Mehrere Lokalpolitiker stehen ebenfalls unter Verdacht
„Operación Clotilde“ nennt sich die Aktion, welche die spanischen Sicherheitskräfte in der letzten Januarwoche im Urlaubsort Lloret de Mar an der Costa Brava gegen die russische Mafia eingeleitet haben.
Lloret de Mar – Dabei wurden ein russischer Geschäftsmann und dessen Sohn sowie deren Sekretärin verhaftet, ebenso die Architektin der Stadt. Es geht um Geldwäsche im großen Stil und um Umschläge mit Tausenden von Euro, welche an das Umfeld des Exbürgermeisters der Stadt und derzeitigen Parlamentsabgeordneten der nationalistischen Partei CiU, Xavier Crespo, überreicht worden sein sollen. In seiner Eigenschaft als Bürgermeister soll er der Firma der russischen Geschäftsleute im Jahr 2009 gegen heftige Proteste der Opposition im Stadtparlament 133.500 Euro an Steuern erlassen und einer Erhöhung der Bebauungsfläche für das wichtigste Projekt der Firma, ein Einkaufszentrum, zugestimmt haben, das auf dem Grundstück der alten Stierkampfarena der Stadt errichtet wurde.
Eine Gruppe von Polizisten hatte zusammen mit dem Anti-Korruptions-Staatsanwalt Fernando Bermejo das Rathaus besetzt, um Akten und Unterlagen über Bauprojekte wie das Einkaufszentrum und einen Hockey- und Fußballclub sicherzustellen. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass über die Firma DDC – Development Diagnostic Company – mehr als 56 Millionen Euro aus deliktiven Geschäften gewaschen wurden, ein Unternehmen mit einem einzigen Beschäftigten und einem Betriebsvermögen von 20 Millionen Euro.
Das Schmiergeld in dicken Umschlägen kam von der Firma Development Diagnostic Company DDC, die im Zeitraum 2003 bis 2011 regelmäßig von der Stadtverwaltung bevorzugt wurde.
Auf dem Grundstück der alten Stierkampfarena von Lloret de Mar, die 2006 abgerissen wurde, sollte nach den Plänen der Stadt eine Residenz für Sportler entstehen, bis DDC ein Auge auf das Objekt warf. Geschäftsführer Andrei Petrow, der zuvor als Churro-Verkäufer, Transportfahrer und Türsteher einer Diskothek gearbeitet hatte und bei dessen Verhaftung eine Kalaschnikow sichergestellt wurde, hatte damit andere Pläne. Dort sollte ein Einkaufszentrum entstehen. 2009 wurde das Projekt in eine Mischung von Einkaufs-Center mit Sportzone und einer Eislaufbahn umgewandelt. Trotz des Protestes der Opposition wurde das Projekt mit dem Prädikat „von öffentlichem Interesse“ ausgezeichnet, was der DDC Steuern in Höhe 133.500 Euro ersparte. Ein Jahr später erweiterte die Gemeinde die Bauerlaubnis für die Geschäftsfläche. „Der DDC“, so monierte die Opposition bereits damals, „wird ein Anzug nach Maß angefertigt.“
Wo seinerzeit die Arena stand, ist weder etwas von einer Sportlerresidenz noch von Sportanlagen zu sehen. Hier steht ein Einkaufszentrum mit Parkhaus für 400 Autos. Neben Crespo war Josep Valls, Stadtverordneter für Finanzen und Urbanismus und Präsident des örtlichen Fußball- und Hockeyclubs, ein weiterer „Promotor“ des Projektes. Und der Sponsor des Vereins ist natürlich die Firma DDC.
Widersprüchliche Aussagen
Petrow, der mutmaßliche Kopf der russischen Mafia, wurde inzwischen dem Untersuchungsrichter vorgeführt und hat ausgesagt, der Ex-Bürgermeister sei auf seine Kosten zwei Mal nach Russland gereist. Ein Mal in Begleitung seiner Familie und ein zweites Mal habe er eine Tourismusmesse in Moskau besucht.
Crespo hat dieser Aussage widersprochen, jedoch eingeräumt, dass er ein Mal auf Einladung von DDC nach Russland gereist sei, um das Unternehmen kennenzulernen. Die andere Reise sei jedoch aus der Kasse der Stadt bezahlt worden.
Crespo steht schon längere Zeit im Fokus der Sicherheitsbehörden und der Antikorruptions-Staatsanwaltschaft. An sein Umfeld sollen Gelder der DDC von vielen Tausend Euro geflossen sein. Bislang wurde jedoch keine Anklage gegen ihn erhoben. Das ist allerdings auch der Tatsache geschuldet, dass er als Abgeordneter des Regionalparlaments über Immunität verfügt.
Er selbst hat zahlreichen Informationsmedien Interviews gegeben, um immer wieder seine Unschuld zu beteuern.
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