Der kanarische Regierungschef fliegt allzu gern im Hubschrauber


© EFE

40 bis 50 Flüge pro Jahr im Notfall-Hubschrauber

8. Februar 2010, 10:40 Uhr: Der kanarische Regierungspräsident Paulino Rivero besteigt auf dem Flughafen Los Rodeos einen Rettungshubschrauber Bell 412, um nach einem Pressefrühstück in Santa Cruz schnell nach Gran Canaria zu fliegen, denn dort hat er um 11:30 Uhr eine Schule einzuweihen und um 12:00 Uhr in Anwesenheit der spanischen Wohnungsbauministerin Beatriz Corredor die Grundsteinlegung für 114 Wohnungen in Tamaraceite durchzuführen.

Zweifellos hatte der Mann es eilig. So eilig, dass er keinen Linienflug nehmen konnte.

Eine Reihe von Zufällen führte dazu, dass diese ominöse Nutzung des Rettungshubschraubers an die Öffentlichkeit kam. Er selbst protestierte zwei Tage später lautstark über die Verspätung dieses Fluges, durch die er seinen Verpflichtungen auf Gran Canaria nicht nachkommen konnte und lastete dies dem angeblichen Bummelstreik der Fluglotsen an. Die konterten natürlich empört, weil sie immer wieder klarstellen müssen, dass sie nicht im Bummelstreik sind, sondern ihre Dienstpläne sehr unzulänglich sind. So habe der Hubschrauber zunächst einmal wegen dichten Nebels eine halbe Stunde auf die Starterlaubnis warten müssen. In dieser Zeit sei im Kontrollturm aufgefallen, dass der Pilot den Flug in der Kategorie „AH“ angemeldet hatte, die Notfällen vorbehalten ist. Notfälle wie Krankentransporte, Brandalarm, Rettung von Verunglückten in den Bergen oder aus dem Meer etc. haben absolute Priorität vor allen anderen Start- und Landemanövern. In diesem Fall aber handelte es sich um keinen Notfall, sondern um einen Flug für ein Regierungsmitglied, der in der Kategorie “STS“ läuft und keinesfalls absolute Priorität genießt.

Daraufhin forderte der Kontrollturm von Gando (Gran Canaria) einen neuen Flugplan an, der sieben Minuten später übermittelt wurde. Der Hubschrauber startete also mit einiger Verspätung, brauchte 41 Minuten für den Flug nach Gran Canaria – und die Termine von Rivero waren geplatzt.

Schon 2009 unangenehm aufgefallen

Bereits Ende 2009 war heftige Kritik daran geübt worden, dass der kanarische Regierungschef viel zu häufig für seine Flüge den Rettungs-Hubschrauber benutzt, statt mit den Linienmaschinen zu fliegen. Schon damals beschwerten sich die Sozialisten über diese unnötigen Kosten, die durch die teuren Hubschrauberflüge entstehen und forderten eine detaillierte Aufstellung über die Hubschrauber-Flüge an, die Paulino Rivero seit 2007 unternommen hat. Inzwischen heißt es, dass es pro Jahr 40 bis 50 Flüge sind.

Rivero sieht das lässig. Immerhin arbeite er im Interesse der kanarischen Bürger, und da er auf allen Inseln arbeite, sei es ein Ding der Unmöglichkeit, immer in Linienmaschinen zu reisen.

Und wenn wirklich ein Notfall eintritt?

Die fünf Hubschrauber der kanarischen Regierung wurden 2006 für rund 40 Millionen Euro angeschafft und ihre „schnelle Einsatzbereitschaft“ gepriesen. Je einer von ihnen ist auf Teneriffa, Gran Canaria, Fuerteventura, El Hierro und La Palma stationiert – für Notfälle. Wenn aber der kanarische Regierungschef gerade mit einem dieser Hubschrauber zu seinen Terminen unterwegs ist und tatsächlich ein Notfall eintritt – wie lange dauert es dann, bis der Hubschrauber wieder startklar und zurück an seinem Einsatzort ist? Die öffentliche Empörung ist groß, und Rivero wäre gut beraten, wenn er seine Terminpläne künftig besser auf die Linien-Flugpläne abstimmen würde, anstatt Privilegien zu beanspruchen, die ihm zumindest in diesem Umfang nicht zustehen.

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