Fast fünf Millionen Personen sind arbeitslos gemeldet
Die große spanische Tageszeitung El País hat kürzlich eine Gegenüberstellung des Umgangs mit der Krise und ihren Auswirkungen in Deutschland und Spanien veröffentlicht.
Madrid – Besonders ins Auge gestochen ist dabei die große Diskrepanz, die im Hinblick auf eine der schmerzlichsten Folgen der Wirtschaftskrise, die hohen Arbeitslosenzahlen, in den beiden Ländern herrscht. Demnach scheint die Krise in Deutschland eine dynamische Wirkung auf den Arbeitsmarkt zu haben, denn die Arbeitslosenzahlen sind inzwischen auf unter drei Millionen Personen gesunken– zum ersten Mal seit 19 Jahren und das bei einer Bevölkerung von über 80 Millionen Einwohnern. In Spanien, wo die Bevölkerung bei knapp über 46 Millionen Personen liegt, sind die Arbeitslosenzahlen hingegen seit Beginn der Krise unaufhaltsam gestiegen und drohen in Kürze die Fünf-Millionen-Marke zu erreichen. Während in Deutschland also derzeit 7,1% der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter von Arbeitslosigkeit betroffen ist, sind in Spanien etwa 21% offiziell auf Jobsuche.
Als Auslöser für die große Diskrepanz wird neben zahlreichen anderen Faktoren hauptsächlich die Tatsache angesehen, dass Deutschland nicht wie Spanien unter den Folgen einer im Zuge der Wirtschafts- und Finanzkrise endgültig geplatzten Immobilienblase und dem damit einhergehenden Niedergang des Bausektors zu leiden hat. Beides hat in Spanien mindestens eine Million Arbeitsplätze zerstört. Neben der geplatzten Immobilienblase und der hohen Privatverschuldung gilt es außerdem zu bedenken, dass 2008 und 2009 aufgrund der hohen Immigrationszahlen noch etwa 700.000 Menschen neu auf den spanischen Arbeitsmarkt geströmt sind.
Doch auch die Tatsache, dass in Zeiten des Booms in Spanien – etwa ab Mitte der 1980er Jahre bis Ende der 1990er Jahre – der nationale Arbeitsmarkt nicht entschieden genug reformiert wurde, hat wesentlich zu der derzeitigen Situation beigetragen. So wurden in der Hochzeit von Bauwut und Immobilienexplosion zwar viele Arbeitsplätze geschaffen, allerdings handelte es sich bei den meisten nur um befristete Stellen, die nun als erste der Krise zum Opfer fielen. Und die Folgen werden noch lange zu spüren sein, denn obwohl die spanische Regierung zum Jahresende eine leichte Verbesserung der Situation des Arbeitsmarktes prophezeit, gehen Experten davon aus, dass frühestens 2017 mit einer tatsächlichen Erholung gerechnet werden kann.
4,9 Millionen Arbeitslose
Nach Regierungsangaben waren Ende April 4.910.200 Personen in Spanien arbeitslos gemeldet. Allein zwischen Januar und März verloren 213.500 Menschen hierzulande ihren Job. Das bedeutet konkret, dass derzeit 21,4% der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter arbeitslos sind. Die spanische Nationalbank spricht von einem traurigen Rekord, denn obwohl in der Vergangenheit ähnliche Prozentzahlen erreicht wurden, lag das nur daran, dass damals noch auf der Grundlage anderer Kriterien gemessen wurde. Seit Beginn der Krise im Jahr 2007 wurden spanienweit mindestens 2,5 Millionen Arbeitsplätze zerstört. Am meisten von der Arbeitslosigkeit betroffen sind junge Menschen. Rund 90% der Personen, die zwischen Januar und März dieses Jahres ihren Job verloren haben, sind unter 35 Jahre alt.
Vizeregierungschef Alfredo Pérez Rubalcaba gab in diesem Zusammenhang bekannt, die Lage sei „schlecht, sehr schlecht“. Seiner Aussage zufolge wurde Anfang dieses Jahres jedoch der Tiefpunkt erreicht. Ab jetzt werde es wieder aufwärts gehen, so der Minister, der derzeit als einer der wahrscheinlichsten Nachfolger von Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero gilt.
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