Auch die Kinder sind Opfer


Am 25. November demonstrierten in Madrid Tausende Menschen gegen Gewalt an Frauen. Foto: EFE

Telefondienst verzeichnet Anstieg der Anrufe von Minderjährigen, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind

Madrid – Am 25. November, dem Internationalen Tag zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen, wurden spanienweit Aktionen durchgeführt. Auch wurde der Frauen gedacht, die von ihren Ehemännern oder Partnern ermordet wurden. Es kam aber auch die Problematik der anderen Opfer, der Kinder von misshandelten und von getöteten Frauen, zur Sprache.

Schätzungen zufolge sollen seit Inkrafttreten des Gesetzes gegen Gewalt an Frauen im Jahr 2014 in Spanien rund 500 Minderjährige ihre Mutter verloren haben.

Diana Díaz von der Stiftung ANAR (Ayuda a Niños y Adolescentes en Riesgo), deren Telefondienst seit 1994 Minderjährigen mit Problemen und in Not, jedoch auch Eltern, kostenfrei und anonym an 365 Tagen rund um die Uhr zur Verfügung steht, erklärte gegenüber einer Tageszeitung, eine zunehmende Anzahl von Kindern und Jugendlichen würde wegen häuslicher Gewalt anrufen. Allein seit Jahresbeginn hätten sich über 500 Jugendliche gemeldet, die selbst zum Opfer häuslicher Gewalt wurden, und knapp 2.300 Minderjährige, die häusliche Gewalt in ihrer nahen Umgebung erlebt hätten. ANAR würde den Kindern und Jugendlichen auf psychologischer Ebene helfen, ihnen Verhaltensweisen zu ihrem eigenen Schutz anzeigen und ihnen einen Plan nennen, wie und wo sie Hilfe suchen könnten.

Díaz, die den seit über 20 Jahren existierenden Telefondienst leitet, stellte einen erheblichen Wandel der Gesellschaft im Umgang mit der Gewalt an Frauen fest. Das Problem sei zwar längst nicht ausgerottet und bestehe in allen Schichten der Gesellschaft, es sei jedoch in das Bewusstsein der Menschen gerückt. Heute werde die häusliche Gewalt festgestellt und von professionellen Kräften angegangen.

In der Vergangenheit hatten Kinder, die Zeugen der Gewalt an ihren Müttern und meist auch selbst Opfer physischer und psychischer Gewalt wurden, keine Anlaufstelle, sie wurden nicht psychologisch und auch finanziell nicht unterstützt. Häufig litten diese Kinder im Erwachsenenalter unter Depressio­nen. Heute gibt es Anlaufstellen wie ANAR oder die Spezialeinheit für Gewalt gegen Frauen. Die Regionalregierungen haben Informations- und Betreuungsdienste eingerichtet, wo betroffenen Frauen und Kindern psychologische Betreuung und juristische Hilfe angeboten wird.

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