Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)
In Amerika spricht man oft vom vierjährigen Präsidentenzyklus. Er teilt sich in das Vor-, Nach-, Zwischen- und Wahljahr auf. Im Zwischenwahljahr werden alle 425 Abgeordneten des Repräsentantenhauses für zwei Jahre, 37 Senatoren für sechs Jahre und etliche Gouverneure neu gewählt.
In diesem Jahr hat die Wahl am 2. November stattgefunden. Wegen einer Reise wurde dieser Artikel am Abend des 1. Novembers verfasst, denn das Ergebnis der Wahl steht für den Autor bereits fest: Die Demokraten werden Sitze im Parlament verlieren, da in der Tendenz die regierende Partei bei der Wahl durchschnittlich 28 Sitze in Repräsentantenhaus und vier im Senat verliert. Ob die Republikaner den Senat übernommen haben oder nicht, ist unwichtig. Ziemlich sicher ist, dass sich die Dynamik in der amerikanischen Politik ändern wird. Die Demokraten werden mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zukünftig keine Gesetze mehr ohne größere Diskussionen und Abstimmungen verabschieden können. Denn sie werden ihre große Mehrheit verlieren und in den USA ist die Parteidisziplin nicht groß genug, um bei Wahlen im Parlament den Fraktionszwang durchzusetzen. Aber auch die Republikaner können, wenn sie in beiden Häusern eine überwältigende Mehrheit gewonnen haben sollten, nicht regieren, wie sie wollen. Sie können das Vetorecht des Präsidenten nicht übergehen. Insofern müssen alle zukünftigen Gesetzesänderungen in Verhandlungen zwischen dem Präsidenten und der republikanischen Kongresspartei abgestimmt werden. Diese politische Konstellation hatten wir in Amerika schon oft.
Betrachtet man die Zahlen der Vergangenheit für den amerikanischen Aktienmarkt, so ist den Abgeordnetenwahlen im Zwischenwahljahr immer eine Aktienmarktrallye gefolgt. Von 1922 bis 2006 hat der Dow Jones Industrial Index in den neunzig Tagen, die der Wahl folgten, im Durchschnitt eine Wertsteigerung von 8,5 % erzielt. Das sind 5 % mehr als im gleichen Zeitraum jener Jahre, in denen keine Wahl stattfand. Darüber hinaus ist der Dow Jones Industrial Index in 19 der letzten 22 Zwischenwahljahre gestiegen. Die Partei des Präsidenten schneidet in den Wahlen im Zwischenwahljahr meist schlecht ab. Nur 2002 hat die regierende Partei Sitze hinzugewonnen. Aber in diesem Falle ist der Aktienmarkt danach gefallen. Was ist die Ursache für dieses Verhalten des Aktienmarktes? Die Erklärung ist einfach: Märkte hassen Ungewissheit! Und vor der Wahl ist eine Menge Unsicherheit im Markt. Bei der Wahl des Präsidenten verliert die Partei des Gegenkandidaten oft auch eine Menge Sitze im Parlament, die dann bei der Wahl im Zwischenwahljahr teilweise wieder zurückgewonnen werden. Auch werden von den Parteien einzelne Abgeordnete bei dieser Gelegenheit neu aufgestellt. Erst wenn jeder wieder weiß, wie das Spielfeld aussieht und welche Akteure agieren, hat der Markt eine Vorstellung davon, wie sich die Zukunft entwickeln könnte. Meistens besteht nach der Wahl eine größere Ausgeglichenheit in der Machtverteilung zwischen dem Präsidenten und dem Kongress. Damit ist die Chance für einen Kompromiss größer. Diese Situation scheint zumindest der amerikanische Aktienmarkt zu bevorzugen.
Blickt man dazu noch auf die Erfahrung zurück, dass im Vorwahljahr im Präsidentenzyklus generell die besten Wertsteigerungen zu erzielen sind und Amerika immer noch eine Führungsfunktion hat, sollten Sie unserer hier immer wieder geäußerten Meinung folgen und Ihr Aktienengagement jetzt wieder auf Ihre langfristig geplante Quote aufstocken.
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