, die an eine Ölförderpumpe erinnert. Sie stehen für das Desinteresse und die Arroganz der Geschäftswelt gegenüber der Natur.
Die letzte Installation, die der Besucher des Museums betrachtet, nennt sich „Remolino humano“ – menschlicher Strudel. Rund 200 Figuren in Lebensgröße sind kreisförmig aufeinandergestapelt; darunter sind Personen unterschiedlichen Alters und Geschlechts. Die Installation soll daran erinnern, dass schließlich alles Leben aus dem Meer stammt und die Menschheit den Veränderungen der Ozeane unterworfen ist. Das Kunstwerk soll an die nackte Verletzlichkeit des Menschen in Anbetracht der Kraft des Meeres erinnern.
Letzten Endes soll ein Besuch im „Museo Atlántico“ den Besuchern zu einem besseren Verständnis des marinen Ökosystems verhelfen und das Bewusstsein für die Bedeutung des Schutzes der Ozeane stärken.
Eintritt ab 8 Euro
Eintrittskarten für den Besuch des 50 x 50 Meter großen Unterwassermuseums auf dem Meeresgrund in der Bucht von Las Coloradas gibt es über die Website http://underwatermu
seumlanzarote.com und im Büro des Museums in Marina Rubicón. Schnorchler zahlen 8 Euro Eintritt und Taucher 12 Euro.
Tauchgänge zu dem „Museo Atlántico“ werden von zahlreichen Tauchschulen – 32 gibt es auf der Insel – angeboten. Das Cabildo erwägt, auch Besichtigungen des Museums in Glasbodenbooten einzuführen.
Steckbrief
Der Künstler Jason deCaires Taylor, Jahrgang 1974, lebt seit einigen Jahren auf Lanzarote, wo er die mehr als 300 Skulpturen für das Unterwassermuseum angefertigt hat. Der Sohn eines Briten und einer Guyanerin schloss 1998 sein Studium am London Institute of Arts mit einem BA Honours in Sculpture ab.
Weltweites Aufsehen erregte der Bildhauer mit seiner Vision, am Meeresgrund Monumente positiven Eingreifens des Menschen in die Natur zu schaffen. Seine Skulpturen sind aus pH-neutralen Materialien geschaffen und sollen durch ihre Beschaffenheit marine Lebewesen anziehen, sich auf ihnen niederzulassen.
Seine ortsspezifischen Werke umspannen mehrere Kontinente. Er spricht mit seinen multidisziplinären Werken Themen unserer Zeit wie Umwelterhaltung und -schutz an. Im Laufe der letzten zehn Jahre hat Taylor mehrere große Unterwassermuseen und Skulpturenparks geschaffen, die gemeinsam über 850 Figuren in Lebensgröße beinhalten.
Taylor hat die Kunstströmung des „Land Art“ in die Meeresumwelt übertragen. 2006 machte er mit der Schaffung des weltweit ersten Unterwasser-Skulpturenparks an der Küste von Grenada international auf sich aufmerksam. Einige Jahre später war Taylor maßgeblich an der Schaffung des „Museo Subacuático de Arte“ (MUSA) in Cancún und Isla Mujeres in Mexiko beteiligt, in dem über 500 Skulpturen ausgestellt sind.
Mit „The Rising Tide“ (Die steigende Flut) schuf er 2016 an der Londoner Themse eine weitere außergewöhnliche Skulpturen-Installation im Wasser, die nur bei Ebbe zu sehen war. Mehrere dieser Reiterskulpturen stehen seit September 2016 auch zu Füßen des Museums für zeitgenössische Kunst beim Hafen von Arrecife (das Wochenblatt berichtete) im Meer. Die Installation soll ein Aufruf sein, den Klimawandel zu stoppen und die Gefahr seiner Auswirkungen zu erkennen und folglich die weitere Nutzung fossiler Energiequellen in der Zukunft infrage zu stellen.
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