Unterwegs auf der „Johan Smidt“ & „Astrid“
Mitte November war wieder die High Seas High School im Hafen von Santa Cruz de Tenerife zu Gast. In diesem Jahr legten sogar zwei „segelnde Klassenzimmer“ an, auf denen 43 Schülerinnen und Schüler im Alter zwischen 15 und 18 Jahren ein Jahr lang über die Weltmeere segeln und einmalige Erfahrungen sammeln dürfen.
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbeiten dabei verantwortlich im Schiffsbetrieb, leben in einer Bordgemeinschaft zusammen mit der Crew und den Lehrern, erhalten Unterricht an Bord und unternehmen Landexpeditionen auf den venezolanischen Tafelbergen, den Tobago Keys, im Regenwald oder in den Anden. Sie werden für eine Woche Mitglieder einer Familie in Costa Rica und sie reisen durch Kuba, wo es eine Partnerschule in der Nähe von Havanna gibt. Ein Projekt, das weit entfernt von pädagogischer Utopie eine wahre Schule auf dem Meer bietet, die „High Seas High School – Das segelnde Klassenzimmer“.
Aus Deutschland kommend wurde auf Teneriffa der obligatorische Zwischenstopp eingelegt, bei dem vor der großen Atlantiküberquerung noch mal die Proviantkammern gefüllt und alle übrigen Vorbereitungen getroffen werden. Für rund drei Wochen die letzte Gelegenheit für alle Crewmitglieder, festen Boden unter den Füßen zu spüren und mehr als 40 Meter geradeaus zu laufen. Bei Ausflügen auf den Teide und durch die Masca-Schlucht lernte man Teneriffa besser kennen. Auch der Kontakt zu anderen Menschen wurde gesucht, bevor man auf hoher See gezwungenermaßen mit den Kollegen an Bord auskommen muss. So trafen sich die Schüler des segelnden Klassenzimmers mit ihren gleichaltrigen Kollegen aus der Deutschen Schule in Tabaiba und richteten die schon traditionelle Bordparty aus.
Nach einem kurzen Besuch in Puerto Mogán auf Gran Canaria, wo noch schnell der Wassermacher der „Johan Smidt“ repariert werden musste, wurden dann am 27. November die Segel gesetzt, um nördlich der Kapverden die Passatwinde und Strömungen zu suchen, die zur optimalen Atlantiküberquerung genutzt werden. Rund 22 Tage werden die Abenteurer nun nichts als Wasser um sich haben bis sie das rund 3.000 Seemeilen entfernte Ziel, Martinique, erreichen. Von der Karibik aus geht es noch nach Mittel– oder Südamerika und Kuba, um dann nach 7 Monaten wieder in Deutschland festzumachen.
Das Projekt „HSHS“ wurde von der Hermann-Lietz-Schule Spiekeroog ins Leben gerufen, ein Internatsgymnasium, das sich der klassischen Reformpädagogik verpflichtet hat. Nicht nur den Kopf allein, sondern auch – so Pestalozzi – mit ihm zugleich „Herz und Hand zu bilden“ ist seit der Gründung 1928 Hauptanliegen der Schulleitung. Ziel des Projekts ist es, junge Menschen in ihrer Eigenverantwortung zu stärken und sie auf ihr Leben als junge Erwachsene in der Gesellschaft vorzubereiten. Die Herausforderungen auf dem alten Segelschiff bieten den Teilnehmern die Gelegenheit, persönliche Leistungsgrenzen zu erfahren und zu erkennen, was in ihnen steckt. Sie lernen, dass persönliche Animositäten einem gemeinsamen Ziel untergeordnet bzw. Konflikte ausgetragen werden können, ohne das Gesicht zu verlieren.[bsa_pro_ad_space id=“8,13″ if_empty=“13″ delay=“5″]