Bald wieder Lotsen auf El Hierros Flughafen
Seitdem das Fluginformationssystem AFIS am 23. September auf dem Flughafen von Los Cangrejos auf El Hierro in Betrieb genommen wurde und die Fluglotsen ersetzte, engagierten sich Politiker und Bevölkerung der kleinsten Kanareninsel mit allen Kräften für die Abschaffung (das Wochenblatt berichtete).
Am 7. Oktober veranstalteten Inselpräsident Tomás Padrón, die drei Bürgermeister von El Hierro und Vertreter der Parteien PP und PSOE ein informatives Treffen für die auf Teneriffa lebende Gemeinde von El Hierro, um auch auf der großen Nachbarinsel über die Folgen der Einführung des AFIS Aufklärung zu betreiben. Kurz darauf gab das Ministerium für Inlandsentwicklung dem Drängen der Volksvertreter nach und ließ sich auf Verhandlungen ein. Doch Inselpräsident Tomás Padrón erweiterte den Kampf auf alle Fronten und wendete sich zudem per Brief an Präsident José Luis Rodríguez Zapatero mit der Bitte, für die Entfernung des AFIS zu sorgen. Und damit nicht genug: Padrón entwarf zudem eine Ministerialverordnung zur Abschaffung des AFIS. Diese wurde nach einigen Korrekturen an die kanarische Regierung zur Weiterleitung an das Ministerium für Inlandsentwicklung übergeben.
Bei einem informativen Mittagessen für Pressevertreter betonte Padrón, El Hierro brauche eine Luftkontrolle, die die Sicherheit garantiere, den Herreños ihre Ruhe wiedergebe und die zukünftige Entwicklung der Insel ermögliche. Zwar gab er zu, dass die bisherige Anzahl von sechs Fluglotsen auf Los Cangrejos übertrieben sei, verwies jedoch darauf, dass es sich hierbei um ein Problem der staatlichen Flughafenbetreibergesellschaft AENA handele. Zur Lösung des Konflikts würden die Bewohner auch ein gemischtes System aus Fluglotsenkontrolle und AFIS akzeptieren. Der Inselpräsident erklärte, im Kampf gegen das Fluginformationssystem verwaltungsrechtliche Klage zu erheben und den Fall bis auf europäische Ebene zu bringen, „oder bis wohin nötig“.
Scheinbar hat der derartig entschlossen geführte Kampf seitens Tomás Padrón und der Herreños das Ministerium für Inlandsentwicklung beeindruckt, denn am 13. Oktober verkündete Juan Ramón Hernández, Leiter des kanarischen Ressorts für staatliche Bauvorhaben und Transport, die Unterzeichnung der von Padrón entworfenen Ministerialverordnung in ihrer korrigierten Fassung zur Wiedereinführung der Fluglotsenkontrolle. Das Dokument sieht vor, dass spätestens ab dem 16. Dezember wieder die Fluglotsen das Ruder von Los Cangrejos in die Hand nehmen und den kommerziellen Flugverkehr während der offiziellen Öffnungszeiten zwischen 8.00 Uhr und 18.30 Uhr regeln. Somit wird das AFIS ausschließlich nachts operieren, wenn nur Sicherheits- und Notfall-Fluggeräte unterwegs sind. Ganz nebenbei erlangte die Insel durch die Verordnung eine Erweiterung der Flughafen-Öffnungszeiten um eine ganze Stunde. Nach Veröffentlichung im spanischen Gesetzblatt werden umgehend die nötigen Verfahren in die Wege geleitet und die nötigen Studien in Auftrag gegeben, so dass ab Mitte Dezember wieder die Fluglotsenkontrolle Los Cangrejos reguliert.
Beeindruckend ist jedenfalls der Zusammenhalt der Herreños und die Entschlossenheit des Inselpräsidenten Tomás Padrón. Dieser nutzte dann auch gleich den Sieg im Kampf gegen das AFIS und forderte die Inselbewohner auf, zusammenzuhalten um weitere für die Entwicklung von El Hierro bedeutende Meilensteine zu erreichen. Dazu gehöre eine noch umfangreichere Erweiterung der operativen Öffnungszeiten von Los Cangrejos, der Umbau der Flugpiste sowie die Verbilligung der Flüge zu und von der Insel, sowohl für Touristen als auch für Residenten.
Sicherheitsprobleme
Bei dem Aerodrome Flight Information Service handelt es sich um ein Informations- und nicht um ein Kontrollsystem. Das umstrittene System liefert ausschließlich Daten über Wetter und Flugverkehr der Umgebung, während Fluglotsen die Piloten bei Anflug, Landung, Start und Abflug kontrollieren und instruieren. Bei dem AFIS scheint es auch manchmal zu Störungen zu kommen. Auf La Gomera wurden bereits Zwischenfälle gemeldet, glücklicherweise ohne Konsequenzen.
Eduardo Gavilán, Vorstandsmitglied des Verbandes kommerzieller Piloten, bezeichnete das AFIS auf El Hierro als „gravierendes Sicherheitsproblem“. Für die Installation des Systems sei es notwendig, dass der jeweilige Flugplatz über ein von der staatlichen Behörde für Flugsicherheit AESA zertifiziertes Sicherheitssystem verfüge sowie nach internationalen Sicherheitsbestimmungen zertifiziert sei. Laut Gavilán gäbe es in ganz Spanien nicht einen Flugplatz, der diese Bedingungen erfülle.
Verschiedene Stellen wie Eurocontrol (Europäische Organisation für Luftverkehrssicherheit) und die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (Sonderorganisation der Vereinten Nationen) stuften das AFIS als ungeeignet ein für abgelegene Orte mit problematischen Wetterbedingungen und Gebirgs- bzw. Hangvorkommen sowie nicht vorhandenem Alternativ-Flugplatz, wie es auf El Hierro der Fall ist.
Grund genug, dass die Herreños um ihre Sicherheit und die der per Flugzeug An- und Abreisenden fürchteten.
Auswirkungen auf die Wirtschaft
Auf dem Treffen mit auf Teneriffa lebenden Herreños kritisierte Inselpräsident Tomás Padrón insbesondere die wirtschaftlichen Folgen.
So habe die Herabstufung des Flughafens von Los Cangrejos auf das Niveau eines Flugplatzes dafür gesorgt, dass die Verhandlungen mit einer Fluggesellschaft zur Einführung einer Direktverbindung zwischen El Hierro und dem Festland zum Erliegen kamen. Auch Islas Airways, ursprünglich interessiert an der Eröffnung neuer Linien, habe sich zurückgezogen. Damit wäre der Ausbau des Flughafens und die damit verbundene Erweiterung der inseleigenen Infrastruktur in Gefahr geraten.
Doch insbesondere auf den Tourismus könnte sich das umstrittene System negativ auswirken. Einige potentielle Reisende könnten sich aufgrund von Sicherheitsbedenken für ein anderes Urlaubsziel entscheiden. Oder würden wegen nicht bestehender Flugverbindung noch nicht einmal eine Reise auf die kleine, vielseitige Insel in Betracht ziehen.
Hintergründe
Laut Padrón richtete AENA das AFIS aufgrund eines „Konfliktes mit den Fluglotsen“ ein. Hierbei seien wirtschaftliche Faktoren in Zusammenhang mit diesem Konflikt entscheidend gewesen und Sicherheitsaspekte sowie Servicekriterien in den Hintergrund geraten. Warum sonst gäbe es in Spanien dreizehn „Flughäfen“ ohne AFIS mit geringerem Passagieraufkommen als auf El Hierro.
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