Der Verband der Direktoren der spanischen Sozialdienste hat kürzlich seinen Bericht über den sozialen Stand der Nation veröffentlicht. Er warnt darin vor der Ausbreitung und Dauer der Armut sowie der Zunahme des sozialen Gefälles in der spanischen Gesellschaft. Er fordert von den Politikern die Rücknahme der Reform des Arbeitsgesetzes – die prekäre Arbeitsverhältnisse mit sich gebracht hat –, eine Minimum-Rente sowie die Zahlung von Pflegeunterstützung für 340.000 Personen, die bislang keinerlei Hilfs- leistungen erhalten. Außerdem finanzielle Unterstützung für die Langzeitarbeitslosen ohne Ansprüche auf öffentliche Zuwendungen.
Der Bericht enthält konkrete Daten über rund 700.000 Haushalte mit 1,3 Millionen Personen, die keine Einkünfte mehr haben. Für sie fordert der Verband eine staatlich garantierte Basisrente, um den Absturz in die Armut zu verhindern.
Die Langzeitarbeitslosigkeit betrifft fast zwei Millionen Spanier, ein klares Zeichen, dass die Armut im Lande inzwischen chronisch geworden ist. Angesichts dieser Situation wird die Politik aufgefordert, einen Plan zu entwickeln, der allen Personen, die länger als zwei Jahre ohne Arbeit sind, für mindestens sechs Monate eine Anstellung garantiert.
Der Koordinator und Autor des Berichtes, Gustavo García Herrero, ist der Meinung, der Preis für die Erholung der spanischen Wirtschaft sei die traurige Tatsache, dass die große Mehrheit der Spanier ohne Zukunft sei, und sich damit zufriedengeben müsse, zu überleben, ohne Chance auf eine Lebensplanung.
„Die Regierung ist über den Rückgang der Geburten im Lande besorgt. Es gibt keine bessere Maßnahme als durch die Abschaffung der Arbeitsreform bessere Lebensbedingungen zu erreichen, um die Geburtenrate wieder anzuheben“, erklärte er. Die Armut, verursacht durch instabile Arbeitsverhältnisse und schlechte Bezahlung, führe dazu, dass sich bis zu sechs Millionen Menschen im permanenten Risiko der Verarmung befänden.
Als kurzfristige Maßnahme für die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Verbesserung des sozialen Schutzes schlägt der Verband staatliche Verträge für Pflegekräfte vor, die sich der 350.000 pflegebedürftigen Menschen annehmen könnten, deren Ansprüche auf Pflege bereits offiziell anerkannt aber nicht realisiert worden sind. Mit dieser Maßnahme könnten etwa 90.000 direkte Arbeitsplätze entstehen, mit einer Anhebung der öffentlichen Ausgaben von lediglich 1,5 Millionen Euro jährlich.
Wie Luis Barriga, der Autor des Kapitels „Armut und soziale Ausgrenzung“, warnt, existiere das Risiko, in eine Spirale zu geraten, die sich immer schneller bewege, wenn keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen würden. Er sieht eine besondere Gefahr in der hohen Jugendarbeitslosigkeit, die er als höchst explosive Situation bezeichnete.
Der Verband der Direktoren der spanischen Sozialdienste hat seinen Bericht allen im Kongress vertretenen Parteien zugestellt. Er wird die Grundlage für eine Debatte sein, an der auch Vertreter der Gewerkschaften, sozialen Einrichtungen und Berufsverbände teilnehmen werden.
Wie berechtigt die geforderten Maßnahmen und die Schilderungen der Missstände sind, erleben wir hier sozusagen live: Erst vor einigen Tagen bat uns die Hilfsstelle der Kirchengemeinde von Puerto de la Cruz erneut um Unterstützung, um die 95 Familien, die von ihr betreut werden, weiter mit Lebensmitteln versorgen zu können. Aus Los Realejos wurden wir um einen Gasherd für eine Familie gebeten, die in einer Notunterkunft lebt und ihr Essen auf einem offenen Feuer kochen muss.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei der netten Dame, die ungenannt bleiben will und in unserer Redaktion eine Spende abgegeben hat und bei den Paten, die uns regelmäßig unterstützen.
[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]